Attacke via SMS und Whats App
„hallo mama und papa“ - Wie Betrüger einen OVB-Reporter abzocken wollten
Am Anfang stand eine harmlose SMS an einen OVB-Reporter der Waldkraiburger Nachrichten, am Ende ein Hilferuf und eine Anzeige bei der Polizei.
Waldkraiburg – „hallo mama , papa benutze jetzt eine neue tel Nr …. altes handy ist defekt also ist display kaputt schreib mir bitte ein nachricht auf whatsapp danke“ Mit dieser SMS fing an einem Arbeitstag um 10.11 Uhr alles an. Mitten in der Hektik des Tages flüchtig gelesen, klang sie nicht unplausibel: Rechtschreibung war noch nie die große Stärke meiner Jungs. Und überhaupt: Welche Fehler habe ich nicht schon alle versendet, weil es schnell gehen musste, weil es am Handy ja nicht so wichtig ist. Und dann die Aufregung. Außerdem: Wer hat noch nie seinen Namen vergessen, weil ihm doch klar sei, wer schreibt? Nur, ich habe zwei erwachsene Söhne, die längst eine eigene Wohnung haben.
Um 11.19 Uhr kam eine zweite, leicht abgewandelte SMS: „hallo mama und papa“ Display kaputt, neue Handynummer (die gleiche), bitte Nachricht über WhatsApp.
Ansprache klang plausibel, der Köder war gelegt
Ein Anruf über Whats App an diese Nummer blieb unbeantwortet, dafür kam wenig später eine Whats App-Nachricht: „Hallo Papa alles gut bei dir ? Altes handy ist runter gefallen“ Die Ansprache klang plausibel, der Köder für denTrick war gelegt.
Neben Enkel-Trick und Schock-Anrufen gibt es eine weitere verbreitete Masche: den sogenannten Messanger-Betrug. „Das ist eine Betrugsmasche, die es seit circa knapp einem Jahr gibt. Die Täter sitzen im Ausland und benutzen ein Computerprogramm, das in einer halben Stunde an willkürlich kreierte Handynummern zirka 10.000 SMS verschickt, wie Sie diese jetzt bekommen haben. Dies passiert ständig“, teilt dazu Kriminalhauptkommissar Herbert Grieser von der Kripo Mühldorf mit, die auch für Waldkraiburg zuständig ist.
Betrugs-SMS sind keine Seltenheit
Solche Betrugs-Nachrichten sind keine Seltenheit in der Region: Ein Familienvater bekam ebenfalls solch eine Nachricht von seinem ungenannten Kind. Auch eine Bekannte, nur dass sie kinderlos ist. Das mag durchaus Zufall sein, wie Kommissar Grieser erklärt: „Ihre Handy-Nummer wurde vom Computerprogramm rein zufällig ausgewählt.“
Nun denn, meine Neugier, aber auch mein Verdacht waren geweckt. Um 16.21 Uhr ging ich auf die Whats App-Nachricht ein, fragte nach dem Schaden und der Reparatur. Antwort: Dauer circa zwei Wochen. Frage: Hast Du keine Versicherung? Antwort um 19.24 Uhr: „Nein Ich brauche deine Hilfe, aber habe mich bis jetzt geschämt dich zu fragen.“
„Ich zahle dir das morgen zurück“
Zwei Stunden später kam die Katze aus dem Sack: „Ich muss dringend heute 2 rechnungen bezahlen, aber ich noch mein handy nicht habe kann ich meine online Banking nicht aktivieren, könntest du das für mich bezahlen? Ich zahle dir das morgen zurück.“ – Wofür? „Inkasso rechnungen. Ist zusammen 1928,83 Euro ist es möglich.“
Jetzt war ich mir sicher. Das kann keiner meiner Jungs sein. Sie können mit ihrem Geld umgehen und ich hatte mich am Abend zuvor mit ihnen getroffen. Da waren die Handys noch intakt. Also: „Wann ist das Handy gestern kaputtgegangen?“ Antwort: „Gestern.“ Um 21.29 Uhr frage ich: „Wann gestern?“ Zwei blaue Häkchen. Nachricht gesehen und gelesen. Seitdem ist Funkstille.
Täter können nicht ermittelt werden
„Die hinterlegten neuen Telefonnummern sind Handynummern aus dem Ausland“, erklärt der Kommissar Grieser. „Anders als in Deutschland müssen sich dort die Benutzer nicht mit Ausweis registrieren. Aus diesem Grund können auch die Täter nicht ermittelt werden.“
Ich habe trotzdem vorsorglich eine Anzeige gegen Unbekannt wegen versuchten Betrugs gestellt. Auch wenn es wenig bis keine Erfolgsaussichten gibt. Aber so weiß die Polizei zumindest Bescheid.
Aufklärung verhindert Erfolg
Wie oft es tatsächlich zu Betrugsversuchen kommt, kann Kommissar Grieser nicht sagen, da „nur ein Bruchteil der Angeschriebenen dies bei der Polizei meldet. Wir bekommen in der Regel nur die wirklich Geschädigten, die tatsächlich Geld gezahlt haben, mit, wenn sie wegen Betrug Anzeige bei der Polizei machen.“
Zumindest einen Erfolg kann Kommissar Grieser vermelden und begrüßt daher auch diesen Artikel: „Wegen der sehr aktiven Aufklärung durch die Polizei werden es immer weniger Personen, die darauf hereinfallen.“
Das rät die Polizei bei einem versuchten Messanger-Betrug:
• Die eigenen Kinder oder Enkel auf der alten Rufnummer anrufen, dann wird man gleich mitbekommen, dass dies ein Betrugsversuch ist.
• Keine Gelder überweisen.
• Strafanzeige erstatten. So erhält die Polizei Kenntnis von der Straftat und kann die Täter verfolgen. Außerdem erhält sie dadurch Informationen zum Ausmaß, kann Zusammenhänge herstellen und gegebenenfalls Tatserien erkennen.
• Handy bezüglich Software-Updates auf dem Laufenden halten.