„Grabenkämpfe sollen wir hinter uns lassen“
„Es bleiben Risiken“: So groß sind die Chancen auf baldigen Badespaß in Waldkraiburgs Waldbad
Leere Becken statt vollem Badespaß: Seit zwei Jahren ist das Waldbad geschlossen, eine Wiedereröffnung stand lange in den Sternen. Jetzt bringt der Förderverein Waldbad Bewegung in die Sache.
Waldkraiburg – Große Erleichterung war allen Beteiligten und Fans vom Waldbad anzusehen: Der Stadtrat hatte gerade in einer Sondersitzung im November grünes Licht für das Konzept zu einem Minimalbetrieb im Waldbad gegeben. Die Anspannung war zu spüren, riesig das Interesse, an die 100 Zuhörer waren zur Sitzung ins Rathaus gekommen. Denn unklar war bis dahin, wie der Förderverein das Waldbad aus seinem Dornröschen-Schlaf wieder wecken will.
Mit Aufhübschen allein ist es nämlich nicht getan. Die Stadt Waldkraiburg hatte schon früh nach dem Ende der Saison 2022 signalisiert: Das Risiko ist einfach zu groß, dass eine Sanierung der Filtertechnik für rund 250.000 bis 300.000 Euro allein nicht reicht, um das Waldbad zumindest in einem Minimalbetrieb zum Laufen zu bringen. Denn so viel war von vornherein klar: Den Betrieb des Nichtschwimmerbeckens hatte das Gesundheitsamt ausgeschlossen. Wellenbecken und Planschbecken waren zuletzt gar nicht mehr geöffnet.
„Instandsetzung machbar, aber relativ aufwendig“
Der Förderverein mit seiner stellvertretenden Vorsitzenden und Stadträtin Martina Arnusch-Haselwarter hatten aber nicht locker gelassen, bis der Stadtrat grünes Licht für ein Konzept zu einem Minimalbetrieb gegeben hat. Seitdem hat der Förderverein viel Arbeit in ein Konzept gesteckt, sich einen Experten für Freibadtechnik und -planung zur Seite geholt. Obwohl es viel zu tun gibt, der Förderverein ist zuversichtlich: „Eine Instandsetzung ist machbar, aber relativ aufwendig. Doch es bleiben Risiken, das muss uns bewusst sein“, sagte Kai Röpke bei der Vorstellung des Konzepts.
Die Risiken liegen im Herzstück des Waldbads: der Technik. Eine Treppe führt hinab in das kleine Gebäude, das direkt unter der langen Rutsche steht. Fünf große Filtertanks stehen auf der einen Seite, gegenüber mehrere Pumpen. Dazu noch jede Menge Schieber, Regler und Knöpfe – jedes Becken hat seine eigene Technik. Von der aber nach einer Sanierung nichts mehr übrigbleibt. „Das muss alles raus. Von hier bis zur Wand“, hatte Bademeister Michael Spierling bei einem Rundgang im Sommer erklärt. Zusätzlich müssen sechs Tonnen Sand und Kohle als Filtermaterial pro Tank erneuert werden.
Mit rund 225.000 Euro kalkuliert der Förderverein für die Sanierung der Technik. Ob damit der Betrieb nächsten Sommer wieder starten kann? „Das Risiko besteht, dass sich weitere Probleme ergeben“, sagte Röpke. Denn es bleibt laut Spierling die Gefahr, dass trotz neuen Filtermaterials die Wasser-Werte in den Becken nicht eingehalten werden können. Denn außerhalb des Technikgebäudes ändert sich nichts, Rohre und Abläufe bleiben unverändert.
Das ist allen bewusst und wird laut Röpke auch so nach außen kommuniziert. Die Sanierung des Bads will der Förderverein nämlich über Spenden möglich machen, der Betrieb soll später von den Stadtwerken mit Unterstützung des Vereins übernommen werden.
Neue Aufgabe für das Sprungbecken
Zusätzlich zur Filtertechnik will der Verein auch in die Instandsetzung der Becken investieren. Das Sportbecken soll für rund 26.000 Euro fit gemacht werden, das Sprungbecken bekommt im Minimalbetrieb eine neue Aufgabe. Mittels Zwischenboden soll das Becken zu einem Nichtschwimmer-Becken umfunktioniert werden, der 10-Meter-Sprungturm entspricht ohnehin nicht mehr geltenden Vorschriften und wird gesperrt.
Damit schafft der Förderverein ein Angebot für Kinder, das es so mit einem Sprungbecken nicht geben würde. „Ohne Kinderbecken gibt es für uns keinen Minimalbetrieb. Darüber waren wir uns anfangs alle einig“, sagt Martina Arnusch-Haselwarter auf Nachfrage. Eine Entscheidung, die aber Aufwand und Kosten für den Minimalbetrieb erhöht. Mit zusätzlichen 250.000 Euro rechnet der Verein. Ohne diese hätte der Förderverein schon genug Spenden zusammen. Zusagen hat der Verein schon für rund 300.000 Euro, benötigt werden rund 578.000 Euro.
Deshalb rührt der Verein die Werbetrommel, wo es nur geht: mit einem Stand auf dem Christkindlmarkt, Spendenbüchsen bei Einzelhändlern in der Stadt oder einem geplanten Konzert mit dem Waldkraiburger Sänger Benoby. „Jeder Euro zählt. Würde nur jeder Waldkraiburger zehn Euro für den Minimalbetrieb spenden, dann wäre das Weihnachtswunder schon geschafft“, sagt Martina Arnusch-Haselwarter. Neben Sponsoren sucht der Verein auch nach Helfern, die bei der Sanierung später tatkräftig mitanpacken.
„Jetzt sind wir alle gefragt“, hatte die Vereinsführung in der Jahreshauptversammlung an die Mitglieder appelliert. Gebraucht werden handwerklich begabte Helfer für die Instandsetzung und Gartenarbeiten, Rettungsschwimmer sowie Sponsoren. Erste Vorarbeiten laufen im Hintergrund, erste Gespräche des Steuerkreises sind für Januar geplant. Konkret wird es aber erst dann, wenn die Finanzierung sicher ist.
„Grabenkämpfe hinter uns lassen“
„Es ist Zeit für Zusammenarbeit, die Grabenkämpfe sollen wir hinter uns lassen“, appellierte Röpke im Stadtrat an alle Beteiligten. Gemeinsam an einem Strang ziehen, sich gemeinsam auf den Weg machen – der Wille ist auf beiden Seiten da. Beratend kann die Stadt zur Seite stehen, finanziell kann sie aufgrund der angespannten Haushaltslage nichts leisten.
Um so mehr drückt der Förderverein jetzt aufs Gas: Mit den Detailplanungen und den Bestellungen wollte man direkt nach dem grünen Licht aus dem Stadtrat starten, damit ab Januar die eigentlichen Arbeiten beginnen können. Bis zum Start der Badesaison im Mai soll alles fertig sein.