Tiefenwasser in Polling
„Nicht in Trinkflaschen abfüllen“: Aschau und Waldkraiburg kritisieren Pläne von Innfood
Dürren in Europa, in Deutschland wird Wasser zum kostbaren Gut. Während Grundwasserpegel sinken, steigt der Verbrauch. Wie passt es da, dass in Weiding Tiefenwasser kommerziell genutzt werden soll? Aschau und Waldkraiburg fordern eine interkommunale Zusammenarbeit.
Waldkraiburg/Aschau – Nachbarn und besorgte Bürger machen mobil gegen die geplante Förderung von Tiefenwasser in Weiding durch die Firma Innfood und Roxane. Doch auch von anderer Seite gibt es mittlerweile Kritik. Aschaus und Waldkraiburgs Bürgermeister äußern sich skeptisch gegenüber den Plänen.
Die Firma Innfood will im Werk Weiding Tiefbrunnen nutzen, um in Zusammenarbeit mit der französischen Firma Roxanne Mineralwasser abzufüllen. Dazu braucht sie eine neue Genehmigung für die Nutzung der bereits bestehenden Tiefbrunnen. Mit dem Wasser aus den Brunnen hat Alete früher Babynahrung hergestellt. Es handelt sich damit also nicht um neue Brunnen, sondern um eine neue Nutzung alter Brunnenrechte.
Tiefenwasser nicht in Trinkflaschen abfüllen
Einer, der schon früh vonseiten der Politik Kritik geäußert hat, ist Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich (CSU). „Wir müssen uns der Verantwortung bewusst sein, dass die Wasserversorgung auch in 100 Jahren noch funktionieren muss. Deshalb können wir jetzt nicht anfangen, Tiefenwasser in Trinkflaschen abzufüllen.“ Dass es bei der Diskussion um das Tiefenwasser nicht um neue Brunnenrechte geht, sondern um eine neue Nutzung alter Rechte, spielt für Weyrich keine Rolle. „Das Argument greift für mich ins Leere. Vor 20 Jahren haben wir auch Sachen gemacht, die wir heute mit unserem jetzigen Wissen so nicht mehr machen würden.“ Im Zweifel sollte man es bleiben lassen.
Man dürfe nicht den leichten Weg gehen: „An allen Stellen fallen die Pegel und oberflächennahen Grundwasserstöcke können belastet sein durch Schadstoffe. Wir müssen diese Grundwasserstöcke wieder instandzusetzen.“
Weyrich geht es bei den Diskussionen um das Weidinger Tiefenwasser nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander. Es brauche ein stärkeres Bewusstsein dafür, wie wertvoll Wasser ist. Für alle. „Die Wichtigkeit endet nicht an irgendeiner Gemeindegrenze. Ob Wasser, Energie oder Ansiedlungen – wir müssen mehr als Region denken. Weg vom Kirchturmdenken, dann haben alle mehr davon“, ist er überzeugt. Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit den Landwirten und Grundbesitzern. „Es ist in unser aller Interesse, die Natur und Umwelt zu erhalten. Dafür müssen wir Lösungen finden.“
Gesprächsbedarf sieht auch Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG). „Die Wasserversorgung hat oberste Priorität. Falls diese einmal nicht mehr gesichert sein sollte, wird es nicht einfach. Davon sind alle betroffen.“ Die umliegenden Gemeinden würden sich alle aus dem gleichen Topf bedienen, das Wasser eine „Lage weiter unten ist Reserve für künftige Generationen“. Deshalb sei es wichtig, diese Reserve so spät wie möglich anzuzapfen. „Jetzt in die Reserve eingreifen? Man muss sich gut überlegen, ob man das Tiefenwasser kommerziell nutzen soll.“ Eine mögliche Förderung und Vermarktung müsse kritisch hinterfragt werden.
Möglichst viel Wasser versickern lassen
Pötzsch holt alle Beteiligten ins Boot: Wasserversorger wie auch die Bürger. „Alle sind aufgefordert, den Wasserverbrauch zu reduzieren.“ Gleichzeitig müssen Vorgaben eingehalten werden, dass möglichst viel Wasser versickern kann. „Jeder ist gefordert. Wasser ist ein kostbares Gut, das jetzt noch da ist. Deshalb gilt es, es bestmöglich zu schützen.“ In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken arbeite man daran, das in die Jahre gekommene Leitungsnetz zu erneuern, um Verluste zu reduzieren.
Dort sieht man die Pläne in Weiding ebenfalls sehr kritisch. „Tiefenwasser sollte nur im Notfall angezapft werden. Nur, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt“, sagt Geschäftsführer Herbert Lechner. Das Tiefenwasser sei schließlich für nachfolgende Generationen bestimmt.
Wie muss es beim Thema Wasser weitergehen? „Es braucht eine Zusammenarbeit auf vielen Ebenen“, sagt Pötzsch. Künftige Fragen müssten geklärt werden, wo das Wasser herkomme, wie man sich über Wasser-Notverbünde zusammenschließen kann. Da sieht Weyrich nicht anders: „Es braucht konstruktive Gespräche für die Zukunft des Wassers.“
Ein erstes in diese Richtung findet am Donnerstag (11. Mai) am Mühldorfer Landratsamt statt. Landrat Max Heimerl lädt dazu Kreisräte, Bürgermeister und die Vorsitzenden der Wasserzweckverbände zu einer internen Informationsveranstaltung ein. Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes informieren über die Wasserversorgung im Landkreis und einen Blick auf Grund- und Tiefenwasser richten.
