Bilanz nach elf Wiesntagen in Mühldorf
Nur eine kurze Durststrecke: Mühldorfer Volksfest hatte „einen brutalen Zug“
Es begann spektakulär mit zwei gewaltigen Unwettern: Das Mühldorfer Volksfest. Was danach aber kam, lässt die Verantwortlichen jubeln.
Von: Timea Ferenczy, Markus Honervogt und Christa Latta
Mühldorf – Es ist kurz nach Mittag am letzten Volksfesttag, als das erste Prosit der Gemütlichkeit über den Platz schallt. Da sind die Zelte schon wieder gut gefüllt, ein Vorgeschmack auf das, was am Abend kommen wird.
Noch hat Markus Leserer aber viel Zeit. Der Wirt des Erhartinger Zeltes sitzt entspannt in einer Box, vor sich eine Flasche Mineralwasser. Er ist zufrieden. Denn nach dem furiosen Start seiner großen Volksfest-Hütte im vergangenen Jahr ist es aus seiner Sicht auch heuer sehr gut gelaufen. „Es sind so viele Leute gekommen“, freut er sich, „so viele!“
Der Ansturm war an fast allen Tagen gigantisch. Nur gut, dass alles glattgegangen ist. „Die Abläufe haben gut funktioniert, wir haben viel erfahrenes Personal.“ Ein Ergebnis: Leserer bekam heuer deutlich mehr Schlaf als noch im vergangenen Jahr, seinem ersten als Festwirt in Mühldorf. Sein Arbeitstag ging heuer von acht bis zwei Uhr nachts, deutlich kürzer als noch 2022. „Da war ich am letzten Tag fertiger.“
Neue und junge Wirte auf dem Volksfest
Seiner Kollegin vom neuen Nachbarzelt hat Leserer dieses eine Jahr voraus. Doch auch Anna-Katharina Lohner ist es gut ergangen. „Es lief viel besser, als wir es uns erwartet hatten“, erzählt sie. „Wir sind sehr froh, dass wir so gut angenommen wurden.“ Lohner klingt etwas abgekämpft, aber gut gelaunt. „Wir sind mit unserer Premiere sehr zufrieden, hatten eigentlich immer ein volles Zelt. Die Gäste haben vor allem unser Essen gelobt“, sagt sie und deutet auf ihr Personal: „Und unsere immer freundlichen Bedienungen, selbst wenn es mal länger gedauert hat.“ Die Gäste hätten bei Wartezeiten, als Hochbetrieb geherrscht habe, Verständnis gezeigt.
Ein banger Blick ging am Wochenende nur auf die Biervorräte, mit denen sie fast am Limit seien. „Das zeigt, dass es unseren Gästen sehr gut geschmeckt hat. Noch einen Tag länger und es wäre vielleicht knapp geworden.“
Starker Andrang an den meisten Tagen
Einen Tag länger, nein, aber vielleicht ein ganzes Jahr? Gerne, sagt zumindest die Wirtin. Und der Bürgermeister. Und der Volksfestorganisator. „Wenn die Brauerei zu uns steht, steht dem wenig im Weg“, betont Hetzl. Der Bürgermeister sitzt vor einer Mass Wasser im Innbräuzelt und ist mehr als zufrieden.
Denn die Leute sind fast elf Tage lang ununterbrochen gekommen, auch wenn der Anfang der Woche im Regen etwas schwächer war. Volksfestorganisator Walter Gruber drückt es so aus: „Das Volksfest hat einen brutalen Zug. Es war sehr positiv.“
Sogar der Unwetter-Samstag hielt die Besucher kaum ab, barfuß ging es durch die tiefen Pfützen, manch ein Kinderwagen wurde über Matsch und in die Zelte gehoben.
Marille Bernhart hadert mit diesem Auftakt. Seit 50 Jahren verkauft sie auf dem Volksfest Tabakwaren. „Das erste Wochenende war traurig“, sagt die Mößlingerin. Das schlechte Wetter habe die Laufkundschaft vertrieben. Wer raucht schon gern im strömenden Regen? Danach ging es besser. „Aber man merkt doch, dass viele das Rauchen aufgehört haben“.
