Keine Einsicht und Abschieben der Verantwortung?
Waldkraiburgerin klagt Sozialdienst am Krankenhaus Mühldorf an: „Ich bin alleingelassen“
Dreimal wurde ihr sterbenskranker Vater erfolglos in ein Pflegeheim gebracht. Schuld sei der Sozialdienst am Mühldorfer Krankenhaus. Das sagt eine Waldkraiburgerin.
Waldkraiburg – Maria B. (27) möchte ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie hat Angst, dass das für ihren Vater schlecht sein könnte. Der ist nämlich schwer lungenkrank, liegt im Sterben und muss immer wieder in das Mühldorfer Krankenhaus. Und genau dessen Sozialdienst klagt Maria an.
„Das betrifft nur den Mühldorfer Sozialdienst“, betont Maria immer wieder. „Alle anderen Stationen sind top“; insbesondere die Lungen- und Intensivstation. Doch der Sozialdienst sei eine „Zumutung“ und „überhaupt keine Hilfe“. Er habe nur Probleme gemacht, seine Aufgabe nicht erfüllt und die Verantwortung auf sie abgeschoben: „Es gibt keinerlei Einsicht und Probleme werden unter den Teppich gekehrt. Es kommt nichts. Es geht so nicht. Der Sozialdienst ist keine Hilfe. Ich habe keine Zeit, mich meines Vaters anzunehmen. Meine Wochenenden verbringe ich damit, seine Wohnung aufzulösen, und unter der Woche streite ich mich mit dem Sozialdienst.
„Niemand hat sich darum gekümmert“
Marias 72-jähriger Vater ist seit Jahren schwer lungenkrank, hat Krebs im Endstadium und braucht rund um die Uhr Sauerstoff. Als er nach Operationen in Mühldorf zur Kurzzeitpflege nach Waldkraiburg sollte, begannen die Probleme.
Obwohl Patientenverfügung, Vollmacht sowie ihre Telefonnummer vorlagen, wurde Maria vom Sozialdienst über die erste Verlegung nicht informiert. „Er wurde in einen Krankenwagen gesetzt und nach Waldkraiburg gefahren“, erzählt Maria. Das Problem: „Niemand hat sich darum gekümmert, dass vor Ort Sauerstoff ist.“ Den braucht ihr Vater 24 Stunden am Tag aus zwei 60-Liter-Tanks mit Flüssigsauerstoff. „Vor Ort war aber keiner.“ Also zurück nach Mühldorf. Da wurde ihr erstmals gesagt, sie müsste sich um die Tanks kümmern, diese notfalls selber holen. „Das ist Gefahrgut. Das darf ich nicht.“
„Keiner wollte Verantwortung übernehmen“
Soweit so schlecht. Doch „das Spiel hatten wir zweimal. Er wurde wieder losgeschickt, ohne abzuklären, ob Sauerstoff vor Ort ist.“ War er nicht, also wieder zurück. „Am Ende wollte keiner die Verantwortung übernehmen“, sagt Maria. Stattdessen bekam sie die Rechnungen für die erfolglosen Krankenfahrten.
Als es ihrem Vater immer schlechter ging, sollte er in ein Burghauser Pflegeheim mit Palliativversorgung. Und wieder: Maria wurde nicht über den Termin informiert, „nicht von den Ärzten, nicht von den Schwestern, nicht vom Sozialdienst“. Stattdessen rief um 13 Uhr eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes an: „Mein Vater wurde nach Burghausen geschickt und es war kein Sauerstoff vor Ort. Warum ich den Sauerstoff nicht besorgt hätte.“
Einmal Fehler: Ja, aber nicht dreimal
Maria versteht das nicht. Warum kümmert sich der Sozialdienst nicht um das medizinische Gerät? „Fehler können passieren“, so Maria. „Aber nicht dreimal.“ Die Situation ist so schon belastend genug ist: Ihr Vater liegt zwar im Sterben, bekommt aber alles mit: „Sein Körper gibt auf, aber sein Geist ist fit. Er ist fassungslos und es macht ihn traurig.“ Außerdem muss sie seine Wohnung auflösen und mit der Bürokratie kämpfen. Der Sozialdienst habe auch Hilfe beim Sozialhilfeantrag verweigert. „Das ist eine Zumutung, wenn man in so einer Situation allein ist und man bekommt dauernd Druck.“
Mit dem Sozialdienst am Altöttinger Krankenhaus hat sie andere Erfahrungen gesammelt: „Da hat es einwandfrei funktioniert.“ Da gab es bei Verlegungen nie Probleme.
„Beschwerden über den Sozialdienst sind extrem selten“
Da Maria B., ihren Namen nicht nennen will, kann Dr. Stefan Trabhardt, Leiter des Sozialdienstes am „InnKlinikum“ Mühldorf, „intern nicht recherchieren, wo in dieser Kette es zu einem möglichen Fehler gekommen ist.“ Er versichert: „Beschwerden über den Sozialdienst sind extrem selten und absolute Einzelfälle.“
Die Mitarbeiter des Sozialdienstes würden die Patienten und deren Angehörige in Fragen im Zusammenhang mit dem Krankheitsgeschehen beraten, auch „im Hinblick auf eine weiterführende Versorgung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus“.
„Sozialdienst organisiert notwendige Hilfsmittel“
Wer ist für die Sauerstoff-Tanks zuständig? Trabhardt: „Notwendige Hilfsmittel, wie beispielsweise Sauerstoffflaschen, werden über den Sozialdienst beantragt.“ Der Arzt fülle die Verordnung aus, „und der Sozialdienst organisiert die Anschaffung der notwendigen Hilfsmittel“.
Der Sozialdienst kümmere sich unter anderem um die „Beratung und Vermittlung von ambulanten und stationäre Hilfen sowie von Hilfsmitteln, wie Rollator, Rollstuhl, Pflegebett und so weiter“. Er berate auch über Sozialleistungen und „leistet Hilfestellung bei Anträgen“. Trabhardt: „Bei der Hilfestellung und Beantragung von Leistungen wird seitens des Sozialdienstes mit klarer Patientenbrille vorgegangen.“
Beschwerden werden recherchiert und aufgearbeitet
Abschließend stellt er fest: „Sollte ein Patient oder ein Angehöriger sich nicht adäquat versorgt fühlen, bitten wir darum, die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu nutzen und sich an unser Qualitätsmanagement zu wenden. Hier wird der Fall intern recherchiert und aufgearbeitet und der Antragsteller zeitnah über das Ergebnis informiert.“