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Vereinsvorsitzende im Interview

Warum Sportvereine unverzichtbar sind – und woran es in Waldkraiburg fehlt

Die Vorsitzenden der drei großen Waldkraiburger Sportvereine wissen, wie es um die Sportstadt bestellt ist: Peter Zinn (TSC),  Richard Buchhorn (EHC) und Kai Röpke (VfL; von links). Die OVB Heimatzeitungen haben sie zum Gespräch eingeladen.
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Die Vorsitzenden der drei großen Waldkraiburger Sportvereine wissen, wie es um die Sportstadt bestellt ist: Peter Zinn (TSC), Richard Buchhorn (EHC) und Kai Röpke (VfL; von links). Die OVB Heimatzeitungen haben sie zum Gespräch eingeladen.

In Waldkraiburg ist Sport mehr als nur Bewegung – er ist Gemeinschaft. Doch was passiert, wenn den Vereinen die ehrenamtlichen Kräfte ausgehen, Fördermittel gestrichen werden und die Kinder lieber am Bildschirm sitzen? Drei engagierte Vereinsmenschen geben Antworten.

  • Nachwuchsgewinnung wird schwieriger: Kinder und Jugendliche für den Vereinssport zu begeistern, erfordert heute digitale Präsenz und attraktive Angebote.
  • Ehrenamt und Infrastruktur am Limit: Viele Vereine kämpfen mit einem Mangel an Übungsleitern und finanzieller Unterstützung.
  • Sport ist mehr als Leistung: In Waldkraiburg setzen die Vereine auf Gemeinschaft, persönliche Entwicklung und Spaß.

Waldkraiburg – In der Serie „Sportstadt Waldkraiburg“ beleuchten wir die sportliche Situation in Waldkraiburg: Wie ist es um die Vereine, Sportstätten und Vielfalt der Angebote bestellt? Dieses Mal im Gespräch: Kai Röpke (VfL), Richard Buchhorn (EHC) und Peter Zinn (TSC) – die Vorsitzenden der drei großen Waldkraiburger Sportvereine.

Was muss ein Sportverein heute tun, um interessant zu sein?

Kai Röpke: Präsent sein! Das Wichtigste ist, dass die Kinder Sport erleben können. Dass sie nicht den Blick im Handy oder auf der Spielkonsole haben, sondern sehen, dass man Spaß und Erfüllung beim Sport haben kann.

Ist es schwierig, die Kinder von Handy und Spielekonsolen wegzulocken?

Richard Buchhorn: Man trifft sich mittlerweile online, das ist gemütlicher. Dafür ermöglicht uns das, die Kinder auf den Social-Media-Kanälen abzuholen. Man muss als Verein heute auf Instagram, Facebook oder TikTok präsent sein, um die jungen Leute für den Sport zu begeistern.

Peter Zinn: Wenn sie dann bei uns im Training sind, braucht keiner aufs Handy schauen. Vielleicht tut ihnen das auch gut. Das Kennenlernen von Freunden ist heutzutage schwieriger und im Verein passiert es automatisch, wenn du in einer Gruppe bist.

Wie wichtig ist es, Kinder schon früh für den Sport zu gewinnen?

Zinn: Mit 16 fängt keiner mehr an. Junge Menschen müssen vorher in einer Gruppe sein und dann bleiben auch viele beim Sport. Natürlich nicht alle, weil dann andere Interessen kommen.

Röpke: Die kritische Schwelle ist immer und überall die Pubertät und natürlich Berufsausbildung und Studium. Aber wenn einer von 6 bis 13 Jahren Handball oder Eishockey spielt, hat man schon mal eine gute Basis.

Buchhorn: Das ist das Entscheidende: Wenn man sie packt und wenn sie ihre Leistungen bringen.

Zinn: Das ist der Vorteil in unserem Verein: Die Kinder starten mit Kindertanz und gehen dann vielleicht ins Ballett. Später geht es ins Jazz- und Modern-Dance – sie können sich im Verein entwickeln.

Inwiefern sollte es beim Sport auch Leistung gehen?

Röpke: Natürlich gehört Leistung immer zum Sport, aber im Verein ist es nicht unsere Hauptaufgabe.

Zinn: Früher sind wir viel auf Turniere gegangen, das haben wir fast gar nicht mehr. Breitensportler wollen Spaß haben und keine zu feste Verpflichtung. Natürlich möchten sie sich auch mal präsentieren. Aber der Leistungsdruck darf heutzutage nicht zu groß werden. Den haben sie in der Schule schon genug. Wenn sie jedoch nicht mehr mitzählen dürfen, wie beispielsweise ein Spiel steht, finde ich das zu viel. Ich muss damit umgehen können, dass ich mal verliere. Das müssen sie im Leben auch.

Buchhorn: Das Problem haben mehr die Erwachsenen als die Kinder. Wenn ich die Kinder im Verein sehe, die wollen gewinnen.

Röpke: Ich finde es wichtiger, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie man mit gemessenen Leistungen umgeht. Es muss nicht immer die Goldmedaille sein, es zählt schon, wenn man sich selbst verbessert.

Man hört, dass es schwieriger wird, Übungsleiter zu finden. Wie sind da die Sportvereine aufgestellt?

Zinn: Wir haben mittlerweile 45 größtenteils ehrenamtliche Übungsleiter. Das geht nur mit Teamgeist und wenn sich die Leute im Verein wohlfühlen. Dann geht es nicht um den letzten Euro.