Der Wunsch: Das Volksfest soll so bleiben
Trotzdem sagt sie „gut“, wenn man sie nach dem Verlauf für ihren Stand befragt. Deswegen wird sie auch nächstes Jahr wieder Tabakwaren verkaufen. Der Wunsch für die Zukunft: „Dass das Volksfest weiterhin so bleibt, weil es ist ein wirklich schönes Volksfest“
Das sagen auch die Vertreter der Stadt. Auch wenn es immer mal Veränderungen gibt: Die Zahl der Plätze wurde heuer etwas auf 10.000 reduziert, das Sicherheitskonzept nochmal überarbeitet, Kameras aufgehängt.
Einige Änderungen wird es wieder geben
Das Lob dazu kommt von Festwirt Leserer: „Es ist sensationell, was die Stadt an Arbeit für das Fest leistet“. Leserer erwähnt den Bauhof, der an jedem Morgen den Platz reinigt und Masskrüge zurückträgt, die trotz scharfer Kontrollen schon mal das Zelt verlassen und in irgendeiner Ecke enden.
Obwohl vieles gut läuft, sagt Organisator Gruber: „Wir werden die Stellschrauben weiter drehen.“
Dazu gehört die Frage nach ausreichenden und gut erreichbaren Toiletten für Behinderte, die heuer für Gesprächsstoff sorgte. Dazu gehört auch der nicht immer gut funktionierende Busservice. Heuer fuhren unterschiedliche Unternehmer mit unterschiedlichen Fahrscheinen, nicht immer wurden alle Fahrpläne eingehalten. Das hat für Unmut gesorgt.
Probleme mit den Buslinien
Doch das zu ändern, ist kompliziert. Die Stadt schließt zwar Verträge mit den Unternehmen ab, die Regierung von Oberbayern aber vergibt die Konzessionen und legt auf Antrag eines Busunternehmers fest, wie er den Fahrpreis kassiert. „Da versuchen wir besser zu werden“, verspricht Bürgermeister Hetzl, es soll schnell Gespräche mit der Regierung von Oberbayern geben.
Damit Busfahren so einfach und übersichtlich wird, wie eine Fahrt auf dem Autoscooter der „Scooter-Zone“. Die Münchner waren heuer zum ersten Mal auf dem Mühldorfer Volksfest. Das Urteil: „Sobald das Wetter besser geworden ist, sind auch wieder mehr Leute gekommen“, sagt Mitarbeiter Mike Mayerhofer und spricht damit stellvertretend für viele Schausteller.
Der nächste Volksfesttermin steht schon fest.
So standen Jugendliche an schönen Abenden Schlange, um sich vom Flip Fly durch die Luft schleudern zu lassen. Unten drunter in der Mühldorfer Alm ging es wesentlich ruhiger zu. Trotzdem sagt Wirt Holger Nagl: „Wir sind zufrieden.“ Mit dem besseren Wetter sei auch die Alm besser besucht worden. Obwohl seine Konzession nur für ein Jahr gilt, ist er sicher: „Nächstes Jahr werden wir natürlich wieder dabei sein, wie schon die letzten 30 Jahre.“ Bürgermeister Hetzl sagt, dass es in den kommenden Wochen Gespräche mit allen Wirten und Brauereien über die Fortsetzung der Zusammenarbeit geben werde.
Auch mit der Spatenbrauerei und dem neuen Wirt Manuel Scheyerl, der nach eigener Aussage ebenfalls nur einen Jahresvertrag hat. „Die Leute waren zufrieden mit uns und ihr Durst war gut!“, freut er sich, nachdem die Regen-Durststrecke des ersten Wochenendes überstanden war. Deshalb: Den Termin für 2024 hat er schon eingetragen.
Denn der steht natürlich schon fest: Das nächste Mühldorfer Volksfest beginnt am 30. August um 18 Uhr mit dem Auszug.