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Trümmerfeld im Stadtgebiet

Nach Chaosfahrt durch Waldkraiburg: In den sozialen Medien beginnt die „Suche“ nach dem Täter

Nicht nur die Polizei sucht nach dem Chaosfahrer aus Waldkraiburg. Das tun auch User in Sozialen Netzwerken. Auch mit Drohungen.
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Nicht nur die Polizei sucht nach dem Chaosfahrer aus Waldkraiburg. Das tun auch User in sozialen Netzwerken. Auch mit Drohungen.

Er hat ein Trümmerfeld hinterlassen: Ein 21-Jähriger demolierte am Sonntag (8. Dezember) eine Werbetafel und zumindest ein Auto. In den sozialen Netzwerken hat die „Suche“ nach dem Mann begonnen: Aufruf zur Selbstjustiz oder Hilfe bei der Aufklärung?

Waldkraiburg – Beide Türen verkratzt und eingedellt, eine Seitenleiste abgerissen: Mit dem Bild seines beschädigten Autos sucht ein Nutzer auf der Community-Plattform „Spottet Mühldorf Altöttin“ in den sozialen Medien nach Zeugen. Denn in der Nacht auf Sonntag soll jemand gegen das parkende Auto gefahren sein, als es am Waldkraiburger Stadtplatz abgestellt war. Einen Finderlohn stellt der Besitzer in Aussicht.

Tatsächlich dauert es nicht lange und es kommentiert ein möglicher Zeuge den Beitrag. „Ich habe eine Vermutung welches Auto dir reingefahren ist“, schreibt derjenige. Er und sein Begleiter hätten ein Auto gesehen, das in Richtung Stadt unterwegs war und „was voll angefahren war und trotzdem weitergefahren ist“.

Polizei stoppt Chaos-Fahrer

Zeit und Ort passen in beiden Fällen zu einer Meldung der Polizei: Die wurde nämlich am Sonntag, 8. Dezember, gegen 1 Uhr auf einen Autofahrer in der Teplizter Straße aufmerksam gemacht, der hinten links nur auf der Felge fuhr. Am Steuer ein 21-Jähriger aus Waldkraiburg, der zunächst versuchte, mit dem Auto vor der Polizei zu flüchten. Unvermittelt stellte er sein Fahrzeug ab und setzte mit seiner 20-jährigen Beifahrerin die Flucht zu Fuß fort.

Weit kamen die Beiden allerdings nicht, die Polizei hatte sie bald eingeholt. Die 20-Jährige leistete großen Widerstand, bespuckte und beleidigte die Polizisten und verletzte mehrere Beamten, indem sie zubiss. Eine Polizistin musste deshalb im Krankenhaus behandelt werden. Auch der 21-Jährige leistete Widerstand. Bei beiden stellten die Beamten deutlichen Alkoholgeruch und drogentypische Auffälligkeiten fest. Für den 21-Jährigen war das nicht alles: Er hat keinen Führerschein und vermutlich während der Trunkenheitsfahrt größeren Schaden angerichtet.

Über die sozialen Medien sucht ein User nach Zeugen. In der Nacht auf 8. Dezember hatte ein Unbekannter sein Auto angefahren. Erste Vermutungen werden schnell geteilt.

Von rund 10.000 Euro Schaden schreibt die Polizei am Montag, 9. Dezember, in einer Mitteilung. „Wir haben bis Montag zwei Unfallfluchten aufgenommen“, erklärt Polizeihauptkommissarin Franziska Stangl auf Nachfrage. Sie schließt aber nicht aus, dass in der Folge noch weitere Schäden gemeldet werden, weil sie erst später festgestellt werden. Das Auto des 21-Jährigen ist jedenfalls sichergestellt.

Währenddessen geht am Montag in den sozialen Medien die Suche nach dem Unfall-Fahrer weiter. „Wir haben Informationen bekommen. Wir haben eine heiße Spur die zum Täter/in führen könnte“, schreiben die Betreiber der Community-Seite in Großbuchstaben. Mit weiteren Hinweisen über die Community wird „die Schlinge für den Fluchtfahrer immer enger“. In einem letzten Update die erfreuliche Nachricht: „Hey ein kleines Update. Die haben mich jetzt zurück gerufen, die nächsten Tage wird ein Gutachten erstellt mit beiden Autos, ob es auch wirklich das Auto ist (aber ich glaube schon) Und danach sehen wir weiter“, schreibt der Geschädigte ohne auf die Rechtschreibung zu achten.

Zeugensuche online für mehr Reichweite

Dass Opfer über soziale Medien nach Zeugen oder Unfallverursachern suchen, sei ein Mittel, um die Reichweite zu erhöhen. „Vielleicht findet sich auf diese Weise ja ein Zeuge“, sagt Polizistin Stangl. Sollte es so sein, sollte spätestens dann der Weg zur Polizei führen. „Solche Spuren kann man nicht weiter verfolgen. Selbstjustiz sollte man jedenfalls nicht betreiben.“

Ein letztes Update: Ein Gutachter soll klären, ob Unfallauto und das geschädigte Auto zusammenpassen.

Ohnehin würde ein solcher Weg bald in einer Sackgasse münden, denn als Privatperson werde man über eine Kennzeichen-Abfrage aus datenschutzrechtlichen Gründen keinen Namen bekommen.

Abgesehen davon würde die Frage bleiben: Passen Unfallauto und geschädigtes Fahrzeug überhaupt zusammen? „Das passiert alles innerhalb einer kurzen Zeitspanne“, sagt Stangl. Da könne es leicht passieren, dass man sich als Zeuge das Kennzeichen falsch notiert oder sich ein Zahlendreher einschleicht. „Hinweise sind gut, denen wir als Polizei nachgehen. Aufgabe ist es dann auch zu klären, ob die Schäden an beiden Autos zusammenpassen.“

Mehrere Verfahren eingeleitet

Die Unfallflucht ist nicht die einzige Anzeige, mit der der 21-Jährige rechnen muss: Gegen die beiden Waldkraiburger wurden Ermittlungsverfahren wegen Tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung, Beleidigung, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Trunkenheit im Verkehr und Fahren ohne Fahrerlaubnis eingeleitet.

Die Polizistin hat durch die Attacke keine schweren Verletzungen davongetragen. Dass Polizeibeamte aber mit Angriffen auf ihre Personen rechnen müssen, „kommt immer häufiger vor“. „Wir haben immer wieder damit zu kämpfen, dass es zu aggressivem Auftreten gegenüber Beamten kommt, weil die Leute nicht mit den Maßnahmen einverstanden sind“, sagt Franziska Stangl.

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