Ausstellung im Waldkraiburger Haus der Kultur
Eine heiße Leidenschaft: Für Familie Milly aus Waldkraiburg ist Bügeln mehr als lästige Pflicht
Wer denkt schon gerne ans Bügeln? Für viele ist es eine lästige Pflicht, doch die Sammlung von Ulrike und Georg Milly zeigt, wie viel Handwerkskunst dahinter steckt.
Waldkraiburg – Sie könnten wahrscheinlich die Bettwäsche aller Waldkraiburger Bürger auf einmal glatt bügeln, bei ihrer geballten Sammlung an Bügeleisen. Ulrike und Georg Milly sind nämlich mit einem ungewöhnlichen Sammler-Virus infiziert. „Das ist schon hauptsächlich mein Mann“, stellt Ulrike Milly gleich klar, die aber die Sammler-Leidenschaft ihres Liebsten durchaus akzeptiert.
Jedenfalls sind im Haus der Millys vom oberen Stockwerk bis hinunter zum Keller rund 1400 Bügeleisen aller Art zu entdecken. Seit etwa 45 Jahren sammeln sie die unterschiedlichsten Gerätschaften, die überwiegend dem Zweck dienen, faltenfreie Wäsche entstehen zu lassen. Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, ausgerechnet Bügeleisen zu sammeln? „Das frage ich mich selber, es ist einfach passiert“, lautet die erstaunliche Antwort des langjährigen Leiters im Haus der Jugend, der jedoch zugibt: „Schon als Kind und Jugendlicher packte mich das Sammelfieber. Alles, was glänzte wie Schrauben, spezielle Steine und Nägel wanderten in meine Hosentaschen.“
Technische Entwicklung der Bügeleisen fasziniert
Richtigen Glanz bringen die altertümlichen Bügeleisen zwar nicht hervor, dafür aber überzeugen sie mit ihrer historischen Geschichte und Bedeutung. Wie nachzulesen ist, wurde vor über 2000 Jahren in China erstmals eine sogenannte Bügeleisenpfanne eingesetzt. Derlei Exemplare finden sich auch in der Milly-Sammlung, die schätzungsweise zu den größten Bügeleisen-Sammlungen Bayerns zählt.
Die geschichtliche und technische Entwicklung der Bügeleisen sowie die unterschiedlichsten Energieträger faszinieren Georg Milly bis zum heutigen Tag. Der Waldkraiburger erzählt von Eisen, die mit Kohle, Gas oder Benzin betrieben wurden. Manche Exemplare stellten unsere Vorfahren direkt in die Glut, so hatte man gleich mehrere Eisen im Feuer.
Mit ein bisschen Stolz zeigt Georg Milly ganz besondere Exemplare seiner Sammlung, wie das Kohlebügeleisen mit Kamin und den Bügeleisenofen. Und hier hakt Gattin Ulrike ein, die schmunzelnd aus dem Nähkästchen plaudert: „Wir sind früher mit unserem Wohnmobil in ganz Europa unterwegs gewesen. Bei einer Frankreichreise wollte ich mal einen größeren Koffer mit Kleidungsstücke ins Mobil hieven, was mein Gatte ablehnte, weil er fürchtete, das Wohnmobil könnte überladen werden. In Frankreich entdeckte er freudig einen Bügeleisenofen, der unbedingt mit nach Hause musste, von Überladen plötzlich keine Spur mehr.“
Jetzt steht das gute Stück im Wohnzimmer und zwar neben Regalen voller weiterer historischer Eisen. Übrigens: Das kleinste Eisen in der Sammlung ist etwa einen Zentimeter groß, während andere an die zwölf Kilo wiegen. Da artet das Bügeln dann rasch zur Schwerstarbeit aus. Mangbretter, Bügeleisenuntersetzer und spezielle Eisen wie ein Hutbügeleisen zieren zusätzlich die museumsähnliche Ausstellung im Haus. Die Bügeleisen stammen quasi aus aller Welt.
Trödel- und Antiquitätenläden sind mehr oder weniger verschwunden
Was die Eheleute bedauern: „Unsere Anlaufstellen wie Trödel- und Antiquitätenläden sind mehr oder weniger verschwunden, auch Sammlerjournale gibt es nur noch selten.“ Gott Lob seien aber Flohmärkte noch nicht ausgestorben. Vor Jahrzehnten sei die Suche nach historischen Schätzen meist erfolgreich gewesen, daher bekam die Milly-Sammlung ständig Zuwachs. „Heute kaufe ich höchstens ein oder zweimal im Jahr noch ein Objekt“, sagt der Waldkraiburger.
Er geht jedoch weiterhin in seinem Hobby auf, zu dem auch das häufige Abstauben der Glätteisen gehört. Ein Staubwedel liegt also immer griffbereit. Auf Abruf bereit haben Ulrike und Georg auch in verschiedenen Sprachen das Wort Bügeleisen, was sie an Ort und Stelle unter Beweis stellten. Und noch etwas darf verkündet werden: Das Ehepaar bügelt selber so gut wir gar nicht. Sie bevorzugen bügelfreie Kleidung. Das moderne Dampfbügeleisen steht deshalb ungenutzt in einer Ecke.
Ein bisschen Gedanken machen sich die Zwei bereits jetzt, wie es nach ihrem Tod mit der grandiosen Bügeleisen-Kollektion weitergehen soll. Tochter Johanna interessiert sich nämlich nicht für die heißen Eisen ihrer Eltern. Georg Milly wäre nicht abgeneigt eine richtige Bügeleisen-Ausstellung zu organisieren. „Da bräuchte ich aber entsprechenden Vorlauf und Unterstützung“, sagt er. Momentan sind mehrere Exemplare der Millys im Stadtmuseum Waldkraiburg zu bestaunen. Die dortige Schau läuft unter dem Motto „Waldkraiburg sammelt“ und ist bis 9. Februar jeweils von Donnerstag bis Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr zugänglich. Bis 1. Januar sowie am 6. Januar ist das Museum geschlossen.


