Waldkraiburger Förderverein
Blick über den Zaun: Gibt es wirklich Chancen auf ein Comeback des Waldbads?
Seit zwei Jahren liegt das Waldbad-Gelände brach, der Förderverein will das Bad im Minimalbetrieb zum Laufen bringen. Doch die Sanierung der Filteranlage ist nicht die einzige Herausforderung. Ein Blick über den Zaun.
Waldkraiburg – Die Zeit scheint stillzustehen, doch hinter den verschlossenen Toren des Waldkraiburger Waldbads geht die Zeit weiter. Nur ruhiger. Im zweiten Sommer ist das Freibad geschlossen, die Natur holt sich ihren Platz zurück. In den groß gewachsenen blühenden Lavendeln brummen Bienen, reife Kriecherl hängen an Ästen und in den Fugen der Pflastersteine wächst nicht nur Unkraut. Es breitet sich auch lila und weißer Sommerflieder aus.
Wie in einem tiefen Dornröschen-Schlaf liegt das Waldbad, 100 Jahre will der Waldbad-Förderverein aber nicht warten, bis es endlich wieder erwacht. Stadträtin Martina Arnusch-Haselwarter, die auch Mitglied im Förderverein ist, hat sich mit einem Antrag erneut für einen Minmalbetrieb des Waldbads starkgemacht. Der Verein will Sponsoren finden, die den Betrieb finanziell ermöglichen, und sich selbst bei der Umsetzung beteiligen. Der Finanzausschuss hatte grünes Licht gegeben, dass der Verein ein Konzept zur Instandsetzung und zum Betrieb entwerfen kann.
Blick über den Zaun: So sieht es im Waldkraiburger Waldbad aus




Von einem Minimalbetrieb hatte die Stadt nach einer Begehung mit dem Gesundheitsamt abgesehen, weil für den Betrieb von Sport- und Sprungbecken eine Filtersanierung unumgänglich ist. Kostenpunkt 250.000 bis 300.000 Euro, mit dem Risiko, dass die Filtersanierung allein nicht ausreicht. Das Nichtschwimmerbecken hatte das Gesundheitsamt ausgeschlossen.
Jetzt will es der Förderverein richten. Doch was braucht es zur Instandsetzung und zum Betrieb? Mit Stadtwerke-Geschäftsführer Herbert Lechner und Bademeister Michael Spierling geht es ins Herzstück des Waldbads: das Technikgebäude. Eine Treppe führt hinab, fünf große Filtertanks stehen auf der einen Seite, gegenüber mehrere Pumpen. Jede Menge Schieber, Regler und Knöpfe, jedes Becken hat seine eigene Technik. „Hier wurde alles im Handbetrieb gemacht“, erklärt Spierling. Die unterschiedlichen Farben an den Rohren stehen für unterschiedliche Funktionen.
Rohre und Filtermaterial im Technikhaus erneuern
Doch bei einem möglichen Minimalbetrieb bleibt von den alten Rohren nichts übrig. „Das muss alles raus. Von hier bis zur Wand“, erklärt Spierling und meint damit jede Pumpe, jeden Schieber, jedes einzelne Rohr, das zu einem der drei Filtertanks für Sport- und Sprungbecken führt. Zusätzlich muss das Filtermaterial erneuert werden. Laut Spierling sind das sechs Tonnen Sand und Kohle als Filtermaterial in jedem Tank.
„Grobe Schätzungen im Jahr 2022 für eine Filtersanierung gehen von Kosten von 250.000 bis 300.000 Euro aus. Eine Bestandsaufnahme gab es nicht“, erklärt Herbert Lechner. Ob das Geld reicht, lässt sich nicht sagen. Preissteigerungen der letzten Jahre sind nicht eingerechnet. Auch nicht, an welchen Stellen die Technik vielleicht nach zwei Jahren Stillstand nicht mehr mitspielt. „Das Material rostet, Pumpen setzen sich fest. Unklar ist, ob die Heizung, die Wärmetauscher noch intakt sind“, sagt Spierling.
