Hochschule Rosenheim
Suche nach Standort schnell beendet: Hier soll das Waldkraiburger Forschungszentrum entstehen
Seit September ist klar, dass Waldkraiburg ein Forschungszentrum der Hochschule Rosenheim bekommt. Jetzt steht auch fest, wo. Wann es losgehen soll und mit welchen Auswirkungen gerechnet wird.
Waldkraiburg – Plötzlich geht alles ganz schnell: Erst im September war bekannt geworden, dass Waldkraiburg mit einem Forschungszentrum nach langen Jahren des Wartens doch noch zum Zug kommen könnte. Einzige Herausforderung für Stadt und Zweckverband Hochschule war, ein passendes Gebäude zu finden. Das ist jetzt geschehen.
Drei Standorte kamen in die nähere Auswahl, an einem könnte das Forschungszentrum „schnell umgesetzt werden“, erklärte Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) im Stadtrat. Mit wenig Aufwand könnte ein ehemaliges Gebäude der Firma Netzsch in der Daimlerstraße umfunktioniert werden. Beim Brandschutz ist laut Pötzsch „was zu tun“, aber bereits im März könnte es dort losgehen. Bis dahin sollen auch die Professur „Design for Recycling“ eingerichtet und wissenschaftliche Mitarbeitende gefunden sein.
Forschung auf Holz und Baustoffe ausweiten
„Unser Haushalt ist sehr angespannt, aber das Forschungszentrum ist eine Chance. Jetzt ist die Chance da, die wir ergreifen sollten“, warb Pötzsch. Stadt wie auch Betriebe könnten davon profitieren.
Die Arbeit am neuen Forschungszentrum wird sich laut Mitteilung der Hochschule Rosenheim unter der Bezeichnung „RecyKreis“ mit der Kreislaufwirtschaft im Bereich Kunststoffe beschäftigen. Dazu gehören die Entwicklung von nachhaltigen recyclingfähigen Produkten, die Verbesserung von Produktionsprozessen, die Erprobung des Einsatzes von recyceltem Material und die Sammlung, Sortierung und Vorbereitung von Kunststoffen zur Weiterverarbeitung. Auf lange Sicht soll die Forschung auf den Bereich Holz und Baustoffe ausgeweitet werden.
Auch Richard Fischer (SPD) sieht die Chance: „Wir sollten das unterstützen, dass sich hier zukunftsorientiert etwas entwickelt.“ Nach dem „jahrelangen Stillstand“ bleibt für Norbert Fischer (CSU) „keine Zeit nachzudenken“. „Auch wenn wir sparen und uns zur Decke strecken müssen, eine Investition in die Zukunft ist maßgeblich wichtig.“ Möglicherweise ziehe das Forschungszentrum Start-ups oder Unternehmen in die Stadt.
Auch Karl-Heinz Stocker (CSU) stimmte im Stadtrat zu. „Wenn wir ablehnen, wäre das verkehrt.“ Die Jugend könnte mit einem Forschungszentrum in der Stadt Fuß fassen: „Wenn wir die Tür zuschlagen, wird es kein zweites Angebot geben. Es wird beim Nein bleiben“, befürchtete Harald Jungbauer (CSU).
Auswirkungen werden „überschaubar bleiben“
Die Hoffnung auf eine prosperierende Wirtschaft dämpfte Frieder Vielsack (UWG): „Es wird überschaubar bleiben.“ Aber er steht hinter der Idee eines Forschungszentrums. „Es ist absolut notwendig, sich hier mit diesem Thema auseinanderzusetzen.“
Auf 550 Quadratmetern sollen in der Daimlerstraße Büroräume und Technikum entstehen, die monatliche Miete liegt bei 5200 Euro netto. Festgesetzt ist die Vertragslaufzeit auf fünf Jahre, bis dahin lässt sich laut Stadt beurteilen, wie sich das Forschungszentrum entwickelt. Von weiteren 130.000 Euro Kosten im nächsten Jahr soll die Stadt die Hälfte bezahlen.
Die 65.000 Euro für die Stadt sind für Ulli Maier (UWG) der entscheidende Punkt: „Es ist kein Geld da für freiwillige Leistungen“, erinnerte er an die angespannte Haushaltslage. Die Stadt würde das Geld zulasten der Bürger zusammenkratzen, er sieht Hochschule und Forschungszentrum als Landesaufgabe. „Über die Umlage ist die Stadt ohnehin daran beteiligt, jetzt aber ist kein Geld da für ein Forschungszentrum.“
Die Mehrheit im Stadtrat sah das anders: Mit zwei Gegenstimmen sprach sich das Gremium für eine dauerhafte Übernahme der Kostenbeteiligung aus.
Zustimmung kommt auch von der Hochschule. „Das neue Forschungszentrum ist ein bedeutsamer Baustein für unsere Weiterentwicklung in diesem Bereich. Wir freuen uns, dass es nun an die konkrete Umsetzung geht“, sagt Professor Heinrich Köster, Präsident der TH Rosenheim.
Unternehmen profitieren vom Know-How-Transfer aus der Hochschule
Auch seitens der Unternehmen in der Region werde die Einrichtung sehr begrüßt, sagt Koster. „Durch gemeinsame Forschungsaktivitäten verkürzen sich Entwicklungszeiten und reduzieren sich Kosten. Die Firmen profitieren nicht nur vom Know-how-Transfer aus der Hochschule, sie erhalten auch Zugang zu Förderprogrammen und können neue Fachkräfte gewinnen.“
Landrat Max Heimerl spricht von einem großen Erfolg für die Stadt und den Landkreis: „Das ist ein enorm wichtiger Schritt zur Stärkung der Wirtschaft in Waldkraiburg und der gesamten Region. Wir stehen schon jetzt in vielen Bereichen für Innovation und Zukunftstechnologie, aber damit setzen wir einen weiteren Schwerpunkt, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden und den Erfolg der Firmen positiv zu beeinflussen.“
Bürgermeister Pötzsch betont die Chancen für Waldkraiburg. „Als großer Industriestandort für Kunststoffherstellung und -verarbeitung tragen wir eine besondere Verantwortung für die nachhaltige Nutzung und Wiederverwertung von Kunststoffmaterialien. Dieses Forschungszentrum wird nicht nur einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten, sondern auch neue Impulse für Innovation und Technologie in unserer Region setzen. Wir freuen uns, dass Waldkraiburg hier als Vorreiter in der Entwicklung nachhaltiger Recyclingtechnologien eine entscheidende Rolle spielen darf.“