Zwischen Physio-Praxis und Tonstudio
Pop-Newcomer zurück in Waldkraiburg: Physio-Therapeut Benoby bringt drittes Album heraus
Unter dem Künsternamen Benoby wurde Robert Wroblewski vor Jahren als „Newcomer am Pophimmel“ gefeiert. Doch mit Beginn der Corona-Pandemie wurde es musikalisch leise um ihn. Jetzt wird er wieder laut - mit seinem dritten Album.
Waldkraiburg - Entspannt sitzt Robert Wroblewski in seiner Physio-Praxis am Stadtplatz, seine Musik ist präsent: In der Ecke ein Klavier, an der Wand eine Collage mit Bildern von Auftritten, Fans jubeln ihm zu. „Meine Motivation-Wall“, sagt er. In Berlin hat er als Benoby erfolgreich an seiner Karriere als Singer-Songwriter gearbeitet. Seit zwei Jahren ist er zurück in Waldkraiburg. Fühlt es sich wie ein Scheitern an, zurück zu sein? „Das erste Gefühl war, verloren zu haben. Die Zeit nicht gut genug genutzt zu haben, um auf einem höheren Niveau zu bleiben.“ Doch die Zeit war auch gegen ihn: Corona nimmt ihm von einem Tag auf den anderen alle Möglichkeiten für einen Auftritt. Auch ein geplantes Benefizkonzert in Waldkraiburg findet erst zwei Jahre später statt. „Es war alles vorbei. Keine Aufträge, kein Geld. Ein Jahr lang war nichts.“
Sein Erspartes in die Praxis gesteckt
Also braucht es einen Plan B: Sein Erspartes steckt er in die Praxis, die zufällig am Stadtplatz freigeworden ist und zieht von Berlin wieder nach Waldkraiburg. Auch wegen des guten Zuredens seiner Mutter hatte er noch vor seiner Zeit als Profi-Musiker sein Studium der Physiotherapie abgeschlossen. Und hatte somit während der Corona-Pandemie ein Standbein, auf das er sich verlassen konnte.
Eine Entscheidung, die Robert Wroblewski bis heute nicht bereut: „Ich habe sicher Geld in der Hand, kann dadurch deutlich besser schlafen.“ Trotzdem muss er sich erst an die Situation gewöhnen, dass die Musik nur noch die zweite Geige spielt. „Ich wollte nicht spüren, was ich nicht vermissen will. Deshalb hatte ich mich in den Sport geworfen.“
Die Musik lässt er längst wieder ganz nah an sich heran, mit der finanziellen Sicherheit durch seine Physio-Praxis im Rücken. Eine Sicherheit, die ihn aber zeitlich beansprucht. „Es bleibt weniger Zeit zum Reisen, um Konzerte zu spielen.“ Zwei Jahre habe er jetzt überwiegend in der Praxis gearbeitet, die Musik passierte mehr im Hintergrund. Das soll sich ändern. Für die Praxis hat er zusätzlich jemanden eingestellt, damit wieder mehr Platz für die Musik ist. „Ich liebe das Schreiben und Komponieren.“
Funktioniert das nicht besser mit Inspirationen aus der Hauptstadt? „Mir geht‘s hier besser als in Berlin.“ Dort hätte er das Gefühl gehabt, ständig liefern zu müssen, besonderer oder besser als Andere zu sein. Erst hier in Waldkraiburg habe er verstanden, was er in Berlin erreicht hatte. Unter dem Druck, beim nächsten Song noch besser zu sein, habe er den Weg verloren, wieso er überhaupt Musik mache. „Den habe ich wieder gefunden. Bei meinem neuen Album habe ich mir nicht reinreden lassen, wie es zu klingen hat.“
Die Songs waren schnell geschrieben. „Es hatte sich viel aufgestaut“, erzählt der Singer-Songwriter. „Viel Herzblut“ steckt in den zwölf Liedern, die düsterer geworden, nicht immer „hoffnungsvoll“ sind oder zu einem „Happy End“ führen. Geschichten aus dem echten Leben. „Ich schreibe Songs, weil irgendwas nicht passt. Wäre ich voll zufrieden, gäbe es kein Album.“
Selbstbewusstsein erarbeitet
Mit dem neuen Album im Gepäck reist er nach Berlin, um es dort Plattenfirmen vorzustellen. „Ich biete es an, so wie es ist. Zu den Verhandlungen gehe ich selbst“, sagt er. Ein Selbstbewusstsein, das er sich in der Musikbranche erst erarbeiten musste. „Bei meinen ersten Songs musste ich um knackige Elemente kämpfen.“ Doch wer will man als Musiker sein? Welche Musik will man machen?
Als Musiker will er Geschichten erzählen. Keinen Einheitsbrei, sondern eine Musik, bei der man hinhören muss, um sie zu verstehen. „Die Musik hat sich an die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft angepasst. Ein Song muss schnell funktionieren.“ Über Streaming-Dienste könne zwar jeder seine Musik hören, aber es bestehe die Gefahr, dass die Musik „nur nebenbei gehört“ wird. Dass man nicht genau hinhört, um die Musik zu verstehen.
Ein zweiter Plan B
Wie es in Berlin laufen wird, kann er nur schwer abschätzen. Auch die Plattenfirmen hätten unter Corona gelitten: „Viele wollen wieder, die Szene wacht gerade erst wieder auf.“ Wenn er in Berlin nicht überzeugen kann, seinen nächsten Plan B hat er in der Tasche. „Wenn kein Label das Album haben will, dann kann es gut sein, dass ich es allein mache.“