Selbst wenn die Heizung und Pumpen noch intakt sind, alle Rohre und das Filtermaterial getauscht sind, es bleibt ein Risiko. Denn außerhalb des Technikgebäudes ändert sich nichts, Rohre und Abläufe bleiben unverändert. Und damit auch die Gefahr, dass trotz neuen Filtermaterials die Wasser-Werte in den Becken nicht eingehalten werden können. „Was wir hier machen, hat mit Gesundheitsschutz zu tun“, erklärt Herbert Lechner. Bestandsschutz gibt es nicht.
Undichte Stellen könnten sich vergrößert haben
Die Werte müssen passen, ansonsten darf ein Becken nicht genutzt werden. „Man muss jedes Becken komplett betrachten“, erklärt Spierling. Einzelne Bauteile zu ersetzen, könne wirkungslos bleiben, wenn andere Bauteile nicht ausgewechselt werden. Wie es um den Zustand des Schwimmerbeckens steht, weiß aktuell niemand. Wasserverluste waren schon vor der letzten Waldbad-Saison bekannt, undichte Stellen könnten sich weiter vergrößert haben.
Laub liegt am Boden im leeren Sportbecken, in den Abflüssen wachsen Pflanzen. Ob wenigstens die Abflüsse dicht sind, man weiß es nicht. Ganz anders im Sprungbecken: Bis zum Rand voll ist das fünf Meter tiefe Becken, grün gefärbt das Wasser. Auf der Oberfläche treibt ein Schwimmreifen, zwei Sprungbretter sind demontiert, am Geländer hängt noch die Werbetafel der „Moon Divers“. „Das Sprungbecken ist als einziges Becken dicht“, kann Herbert Lechner sagen.
Für den Minimalbetrieb kommen nur Sport- und Sprungbecken infrage, beim Nichtschwimmer, Wellen- und Planschbecken hat das Gesundheitsamt abgewunken. „Sie sind auch notdürftig nicht mehr in Betrieb zu nehmen“, erklärt Lechner. Bereits in der letzten Waldbad-Saison blieben Plansch- und Wellenbecken leer. Die Zugänge zu den Rutschen sind gesperrt, ein Bauzaun umgibt das Wellenbecken, in dem sich früher die Badegäste auf und ab treiben ließen. Verlassen steht ein Drehstuhl im Aufsichtshäuschen der Badeaufsicht. Im Eck liegt eine alte Tube Sonnencreme, Tauchringe auf der Ablage, obenauf eine Taucherbrille – als ob jeden Moment eine Aufsicht wieder Platz nehmen und die Utensilien an Kinder ausgeben könnte.
Fokus lag auf einem Neubau
Aber auch außerhalb der Becken erfüllt nicht alles die Norm: Der Spielplatz müsste repariert werden, so darf er nicht genutzt werden, der Sand auf dem Beachvolleyball-Feld ist unhygienisch, müsste ausgetauscht werden. „Es zieht sich durch das ganze Bad“, sagt Lechner. Der Fokus lag auf einem Neubau, weshalb nicht mehr in das Bad investiert worden sei. „Wir haben alles zusammengeflickt, damit in der letzten Saison noch alles hält“, sagt Spierling.
Noch nicht auf der Rechnung: die jährlichen Arbeiten für die Instandsetzung. Gar nicht so wenig, was da alles zusammenkommt: Aufgeplatzte Fliesen erneuern, alles sauber machen oder Malerarbeiten. „Fünf Leute haben sechs Wochen intensiv gearbeitet, bis alles sauber war“, erklärt Spierling. 35.000 bis 40.000 Euro hat die Instandsetzung jedes Jahr gekostet, das Betriebs-Defizit lag in den letzten Jahren bei rund 800.000 Euro. „Die laufenden Betriebskosten und die Barrierefreiheit waren Gründe für einen Neubau“, erinnert Lechner. Außerdem habe sich das Freizeitverhalten geändert, weniger Besucher würden ins Freibad kommen.
Ein Konzept soll Klarheit bringen, was es für einen Minimalbetrieb braucht. Die Stadtwerke wollen den Förderverein bei seinem Vorhaben unterstützen, aber es gibt Grenzen: „Wir unterstützen mit unserem Wissen und den nötigen Unterlagen, sind aber kein Planungsbüro. Wenn es die Chance gibt für einen Minimalbetrieb, sind wir dabei, sehen aber auch die Probleme“, sagt Lechner.