Röpke: Das klappt in vielen Sparten, aber nicht immer. Es kommt auch immer darauf an, wie viele Kinder Interesse haben - In manchen Sparten haben wir fast Wartelisten, weil wir nicht genügend Übungsleiter haben.

Es steht im Raum, die Mittel für die Sportförderung zu kürzen. Wie schwierig haben es Sportvereine finanziell?

Zinn: Kein Verein kann ganz ohne Stadt überleben. Wir alle, die wir hier sitzen, machen das ehrenamtlich - wie sehr viele im Verein. Das Geld wird hauptsächlich für die Kinder benötigt. Da zu sparen, sehe ich als den falschen Weg.

Buchhorn: Wir hätten richtig zu kämpfen! Wir sind nur in der Eishalle und wenn da die 20 Prozent Förderung wegfallen, sind wir bei einem Betrag pro Kind, bei dem ich mir ziemlich sicher bin, dass die Hälfte ihn sich nicht leisten kann.

Röpke: Die Höhe der Sportförderung ist in Waldkraiburg die niedrigste. Kinder und Jugendliche in einem Mühldorfer Verein kriegen 19 Euro pro Nase - wir kriegen 9 Euro. Über die gesamten Sportfördermittel kenne ich bis heute keine transparente Aufstellung. Ich glaube, dass jeder Sportverein das überleben wird. Ob das gut ist für uns, steht auf einem anderen Blatt. Schön wäre es, wenn wir alle an einem Tisch darüber reden könnten. Wir können vielleicht durch Sponsoren auf das eine oder andere verzichten.

Welche gesellschaftliche Rolle spielt der Sport?

Röpke: Der VfL ist zwei Jahre älter als die Stadt. Ein funktionierender Sportverein ist ein Bindeglied, dort baut man Netzwerke auf, trifft Freunde und Kollegen. Beim Sport kommen Nationen und unterschiedliche Schichten zusammen. Man ist per Du und es geht um das Miteinander. Sport ist die Keimzelle für das Wir-Gefühl einer Stadt, gerade weil wir nicht auf 500 Jahre Tradition zurückblicken können.

Wie sieht es mit der Infrastruktur für Sport in Waldkraiburg aus?

Röpke: Wir haben die glückliche Situation, dass wir viele Schulturnhallen nutzen. Andere Sportarten trainieren im Jahnstadion. Es braucht die Sportstätten, sie sind das A und O und es ist keine leichte Aufgabe, das zu stemmen. Man sollte die Zusammenarbeit der Vereine und der Stadt noch intensiver gestalten. Mit mehr Dialog.

Zinn: Es braucht die städtischen Gebäude. Wir haben jetzt unsere eigenen Räume, aber das bedeutet ein finanzielles Risiko.

Buchhorn: Wir haben nur die eine Eishalle, die die Stadt betreibt. Als Stadt tue ich mich leichter, ein Minus von einer Eishalle oder einem Schwimmbad zu verrechnen. Als Verein habe ich nichts zum Verrechnen. Dass Stadtwerke Gewinne machen und auf der anderen Seite städtische Aufgaben übernehmen, muss eine Kommune aus meiner Sicht bieten.

Die OVB Heimatzeitungen stellen in den nächsten Wochen die Waldkraiburger Sportvereine vor. Heute: Der EHC Waldkraiburg „Die Löwen“ e.V.

Wie sehen Sie die Zukunft der Sportvereine?

Buchhorn: Im Eisstadion haben wir viele Eishockeyspieler, aber auch die Einskunstläufer. Es wäre gut, wenn wir in Ruhe planen könnten. Wenn wir wissen, was die Stadt mit der Zukunft des Eisstadions macht, können wir den Rest irgendwie meistern.

Röpke: Aber die Zukunft hat nicht nur mit der Stadt zu tun. Was uns immer wieder auf den Nägeln brennt, ist Ehrenamtliche zu finden, die Funktionen übernehmen. Das sehe ich schon kritisch. Ich habe immer das Gefühl, es scheitert an der Verpflichtung. Viele sagen, ich helfe dir schon mal, ich backe die einen Kuchen. Aber es braucht ja auch Menschen, die mal für zwei Jahre ein Amt übernehmen.

Zinn: Diese Verantwortung ist auch bei uns schwierig. Deswegen haben wir den Vorstand auf fünf Personen erweitert. Das ist für mich eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren: Wo kriegen wir Leute her, die sich da einbringen?

Röpke: Wir versuchen, Ehrenamtliche von Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Wir haben eine hauptamtliche Geschäftsstelle und die Digitalisierung ist natürlich auch eine Erleichterung. Der Bürokratieaufwand für einen Verein ist nicht weniger als für jedes andere Unternehmen.

Zinn: Von uns wird immer mehr verlangt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viel Zeit wir bei uns im Tanzverein verbringen. Ihr wahrscheinlich genauso. Das wäre unbezahlbar.

Und wie sehen Sie die Zukunft von Waldkraiburg als Sportstadt?

Röpke: Der Titel Sportstadt ist mit Sicherheit ein Aushängeschild und man kann noch viel Sport in Waldkraiburg machen. Aber das bröckelt auch.

Zinn: Was wäre Waldkraiburg ohne Vereine? Doch wenn die Nutzungsstätten nicht mehr zur Verfügung stehen, ist Sense. Der EHC muss jetzt schon jedes Jahr um die Eishalle bibbern. Mehr Sicherheit für die Vereine wäre ratsam.

Röpke: Abgesehen davon, haben die Vereine auch Kraft, etwas zu schaffen. Es gibt so viel Engagement, damit der Sport weiterlebt.

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