Als er Naturfotos im Stadtpark Waldkraiburg machte
Hobby-Fotograf gerät in Streit mit Anwohner - Griff die Polizei zu hart durch?
Ein Auge für die Natur hat Stefan Graf. Die unscheinbaren Schönheiten hält er gerne auf Fotos fest. Doch seine Liebe zur Natur hat ihm in Waldkraiburg kürzlich Ärger mit einem Anwohner und der Polizei gebracht.
Waldkraiburg - Wenn Stefan Graf draußen unterwegs ist, geht er mit offenen Augen durch die Natur. Ob Bäume, Blüten oder Tiere - er sieht genau hin. Sieht somit Dinge, die demjenigen entgehen, der nur schnell daran vorbeigeht. Immer mit dabei ist bei Stefan Graf seine Kamera, mit der er die schönen, aber fast unscheinbaren Dinge in der Natur festhält. Oft lässt er die Leser der OVB-Heimatzeitungen daran teilhaben, schickt seine schönsten Bilder als Leserfoto ein.
„Die Natur gibt mir viel. Das Fotografieren in der Natur ist mein Hobby und da schaue ich genau hin“, erzählt Stefan Graf. Letztens schaute er wohl zu genau hin - zumindest hatte ein Anwohner im Peters-Park diesen Eindruck. „Ich werde immer wieder darauf angesprochen, was es denn zu fotografieren gibt. Viele haben dafür wenig Verständnis und oft auch für die Natur nur wenig übrig.“ Dieses Gefühl hatte er auch bei einem Anwohner, der ihn beim Fotografieren nicht aus den Augen ließ.
Ein junger Ahorn-Trieb im Sucher
„Etwa eine Viertelstunde ist er mir nachgegangen. Ich selbst wollte mich aus der Situation herausnehmen und bin weitergegangen“, erinnert sich Stefan Graf. Er blieb selbst dann nicht stehen, als ihn der Anwohner darüber informiert hatte, dass dieser die Polizei verständigt habe. Wie sich später herausstellte, war der Anwohner der Ansicht, dass Stefan Graf dessen Haus fotografiert hatte. Die Kamera zeigte zwar in diese Richtung, doch Stefan Graf hatte kein Haus im Sucher, sondern den Zweig eines Ahorn-Baums. „Ich wollte nur die jungen Triebe fotografieren.“
Doch, anstatt dass sich die Situation vor Ort erklären ließ, eskalierte sie. „Der Anwohner ist auf mich losgegangen und hat mich gefragt, was es hier zum Fotografieren gibt“, erzählt Stefan Graf, der wiederum in Verteidigungsmodus ging. „Ich hatte ihm noch gesagt, dass er sich nicht so wichtig nehmen solle. Als er weiter auf mich zukam, hab ich ihm gesagt, dass ich ein Pfefferspray habe.“ Damit wollte Stefan Graf den Anwohner auf Abstand halten. Das habe auch funktioniert und so konnte er weitergehen. Aber damit war die Sache nicht geklärt. Er hatte tatsächlich zuvor schon die Polizei informiert, die am Ausgang zur Haidaer Straße bereits auf Stefan Graf wartete.
Was dann geschah, bewertet Stefan Graf als übertrieben. „Mit zwei Fahrzeugen war die Polizei gekommen.“ Eine Polizistin hätte ihn - mit der Hand an der Waffe - dazu aufgefordert, seine Hände aus den Taschen zu nehmen. Dann wurde er durchsucht, die Bilder auf der Kamera genau angeschaut. „Außer dem Pfefferspray haben sie nichts gefunden. Auch auf der Kamera waren keine Bilder außer den Naturaufnahmen.“ Vor Ort hätte er versucht, alles aufzuklären, musste aber trotzdem anschließend mit auf die Wache.
Massiv angegangen
„Mich stört die Art und Weise, wie massiv ich angegangen worden bin“, ärgert sich der Hobby-Fotograf. Nicht nur, dass ihm der Anwohner nicht in Ruhe ließ, sondern auch wie der Einsatz der Polizei abgelaufen ist. Und wie bewertet die Polizei selbst den Ablauf?
„Die Kollegin hat sich richtig verhalten“, sagt Dienststellenleiter Georg Deibl auf den Vorfall angesprochen. Bei der Polizei sei die Meldung über den Streit der beiden Männer eingegangen, auch dass einer ein Pfefferspray besitzt. Mit entsprechender Vorsicht geht es an den Einsatz. „Der Fotograf ist dann mit den Händen in der Hosentasche auf die Kollegin zugegangen“, erklärt Deibl weiter den Vorfall aus Sicht der Polizei. Bis zu diesem Zeitpunkt habe noch kein Gespräch stattgefunden, eine genauere Einschätzung der Situation sei damit auch nicht möglich gewesen. Erst nach einer weiteren Aufforderung habe er dann die Hände aus den Taschen genommen und das Pfefferspray weggelegt.
„Unsere Einsatzkräfte müssen auf ihre Sicherheit achten“, sagt Deibl und erklärt damit auch die weitere Untersuchung von Stefan Graf. Der Einsatz selbst sei dann „freundlich und ruhig“ verlaufen. Alles Weitere hätte man nach Absprache mit dem Fotografen auf der Dienststelle geklärt. „Als Polizist kann man in einer solchen Situation nicht anders. Man muss sich als Beamter selbst schützen“, betont Deibl.
Stefan Graf hofft, dass es das einzige Mal bleibt, dass er auf diese Weise mit der Polizei konfrontiert wird. „Fotografieren ist mein Hobby. Wieso muss man gleich die Polizei rufen, anstatt einfach zu fragen? Die Leute haben oft einfach zu wenig übrig für die Natur“, bedauert es Stefan Graf.