Erneuerbare Energien
Jetzt diskutiert auch Waldkraiburg: Landkreiswerk ja oder nein?
Gemeinsam mehr erreichen – Das ist die Idee hinter dem Landkreiswerk zur Erzeugung erneuerbaren Stroms. Warum das Projekt in Waldkraiburg auf Skepsis stößt. Gibt es Alternativen dazu? So geht es weiter.
Waldkraiburg – Waldkraiburg ist die 30. Kommune, die sich nun mit dem geplanten Landkreiswerk auseinandergesetzt hat. 26 davon haben einen Grundsatzbeschluss gefällt. Jetzt wollte Wirtschaftsförderer Thomas Perzl vom Landratsamt auch den Waldkraiburger Stadtrat vom Vorhaben überzeugen. Doch es gibt Zweifel.
Im geplanten Landkreiswerk sollen sich Gemeinden als GmbH zusammenschließen, um Flächen für die Nutzung zur Gewinnung erneuerbarer Energien zu entwickeln. Die so entstehenden Projekte können dann eine oder mehrere Kommunen mit Partnern in eigenständigen Projektgesellschaften bauen und vermarkten. „Das Landkreiswerk projektiert, baut aber selbst nicht. Verdient wird an der Projektentwicklung“, erklärte Perzl. Jede Gemeinde zahlt – so die bisherige Hausnummer – als Teilhaber des Landkreiswerks fünf Euro pro Einwohner und Jahr.
Zögerliche Haltung nicht nur wegen der Finanzen
Bei rund 26.000 Einwohnern wären das für Waldkraiburg 130.000 Euro jedes Jahr. Angesichts der städtischen Haushaltslage halten die Stadträte es für fraglich, ob sich die Stadt das leisten kann. Aber nicht nur die Finanzen spielten bei der zögerlichen Haltung eine Rolle. Die Pläne des Landkreiswerks waren so manchen noch zu unkonkret, die Vorteile für die Stadt als zu vage.
Zumindest was die Finanzen betrifft, hatte Perzl für die Stadt eine Alternative im Gepäck. Die fünf Euro pro Bürger und Jahr sind laut Perzl die „politische Höchstgrenze“. In Waldkraiburg gebe es angesichts der Stadtwerke eine Besonderheit. „Der Anteil wäre nicht über Geld, sondern über eine Arbeitsleistung der Stadtwerke möglich“, erklärte Perzl. Wie dies gestaltet werden könne, müsse diskutiert werden. Denn: „Es ist klar, dass die Mitarbeiter der Stadtwerke nicht herumsitzen und auf das Landkreiswerk warten.“
Doch wo bleiben die Vorteile für die Stadt? „Was bringt das Landkreiswerk und wieso sollte man nicht gleich in ein Projekt investieren?“, hakte Christoph Arz (Grüne) nach. Eine Abkürzung? Ganz so einfach geht es nicht, denn: „Die Entscheidung obliegt bei den Projektgesellschaften, wer in das Projekt investieren kann. Es kann gut sein, dass das dann nicht möglich sein wird“, erklärte Perzl.
Finanzen entscheiden über Anzahl der Projekte
Waldkraiburg als größte Stadt im Landkreis würde einen nicht unwesentlichen finanziellen Beitrag zum Landkreiswerk stellen. „Wie überlebensfähig ist das Landkreiswerk, wenn die Stadt sich dagegen entscheidet?“, wollte Frieder Vielsack (UWG) wissen. Thomas Perzl will das Landkreiswerk nicht von finanziellen Mitteln abhängig machen. „Das Landkreiswerk ist überlebensfähig, man dreht dann eben an der Projektzahl“, wenn weniger Geld zusammen käme.
So richtig überzeugt war Frieder Vielsack nicht. „Es wäre schön, einen Leuchtturm zu haben, an dem man sich festhalten kann. So aber zahlt man jetzt ein, ohne dass klar ist, was dabei herauskommt.“ Ideen hätte Perzl genügend, wie zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen entlang der Autobahn. Doch es ist gar nicht Sinn des Landkreiswerks, dass Projekte von vornherein feststehen. „Die Projekte sollen aus den Kommunen kommen und gemeinsam entwickelt werden.“
Der Idee, strategisch gemeinsam Energie-Projekte schneller umzusetzen, konnte Christoph Arz durchaus etwas abgewinnen, es blieben aber auch Bedenken. „Ist eine Mitgliedschaft zu leisten?“
Zu „vage“ war es auch Karl-Heinz Stocker (CSU). „Was könnte der Profit für die Stadt sein? Was ist die Rolle der Stadt? Wir wollen nicht nur Finanzierer sein.“ Einen anderen Weg würde Ernst Schäffer (AfD) gerne intensiv weiter verfolgen. „Wir sollten alle unsere Power in die Geothermie stecken. Hier können die Bürger direkt vor Ort profitieren. So ist das ein Investment in den Nebel hinein.“
Noch nicht geklärt ist, wie sich eine Beteiligung der Stadtwerke gestalten lässt. Deshalb soll vor einer endgültigen Entscheidung pro oder contra Landkreiswerk geklärt werden, wie sich Stadt und Stadtwerke beteiligen können
Erst dann soll über einen möglichen Beitritt zum Landkreiswerk abgestimmt werden. Michael Steindl (UWG) blieb skeptisch und war als einziger gegen diesen Beschluss.
