Sportreferent Andreas Marksteiner im Interview
„Die nächsten Jahre werden ein Kampf“: Waldkraiburg – eine Sportstadt mit Zukunft?
Seit 2014 ist Andreas Marksteiner Sportreferent in Waldkraiburg und damit das Bindeglied zwischen Stadt und Sportvereinen. Im Interview erzählt er, wie die Stadt die Vereine trotz knapper Kasse unterstützt, wie es um die Sportstätten bestellt ist und wie er die Zukunft der Sportstadt sieht.
Waldkraiburg – In der Serie „Sportstadt Waldkraiburg“ beleuchten wir die sportliche Situation in Waldkraiburg: Wie ist es um die Vereine, Sportstätten und Vielfalt der Angebote bestellt? Dieses Mal im Gespräch: Sportreferent Andreas Marksteiner. Er ist bereits seit 2014 im Amt und versteht sich als Bindeglied zwischen den Sportvereinen und der Stadt.
Herr Marksteiner, ist Waldkraiburg eine Sportstadt?
Marksteiner: Waldkraiburg ist definitiv die Sportstadt im Landkreis Mühldorf und im weiteren Umkreis. Wir haben hier ein sehr breites Sportangebot – vor allem mit dem großen Tanzsportclub und dem EHC. Zudem ist der VfL der größte Verein im ganzen Landkreis.
Welche Bedeutung hat Sport für eine Stadt?
Marksteiner: Es gibt kaum einfachere Möglichkeiten, sich zu integrieren, als beim Sport. Ich war selbst beim VfL Fußball in der Vorstandschaft, auch mein Sohn spielt jetzt Fußball. Bei den Kindern stehen die Familien dahinter, die Eltern tauschen sich aus, man feiert gemeinsam Weihnachten. Da wird Integration gelebt – automatisch und schon immer.
Welche Rolle spielt Sport für das Zusammenleben?
Marksteiner: Die nachfolgenden Generationen beschäftigen sich heute gerne mit Videospielen, aber gesundheitlich gesehen, ist Sport klar vorzuziehen. Es ist wichtig, dass es die Möglichkeit gibt, in einen Verein zu gehen, dort gut betreut zu werden und sich sportlich zu betätigen. So kommen die Kinder in Bewegung.
Für die Älteren haben wir den Rehasportverein. Die Leute gehen dort meist hin, weil sie eine gesundheitliche Baustelle haben. Gleichzeitig finden sie dort eine gute Gemeinschaft, es wird viel privat unternommen und Ausflüge gemacht. Für Ältere ist das eine Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen, gerade wenn sie keinen Partner haben.
Wie unterstützt die Stadt die Sportvereine?
Marksteiner: Wir als Stadt machen in Waldkraiburg schon sehr viel, wenn man die Sportförderung sieht und die Zuschüsse, die wir zu den Sportstätten geben, dass wir die Sportstätten zur Verfügung stellen. Ein solches Angebot an Sportstätten gibt es im Landkreis nirgendwo anders. Dazu haben wir noch die Kletterhalle, die betreibt der DAV – das gibt es auch nur in ausgewählten Orten. Außerdem unterstützen wir die Vereine mit Übungsleiterpauschalen, dafür fließt ein Zuschuss vom Landkreis, den wir verdoppeln. Nicht zu vergessen die Einzelmaßnahmen von Vereinen, die wir unterstützen, beispielsweise für Trainingsgeräte, über die wir im Rahmen des Haushalts entscheiden.
Wie wird es mit der Sportförderung weitergehen, gerade im Hinblick auf die angespannte Finanzlage der Stadt?
Marksteiner: Das Thema stand bereits auf der Tagesordnung im Stadtrat, aber es wurde sich dafür eingesetzt, dass der Punkt gestrichen wurde. Damit wir die Belastung der Vereine so niedrig wie möglich halten. Wir nennen uns Sportstadt und machen auch viel. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass bei den Vereinen fast alle ehrenamtlich arbeiten und trotzdem sehr viel Zeit und eigenes Geld investieren. Teilweise bilden sie sich auf eigene Kosten weiter, um anderen eine Sportart beizubringen. Sie beschäftigen unsere Jugend in Waldkraiburg und animieren sie, Sport zu treiben. Das ist ein sehr wertvolles Gut. Wenn wir die Vereine mehr belasten, besteht die Gefahr, dass irgendwann der ein oder andere sagt: Das war‘s, uns geht die Luft aus, weil wir immer mehr Auflagen bekommen.
