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Stress, Schweiß, Herzrasen

Bundesweit einmalig: Wie in Waldkraiburg die Fahrt durch die Rettungsgasse simuliert wird

Jörg Lehmeyer aus Weidenbach in Mittelfranken und Vera Hildebrandt, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Feuerwehrmuseum und aktive Feuerwehrfrau bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldkraiburg.
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Das Erlebnis im Simulator ist beeindruckend realistisch: Jörg Lehmeyer aus Weidenbach in Mittelfranken und Vera Hildebrandt, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Feuerwehrmuseum und aktive Feuerwehrfrau bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldkraiburg.

Eine freie Rettungsgasse ist bei einem Einsatz nicht selbstverständlich. Die Durchfahrt bedeutet für die Feuerwehrler oft Stress, Schweiß und Herzrasen. Das Waldkraiburger Feuerwehrmuseum steuert mit einem bundesweit einmaligen Simulator gegen.

Waldkraiburg – „Ein Schwertransporter auf der Autobahn A9 lichterloh in Flammen. Die Einsatzkräfte hatten Probleme zur Feuerstelle zu kommen“ oder „A8: Einsatzkräfte müssen zu Fuß gehen – Autofahrer blockieren Rettungsgasse“ sind Schlagzeilen, die es immer wieder gibt. Autofahrer machen Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW das Leben schwer und gefährden das Leben jener, die schnellstmöglich Hilfe benötigen. Für die Helfer eine Zusatzbelastung. Schließlich zählt jede Sekunde. 

Wie wäre es, wenn normale Menschen, selber einmal hinter dem Steuer eine Einsatzfahrzeuges sitzen und diese Situation erleben würden? Das Waldkraiburger Feuerwehrmuseum bietet diese Möglichkeit mit einem Rettungsgassen-Simulator. Und der ist deutschlandweit einzigartig. 

Erleben ist beeindruckender als Sehen und Hören

„Es gibt sonst keinen Simulator, der sich für die normale Bevölkerung mit diesem Thema beschäftigt“, sagt Alexander Süsse, Vorsitzender des Feuerwehrmuseums. „Ich dachte mir, dass wir den Leuten hier im Museum eine ganze Menge über die Feuerwehr erzählen und zeigen können, aber selbst so eine Fahrt zu erleben ist natürlich noch einmal etwas ganz anderes.“

Zusammen mit der Firma Crenetic und Aerosoft aus Nordrhein-Westfalen wurde die Idee Realität. Crenetic und Aerosoft haben unter anderem das Spiel „Notruf 112 – Der Feuerwehr-Simulator“ entwickelt. Aus diesem Spiel heraus entstand der Waldkraiburger Simulator, der 100.000 Euro gekostet hat, untersützt durch Spenden und die Hilfe Ehrenamtlicher. 

Sie engagieren sich ehrenamtlich im Feuerwehrmuseum (von links nach rechts): Vera Hildebrandt (aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldkraiburg), Klaus Fischer (Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn), Jasmin Ermler (aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldkraiburg), Alexander Süsse, Vorsitzender des Feuerwehrmuseums.

Klaus Fischer von der Feuerwehr Ottobrunn und Bibliothekar beim Feuerwehrmuseum sowie Vera Hildebrandt und Jasmin Ermler von Feuerwehr Waldkraiburg engagieren sich ehrenamtlich im Feuerwehrmuseum haben den Simulator getestet und sind sich einig: Er kommt einer realen Einsatzfahrt sehr nahe. 

Da kommen die Besucher selber ins Schwitzen

Bei dem Simulator handelt es um einen MAN TGS 18.440, Baujahr 2016, der auf Basis eines originalen Führerhauses des Feuerwehraufbauherstellers Josef Lentner GmbH aus Hohenlinden hergestellt wurde. Bereits beim Einsteigen in die Fahrerkabine kommt das Gefühl auf, man sitze in einem echten Feuerwehrauto. 

Auf einem Monitor wird der Verkehr in einer Rettungsgasse simuliert. Man lenkt das Fahrzeug, gibt Gas, bremst ab und kommt ins Schwitzen, weil sich andere Autos in den Weg stellen. Freie Fahrt für die Feuerwehr? Fehlanzeige! 

Der Besucher erlebt gutes Vorankommen, aber auch Schwierigkeiten. Auf dem Monitor erscheinen in weiter Entfernung die dichten Rauchschwaden eines brennenden Fahrzeuges. Es geht - zumindest virtuell - um Leben und Tod. Die Rettungsgasse auf der Computer-Autobahn ist zu. Wie hilflos muss sich da der Fahrer in einem echten Einsatzfahrzeug fühlen? 

Gaffer, Rücksichtslosigkeit und Respektlosigkeit sind das größte Problem

Auch Jörg (43) und Nathalie (47) Lehmeyer aus Weidenbach in Mittelfranken fuhren in dem Simulator, als sie mit ihren Kindern Isabel (8) und Christian (12) das Museum besuchten. Die Lehmeyers sind eine Feuerwehrfamilie: Alle sind aktiv dabei, auch die beiden erwachsenen Söhne Bastian (24) und Fabian (22), Vater Jörg ist sogar Erster Kommandant.

Sie waren begeistert. „Die Rettungsgassen, die zugemacht werden, die Gaffer, jene, die ihre Handys zücken, um die schrecklichen Dinge zu filmen, die Rücksichtslosigkeit und Respektlosigkeit der Menschen gegenüber Rettungskräften sind leider das größte Problem“, sagt Nathalie Lehmeyer.  

Hoffen auf den Aha-Effekt

„Unser Gedanke ist, dass bei den Besuchern dieser Aha-Effekt aufkommt. Wir hoffen, dass wenn die Leute beim nächsten Mal im Stau stehen, dann richtig reagieren. Durch den Simulator haben sie selbst erlebt, wie schwierig es ist, da durchzukommen“, sagt Süsse. 

Der Simulator auf Reisen

Diese Woche ist der Waldkraiburger Rettungsgassen-Simulator wieder mal auf Reisen: Es ist bereits zum dritten Mal auf der Gamescom. Die weltgrößte Computer- und Videospielemesse findet noch bis zum Sonntag, 27. August, in Köln statt. 2019 war der Simulator dort erstmals zu sehen und ist seitdem dort nicht mehr wegzudenken. Auch bei der Weltleitmesse für die Rettungsdienst, Brand- beziehungsweise Katastrophenschutz und Sicherheit, der „Interschutz“ in Hannover, ist der Simulator ein Besuchermagnet. 

Das Feuerwehrmuseum hat samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter 08638 / 88 41 112 und www.feuerwehrmuseum-bayern.de.

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