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Zwei Familien aus Waldkraiburg berichten

Wo drei Tage lang gefeiert wird: Das Weihnachtsfest bei rumänisch-orthodoxen Christen

Eine Woche vor Weihnachten kommen Gruppen von Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 18 Jahren als Colindam-Sänger zu den Häusern. Alter Tradition entsprechend, tragen sie die farbenprächtigen Trachten der rumänischen Regionen.
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Eine Woche vor Weihnachten kommen Gruppen von Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 18 Jahren als Colindam-Sänger zu den Häusern. Alter Tradition entsprechend, tragen sie die farbenprächtigen Trachten der rumänischen Regionen.

Valentina Parpale und Vioara Schwarz stammen aus Rumänien, leben aber schon lange in Waldkraiburg. Die zwei Frauen gehören der rumänisch-orthodoxen Gemeinde der Stadt an und erzählen, wie sie in ihren Familien Weihnachten feiern sowie von den Festen im rumänisch-orthodoxen Kalender und den damit verbundenen Traditionen.

Waldkraiburg – Am 14. November beginnt eine dem Advent vergleichbare Fastenzeit, allerdings umfasst sie sogar 40 Tage und erinnert daran, dass Jesus 40 Tage in der Wüste gefastet hat. Zur Vorbereitung auf Weihnachten – dem nach Ostern zweitwichtigsten christlichen Fest – halten die rumänisch-orthodoxen Christen strenge Speisevorschriften ein: Nicht erlaubt sind sämtliche Produkte von Tieren, die mit Blut verbunden sind, wie Fleisch von Säugetieren und Fischen. Auch Eier, Butter und Milch sind in dieser Zeit tabu.

Vorweihnachtliche Fastenzeit mit gewissen Ausnahmen

Erlaubt ist dagegen alles Pflanzliche wie Obst und Gemüse. Bestimmte Tage dieser vorweihnachtlichen Fastenzeit fallen unter eine Ausnahmeregelung: An den sechs Sonntagen ist der Verzehr von Fisch und der Genuss von etwas Rotwein erlaubt. Gleiches gilt für das Fest des Apostels Andreas am 30. November und das Nikolausfest am 6. Dezember.

Dem Heiligen Andreas schreibt man die besondere Fähigkeit zu, vor dem Teufel, dem Satan, zu schützen. Nach alter vorchristlicher Überlieferung hängt man an seinem Gedenktag Kränze oder Ketten aus Knoblauchzehen auf oder legt sie in die Fenster. Wie auch im katholischen Brauchtum ist der Nikolaustag ein Fest für die Kinder. Für die Nacht vom 5. auf den 6. Dezember schreiben Mädchen und Buben eifrig Wunschzettel und stecken sie in ihre bereitgestellten Schuhe.

Pflege des Brauchtums nach Deutschland mitgebracht

Am nächsten Tag finden sie dann an Stelle ihrer Wunschbriefe Süßigkeiten, Äpfel, Nüsse, Schokolade und kleine Spielsachen wie Puppen, Autos etc. vor. Manchmal haben die Eltern auch eine kleine Rute, ein dürres Ästchen, als erzieherische Mahnung dazu gesteckt. „Aber Geschenke gibt es trotzdem!“ beeilt sich Valentina Parpale zu versichern und Vioara Schwarz ergänzt, dass sich gerade in ihrer Familie aufgrund gemeinsamer Wurzeln rumänisch-orthodoxes und katholisches Brauchtum zur Weihnachtszeit vermischt hätten. Und beide betonen, dass ihnen die Pflege ihres traditionellen Brauchtums auch in Deutschland immer wichtig gewesen sei. Überhaupt seien Bindungen innerhalb der rumänischen Familien über die Ländergrenzen hinweg sehr stark, gerade auch in der Zeit der Smartphones. Man helfe und unterstütze sich immer gegenseitig.

Eine Woche vor Weihnachten, so erzählen die beiden Frauen weiter, kommen Gruppen von Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 18 Jahren als Colindam-Sänger zu den Häusern. Alter Tradition entsprechend, tragen sie die farbenprächtigen Trachten der rumänischen Regionen. Sie rezitieren religiöse Texte und singen gefühlvolle Weihnachtslieder, darunter Titel wie „Eine wunderschöne Nachricht“, „Macht die Türen auf, ihr Christen“ und „Die Sterne gehen auf“. Zur Belohnung gibt es für die Sänger Geschenke wie Äpfel, Walnüsse, kleine verzierte Brote oder auch etwas Geld.

An Weihnachten wird auch das Fest des Heiligen Stephanus gefeiert

Einen Heiligen Abend kennt man nicht, am 24. Dezember wird nur der Christbaum aufgestellt. In der Kirche und zu Hause wird das Weihnachtsfest erst am 25. Dezember gefeiert. Den Christbaum kannte man in Rumänien ursprünglich nicht, erzählt Valentina Parpale, er habe sich erst im 18. Jahrhundert durch Einflüsse aus Österreich-Ungarn durchgesetzt. Dann kommt sie auf die Weihnachtsfeier in der Familie zu sprechen: Alle Familienmitglieder sitzen am Tisch, jeder bekommt ein kleines Geschenk und es gibt ein reichhaltiges Festessen. „Der Tisch ist immer voll“, stellen die beiden Frauen lachend fest. Ganze drei Tage lang feiere man Weihnachten und zugleich das Fest des Heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers der Urkirche.

An den Festtagen kleide man sich gerne in hellen Farben, besonders auch in Rot als Ausdruck der Freude. „Helle Farben bringen auch seelischen Frieden“, meint Valentina Parpale. Vioara Schwarz erzählt, dass der rumänisch-orthodoxe Priester in den Tagen nach Weihnachten in Begleitung eines Ministranten in die Häuser kommt und Kranke besucht. Singend verkündet er den Familien die Freudenbotschaft, dass Jesus geboren ist. Ein Dreikönigsfest im eigentlichen Sinne kennt man nicht, am 6. Januar wird stattdessen die Taufe Jesu gefeiert. Mit dem Fest Johannes des Täufers am Tag darauf finden die weihnachtlichen Feiern ihren Abschluss.

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