Waldkraiburger Singer-Songwriter
„Ich wollte mich nicht verbiegen lassen“: Benoby bringt drittes Album raus
Teils düster, aber mit ganz viel Gefühl: Mit „In das Blau“ veröffentlicht Benoby sein drittes Album. Ein Album, mit dem er manches hinter sich lässt.
Waldkraiburg – „Wenn kein Label das Album haben will, dann kann es gut sein, dass ich es allein mache.“ Kein Zweifel für Robert Wroblewski: Er bringt sein Album genau so auf den Markt, wie er sich vorstellt. Kein Einheitsbrei, sondern eine Musik, bei der man genau hinhören muss. Eine Musik, die nicht auf einzelne Singles gesplittet wird.
Konnte er die Musik-Labels in Berlin von seiner Musik komplett überzeugen? „Was soll ich sagen: Ich hab das Album ohne Label gemacht. Die wollten tatsächlich nur einzelne Lieder haben“, sagt Robert Wroblewski, der unter dem Künstlernamen Benoby seine musikalischen Erfolge feiert und Ende vergangenes Jahr mit seinen neuen Songs im Gepäck nach Berlin gereist war. „Es fühlt sich befreiend an. Ich war noch nie so glücklich, ein Album herauszubringen.“ „In das Blau“ ist das dritte Album des Singer-Songwriter, der in Waldkraiburg aufgewachsen ist und in Berlin erfolgreich an seiner Karriere als Musiker gearbeitet hat.
So funktioniert sein Traum
Solange, bis Corona die Möglichkeiten für Musiker auf null reduzierte. „Das war sehr ernüchternd und ohne viel Hoffnung“, sagt er rückblickend über die Zeit, in der er sich Nebenjobs suchen musste, um nächsten Monat die Miete noch bezahlen zu können. Doch anstatt in der Corona-Zeit seinen Musiker-Träumen nachzuhängen, hat er Tatsachen geschaffen.
Er zog von Berlin wieder nach Waldkraiburg und eröffnete hier eine Praxis für Physiotherapie. „Die Praxis hilft, dass der Traum von der Musik funktioniert. Weg vom Druck, mehr hin zum künstlerischen Schaffenspol“, sagt er. Stress und Kompromisse brauche er bei seiner Musik nicht. „Kompromisslos ist es mir lieber.“
Deshalb wollte er bei den Verhandlungen in Berlin keine Kompromisse eingehen. Sein drittes Album sollte so sein, wie er sich vorstellt – von Anfang bis Ende. „Es ist das, was ich immer wollte. Ein Album, bei dem ich mich nicht verbiegen lassen wollte. Das Album allein auf den Markt zu bringen, hat besser funktioniert als gedacht.“ Seine Erfahrungen und Kontakte in der Musikbranche hätten ihm viel geholfen, sein Album zu realisieren. Inklusive Musik-Videos, die zum Teil in Portugal entstanden sind.
„Es gibt zu jedem Lied ein Video, das die Geschichte erzählt“, sagt er. Ein schlichtes Video in Schwarz-Weiß mit einer ungewöhnlichen Perspektive, eine Fahrt mit Benoby in der Berliner U-Bahn oder an den portugiesischen Stränden an der Algarve. „Ich will mit den Videos die Zuhörer auf eine andere Ebene holen. Außerdem sehe ich auf den Videos, dass ich älter geworden bin. Aber auch meine Musik ist reifer geworden.“
Geprägt von der Corona-Pandemie
Düster, nicht immer hoffnungsvoll ist sein drittes Album, die Musik und Texte sind noch geprägt von der Corona-Pandemie. „Es war gut, alles loszuwerden“, erzählt er. Geschichten aus dem echten Leben. Würde er jetzt das nächste Album aufnehmen, es wäre „schneller, fröhlicher, weltoffener“. Eigenschaften, die zum jetzigen Zeitpunkt auch viel besser auf den Künstler treffen, der gut gelaunt in seiner Physio-Praxis von seinem Album und künftigen Plänen erzählt.
Davon hat er noch einiges im Gepäck: „Die nächsten zwei Jahre sind durchgeplant“, verrät er. Ein Solo-Piano-Album und ein Orchester-Album stehen als Nächstes an. „Damit bin ich erst einmal gut eingespannt.“ Gerade richtet er sich ein Musikstudio in München ein. Außerdem ist ab Frühjahr eine Konzerttour geplant.
Das Beste auf der Welt
Zurück auf die Bühne – für den Singer-Songwriter gibt es nichts Schöneres, als dort zu stehen. „Das bleibt das Beste auf der Welt. Es ist zu schön, um wahr zu sein, wenn die Leute deine Songs singen“, schwärmt er. Um so schlimmer der Tag danach. „Da bin ich traurig, weil es vorbei ist, und ich falle in ein kleines Loch.“
Deshalb bedauert er, dass er zu seinen Berliner-Zeiten nicht mehr auftreten konnte. „Ich hätte gerne viel mehr live gespielt. Damit hätte ich mehr Leute eingefangen, mehr Fans, die mir über die Corona-Pandemie geblieben wären. Aber das hole ich nach“, verspricht er.
Tagsüber Behandlungen in der Physio-Praxis, später am Tag die Musik. „Der Druck ist weg. Die Musik ist kein Risiko mehr. Führer hätte ein schlechter Gig das Ende der Karriere bedeuten können. Heute bedeutet ein schlechter Auftritt einen Tag in der Praxis.“ Die Praxis ist sein Beruf, die Musik seine Berufung. „Ich hab nichts zu verlieren, auf der Bühne kann ich nur noch gewinnen.“