Ungeteilte Leidenschaften – eine Kolumne
Waldkraibuger Wochenschau: Kein Fasching ohne Bügeleisen
Geschmäcker gehen bekanntlich auseinander, Leidenschaften auch. Manch einer begeistert sich für Bügeleisen, andere für die fünfte Jahreszeit. Kolumnistin Helena Gennutt findet dagegen nur Ausreden.
Waldkraiburg – Es gibt Menschen, die können sich stundenlang mit Bügeln beschäftigen. Bettwäsche, Hemden, Unterhosen und Geschirrtücher – jegliches Textil wird fein säuberlich gefaltet in den Schrank geräumt.
Und dann gibt es Menschen, die können sich stundenlang mit Bügeleisen beschäftigen. Zu diesen Menschen gehören Ulrike und Georg Milly aus Waldkraiburg. Kohle- und Gaseisen, Mangbretter und ein Bügeleisenofen zieren ihre Wohnung.
Zumindest bietet das Potenzial für die närrische Zeit. Bei so viel Sammelleidenschaft dürfte es ein Leichtes sein, sich als gewiefter Bügeleisenvertreter zu verkleiden, als gefragter Bügeleisenhistoriker oder gar als Bügeleisen selbst.
Der Fasching ist ja auch so eine Leidenschaft für sich. Die einen können es kaum erwarten, sich jedes Jahr in ein neues, ausgefallenes Kostüm zu hüllen und bauen monatelang an imposanten Faschingswägen.
Und die anderen? Markieren sich den Tag rot im Kalender, an dem der Trubel ein Ende hat und endlich wieder Ruhe einkehrt. Manch einer bleibt eben lieber für sich, als seine Leidenschaft oder Fantasie-Persönlichkeit – vom Sammler bis zur Superheldin – mit der Welt zu teilen.
Ich kann mich weder fürs Bügeln noch fürs Verkleiden so richtig begeistern. Vielleicht kann man sich mit dem einen wahlweise vor dem anderen drücken. Nach dem Motto: Mein Kostüm ist nicht gebügelt, so kann ich das Haus leider wirklich nicht verlassen. Schade.
Ich muss gestehen, dass ich selbst gar kein Bügeleisen besitze, um dieses Problem zu beheben. Aber nicht so schlimm, die Millys würden mir sicher ihres ausleihen. Sie bevorzugen nämlich bügelfreie Kleidung.