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Zähe Schadensregulierung

Vier Jahre nach Waldkraiburger Brandanschlag: Endlich Happy End für Bewohner am Stadtplatz?

Lichterloh in Flammen stand ein Laden in Waldkraiburg, nachdem es offenbar einen Brandanschlag gegeben hatte.
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Lichterloh in Flammen stand ein Laden in Waldkraiburg, nachdem es offenbar einen Brandanschlag gegeben hatte.

Ein verheerender Brand, die emotionale Belastung und zähe Verhandlungen: Nach dem Brandanschlag auf ein Haus am Waldkraiburger Stadtplatz zieht sich die Schadensregulierung über Jahre. Gibt es jetzt eine Lösung?

Waldkraiburg – „Neuneinhalb Jahre Haft“, „Ich kann Ihnen nicht verzeihen“, „Lebensgefährlicher Hass in Waldkraiburg“ oder „Der Bombenleger von Waldkraiburg ist gefasst“ – fein säuberlich ausgeschnitten liegen zahlreiche Zeitungsartikel auf der Couch. Platz zum Sitzen bleibt nicht mehr. Alle Artikel rund um die Brandnacht vom 27. April 2020 hat Helga Rittersporn gesammelt und aufbewahrt. Jetzt, bald fünf Jahre nach dem verheerenden Brand am Stadtplatz, hat sie alle aus dem Ordner geholt. Sie will nicht in Erinnerungen wühlen, sondern ein Stück weiter mit dem Vergangenen abschließen.

Die Erinnerungen an die Brandnacht, die Flucht aus dem brennenden Haus durch die Tiefgarage, werden nie verblassen, die Ereignisse haben tiefe Wunden hinterlassen. Doch zu den emotionalen und psychischen Belastungen kamen bei Helga Rittersporn und den anderen Eigentümern der Frust über die langsame Sanierung und der Streit mit der Versicherung hinzu.

Sanierung gerät ins Stocken

„Die Versicherung will nicht zahlen“, hatte Helga Rittersporn im Sommer 2022 gegenüber den OVB Heimatzeitungen erklärt. Einen Teil hatte die Versicherung zu dem damaligen Zeitpunkt zwar übernommen, aber ein Großteil war noch offen. Geld, für das die Eigentümer einen Kredit zur Überbrückung aufnahmen und der Ende des Jahres fällig geworden wäre. Doch Gespräche mit der Versicherung führten ins Nichts.

Vor fast fünf Jahren gab es einen Brandanschlag auf das Gebäude am Waldkraiburger Stadtplatz. Erst jetzt konnte sich die Eigentümer-Gemeinschaft mit der Versicherung einigen. Vermittelt hat dabei Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer, der sich mit Hausverwalterin Bettina Konowalik, Stephanie Pollmann und Eigentümerin Helga Rittersporn freut.

„Der Schaden durch den Brand liegt bei rund 1,6 Millionen Euro“, erklärt Helga Rittersporn. 400.000 Euro hatte die Versicherung recht bald zur Schadensregulierung überwiesen, doch dann gerät nicht nur die Sanierung ins Stocken. Die Energiekrise und die hohe Inflation verteuern die Sanierung, mit der Versicherung beginnen die Diskussionen, welche Schäden gedeckt sind, für welche der Brand ursächlich ist. In der Zwischenzeit laufen die Kosten für Hausgeld und Kredite weiter. „Es ist schlimm, dass man dafür kämpfen muss, dass der Schaden ersetzt wird“, sagt Helga Rittersporn. Die Versicherung hätte sich nie ein Bild vor Ort gemacht, nie mit der Feuerwehr gesprochen, um zu erkennen, dass es eine deutlich höhere Brandlast als angenommen gegeben hat.

Helga Rittersporn bleibt nicht tatenlos und packt an: An verschiedenste Stellen schreibt sie Briefe, fragt um Rat und Unterstützung. „Die Bewohner wollten nie Geld, sondern nur Unterstützung. Sie hatten den Brand ja nicht selbst verschuldet“, erzählt Hausverwalterin Bettina Konowalik. Für alle Beteiligten war der Brand eine „mittlere Katastrophe“.

Das Erlebte tragen die Bewohner noch heute mit sich herum. „Es ist und war eine große seelische Belastung für mich“, sagt Helga Rittersporn. Erst nach zehn Monaten konnten sie wieder in ihre Wohnung zurückkehren, zuvor wurden sie immer wieder vertröstet. Von den Mietern sind nach dem Brand nur zwei wieder in ihre Wohnungen am Stadtplatz zurückgekommen.

Kredit ist zum Jahresende abzulösen

Dazu noch die finanzielle Belastung. „Wir haben allein 70.000 Euro Anwaltskosten, 190.000 Euro haben wir Zinsen bezahlt“, zählt Helga Rittersporn auf. Zum Jahresende hätte der Kredit für die Haus-Sanierung abgelöst werden müssen, was aber nicht für alle Eigentümer so einfach zu leisten gewesen wäre.

Doch es kommt endlich Bewegung in die Sache: Nach einem Bericht im Bayerischen Fernsehen kommt über Stadträtin Stephanie Pollmann der Kontakt zu Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer zustande. Er macht sich mit Eigentümern und der Hausverwaltung ein Bild vor Ort und setzt sich für ein Treffen mit der Versicherung ein. Einmal in München, und im November kommen Vertreter der Versicherung zum ersten Mal nach Waldkraiburg.

„Es brauchte eine schnelle Lösung“, sagt Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer. Eine solche scheint kurz vor Jahresende tatsächlich gefunden zu sein. Mit der Versicherung kann man sich außergerichtlich auf einen Vergleich einigen: Weitere 700.000 Euro will die Versicherung übernehmen, auf einer Versammlung der Eigentümergemeinschaft stimmen alle dem Vergleich mit der Versicherung zu.

„Sobald die Widerspruchsfrist abgelaufen ist, sind die Beschlüsse rechtssicher“, klärt Bettina Konowalik auf. Die Frist läuft kurz vor Weihnachten aus. Dann können die Eigentümer nach vier Jahren und acht Monaten endlich die Diskussionen mit der Versicherung abschließen. „Die Eigentümer wollten nur Hilfe und gehört werden. Jetzt können sie aufatmen“, sagt Stephanie Pollmann.

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