Hochleistungssport beim Waldkraiburger Schäferhundeverein
„Haben unsere Hunde unter Kontrolle“: Zwei Spürnasen auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft
Hundesport ist Hochleistungssport für Mensch und Tier. Der Waldkraiburger Schäferhundeverein betreibt diesen seit Jahren sehr erfolgreich. So bereiten sich aktuell zwei Mitglieder auf die Deutsche Meisterschaft vor.
Waldkraiburg / Haun / Aschau – Sie suchen Vermisste, retten Ertrinkende, helfen Polizei und Zoll, sind Therapeuten, Beschützer, treue Familienmitglieder und vieles mehr: Hunde. Das wissen auch Sigrid Riess-Mundry (62) aus Haun und Helmut Huber (70) aus Aschau nur zu gut. Gemeinsam betreiben sie seit Jahren im Waldkraiburger Schäferhundeverein Hundesport und bereiten sich gerade auf die Deutschen Meisterschaften vom 15. bis 17. September in Meppen vor.
Riess-Mundrys und Hubers Herzen schlagen schon ihr ganzes Leben lang für Tiere, doch erst im Erwachsenenalter wurden sie Hundehalter. „Cindy war mein erster Hund. Ich holte sie 1988 zu mir, als ich in den USA lebte. 2009 kam Taya in mein Leben und ich begann mit dem Hundetraining.“ Irgendwann wollte sie an Meisterschaften teilnehmen und startete mit „Ayro vom Vogelbergblick“ 2012 und 2014 erstmals bei der Weltmeisterschaft. 2017 kehrte sie nach Deutschland zurück, um ihre kranke Mutter zu pflegen.
Schäferhund-Mischling Rex stand am Anfang
Helmut Hubers erster Hund Rex kam 1972 in sein Leben. Ein Schäferhund-Mischling. Da auch er das Ziel hatte, an Meisterschaften teilzunehmen, das aber nur mit Rassehunden möglich ist, holte er 1977 seinen Deutschen Schäferhund Ingo zu sich. Fünf Jahre später waren sie zum ersten Mal Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft.
Innerhalb von mehr als 45 Jahren bildete Huber 15 Deutsche Schäferhunde aus, reiste weltweit zu Wettkämpfen und machte sich durch seine Erfolge einen Namen: Er war mehrfach Deutscher Meister und Weltmeister.
1977 trat Huber in den Waldkraiburger Schäferhundeverein (SV) ein, bei dem auch Riess-Mundry Mitglied ist. Huber ist seit 1980 in dem Verein Ausbildungswart und Trainer und seit 1990 Erster Vorsitzender. In dieser Zeit feierte der SV Waldkraiburg zahlreiche Erfolge.
Im Wettkampf Konkurrenten, außerhalb Freunde
Bei Meisterschaften sind Riess-Mundry und Huber eigentlich Konkurrenten, außerhalb des Wettkampfplatzes sind sie allerbeste Freunde und Vereinskameraden. Sie gönnen sich ihre Erfolge und bereiten sich gemeinsam auf Wettkämpfe vor: aktuell auf die anstehende Bundessiegerprüfung IGP.
Die Prüfung besteht aus drei Bereichen: Unterordnung, Schutzdienst und Fährten. Riess-Mundry und Huber trainieren regelmäßig mit ihren Hunden, gut vier Wochen vor den Meisterschaften heißt es dann täglich raus auf den Trainingsplatz: Training und Ausbildung sind Hochleistungssport für die Hunde.
Fährten ist eine anspruchsvolle Disziplin
Eine der anspruchsvollen Disziplinen ist „Fährten“. Hier heißt es, eine 600 Schritt lange Spur auf einem Feld abzusuchen und drei Gegenstände in Form von Holz, Leder und Filz zu finden. Die Fährte beinhaltet vier Winkel. Wie die Spur verläuft, weiß das Mensch-Hund-Team nicht.
Die Hunde sind darauf trainiert, sich nicht von anderen Geruchseindrücken ablenken zu lassen. Sie suchen sehr konzentriert, ruhig und intensiv. Die Spürnase wird vom Hundeführer an einer zehn Meter langen Schleppleine geführt. Hat der Hund den zu suchenden Gegenstand gefunden, legt er sich ab und zeigt damit, dass da etwas ist.
Regen und abgeerntete Felder stellen Herausforderungen dar
Bei ihrem Training auf einem Feld werden Hubers Hund „Gill vom Weinbergblick“ (4) und Riess-Mundrys Hund „Dark vom Haus Pixner“ (5) vor große Herausforderungen gestellt. Durch extrem starke Niederschläge in den vergangenen Tagen ist der Boden sehr nass und matschig. Dazu kommt der Eigengeruch des abgeernteten Feldes. Das erschwert der feinen Hundenase die Suche noch mehr.
Für Gill und Dark jedoch kein Problem. Die Beiden sind bei ihrer Suche hoch konzentriert und trotz schwerer Bedingungen auf der richtigen Spur. Stets die Nase am Boden erschnüffeln sie auf Anhieb die drei versteckten Gegenstände. Jeder sucht einzeln mit seinem Hund das Feld ab. Kommen noch andere Vierbeiner, dürfen sie sich von ihrem „Auftrag“ nicht abbringen lassen.
Nicht die Hunde sind das Problem, sondern die Besitzer
„Wir trainieren nur auf abgeernteten Äckern. Unsere Hunde verrichten dort auch nicht ihr Geschäft“, sagt Riess-Mundry. Die Fläche diene nur der Ausbildung. „Wir sind den Landwirten, die uns die Ausbildung auf ihren Feldern ermöglichen, sehr dankbar.“
„Wir haben unsere Hunde unter Kontrolle. Das Gleiche würden wir uns auch von anderen Menschen mit ihren Vierbeinern wünschen. Fakt ist schließlich, dass nicht die Hunde das Problem sind, sondern deren Besitzer“, sagt Riess-Mundry „Mit Hunden ist es wie mit Kindern. Erziehung und Benehmen sind enorm wichtig und das zählt für Mensch und Tier.“
In wenigen Tagen geht es für Sigrid Riess-Mundry mit ihrem Dark und Helmut Huber mit seinem Gill zur Deutschen Meisterschaft nach Meppen. Die Vier sind in Bestform und hoffen auf eine sehr gute Platzierung.
Infos und Kontakt zu Sigrid Riess-Mundry und Helmut Huber sowie dem Waldkraiburger Schäferhundeverein unter www.og-waldkraiburg.de.