Also wird es keine Kürzungen geben?
Marksteiner: Die Verwaltung muss darauf schauen, dass wir einen Haushalt zusammenbekommen. Da werden natürlich die freiwilligen Leistungen der Stadt angeschaut. Das Thema Sportförderung wird wieder aufkommen. Ich bin noch eineinhalb Jahre im Amt, in dieser Zeit werde ich versuchen, dass keine weiteren Belastungen auf die Vereine zukommen.
Vereine brauchen auch eine gut funktionierende Infrastruktur. Wie sind da die Bedingungen in Waldkraiburg?
Marksteiner: Bei der Anzahl und dem Zustand der Turnhallen sind wir in Waldkraiburg sehr gut aufgestellt. In der Dreifachturnhalle an der Franz-Liszt-Mittelschule hatten wir wegen eines Schadens am Dach einen größeren Umbau. Die Halle ist nun vollständig saniert, der Boden ist neu.
Im Jahnstadion haben wir mit dem Neubau des Kabinentrakts und dem neuen Vereinsheim einen Meilenstein geschafft. Dadurch sind wir heute auf gutem Stand. Auch die Flutlichtanlagen sind erneuert.
Im Eisstadion daneben ist im Zuge der Eisstock-WM 2012 groß saniert worden. Auch die Kegelbahnen und der Schützenstadt wurden nach neuesten Branschutzauflagen in Stand gesetzt. Es ist nach dem Umbau gut in Schuss, aber auch ein großer Kostenblock.
Sehr glücklich bin ich, dass der TSC mit viel Eigeninitiative eine neue Heimat gefunden hat. Der Verein hat sich die letzten zehn Jahre super entwickelt – das wäre echt schade gewesen, wenn es nicht weitergegangen wäre. Die neuen Räume sind ideal, bis auf die finanzielle Geschichte: Miete und Pacht sind für einen Verein immer ein Kraftakt.
Und wo gibt es Nachholbedarf?
Marksteiner: Was im Jahnstadion noch nicht optimal läuft, ist die regelmäßige Wartung der Tribüne, der Sitzbänke und der Außenanlagen. Das ist alles outgesourct. Aufgrund der finanziellen Lage ist häufiger Rasenmähen nicht drin. Außerdem liegt der Hartplatz brach, es wäre super, wenn man da noch etwas draus machen könnte.
Für die Zukunft brauchen wir für die Schwimmer wieder ein großes Sportbecken, das auch im Sommer genutzt werden kann. Die Schulschwimmhalle ist eine gute Trainingsmöglichkeit für den Winter und weil das Waldbad geschlossen ist. Aber dort haben wir keine Wettkampfbedingungen. Wenn man nach Leistung geht, sind wir mit den 25-Meter-Bahnen eingeschränkt und im Sommer kann es da auch richtig heiß werden.
Wie eng ist die Zusammenarbeit von Vereinen und Stadt?
Marksteiner: Wenn wir über Gebührenerhöhungen bei den Sportstätten sprechen oder über Kürzungen generell, dann kann das nur in Zusammenarbeit mit den Vereinen gehen, das kann der Stadtrat nicht alleine entscheiden. Wir müssen schauen, wo die Belastungsgrenze von den Vereinen liegt.
Wir fragen auch bei den Vereinen nach Ideen, wie sie die Stadt entlasten können. Natürlich rennt man da keine offenen Türen ein, weil jeder sagt: Jetzt sollen wir noch mehr machen. Bei den Fußballern bietet sich zum Beispiel an, dass der Verein die Rasenpflege übernimmt. Für die Stadt wäre das eine Entlastung und der Verein könnte profitieren, wenn man das selbst in der Hand hat und dadurch regelmäßiger gemäht wird.
Wie sehen Sie die Zukunft von Waldkraiburg als Sportstadt?
Marksteiner: Die nächsten Jahre werden ein Kampf, um alle Sportstätten in dem Umfang erhalten zu können. Dafür müssen wirklich alle an einen Tisch, die Vereine und die Stadt, um Lösungen zu finden. Sport ist, wenn man die Haushaltslage betrachtet und wo es in der Stadt überall hakt und Probleme gibt, eine der positiven Sachen in Waldkraiburg mit sehr viel Ehrenamt und Jugendarbeit in den Vereinen. Bei der jährlichen Sportlerehrung sieht man auch, wie gute Arbeit geleistet wird. Wir sollten alles daran setzen, dass das so bleibt!