Außergewöhnliche Sportarten
Vom Eisstadion in Waldkraiburg zur Meisterschaft: Der hohe Preis des Erfolgs im Eiskunstlauf
Elegant über das Eis gleiten und Pirouetten drehen: Bis das klappt, braucht es viel Training. Lernen kann man die ästhetische Sportart beim VfL Waldkraiburg. Was neben Talent im Leistungssport noch entscheidend ist.
Waldkraiburg – In der kalten Jahreszeit zieht es viele Menschen aufs Eis. So auch in die Waldkraiburger Raiffeisen Arena, in der Privatleute die Bahn zum Schlittschuhlaufen nutzen können und Leistungssportler ihr Training, ihre Spiele und Wettkämpfe bestreiten. Das Eisstadion ist vor allem auch Heimat der Sparte Eiskunstlauf des VfL Waldkraiburg.
Diese ist insbesondere durch ihre aufwendige Eisgala bekannt. Dazu kommen sportliche Erfolge bei Wettkämpfen und Meisterschaften. Schließlich wird in Waldkraiburg der Eiskunstlauf als Leistungssport betrieben. Aktuell wird für das Klassenlaufen des Bayerischen Eissportverbands (BEV) trainiert, das am 5. und 6. April 2025 stattfindet.
In jungen Jahren fällt das Lernen leichter
Um ein richtig guter Eiskunstläufer zu werden, benötigt man Körperbeherrschung, Konzentration, Koordination, Ehrgeiz und Selbstdisziplin. Deshalb beginnen die meisten schon im Alter von etwa vier Jahren damit – je jünger man ist, umso leichter fällt es, schwierige Elemente und Techniken zu erlernen.
Was genau hinter dem Sport steckt und was ihn so einzigartig macht, erfuhren die OVB Heimatzeitungen bei einem Training im Waldkraiburger Eisstadion. Dabei gewährte Spartenleiter Wolfgang Veigl Einblicke in diesen Sport, der vor allem durch seine Ästhetik für Faszination sorgt. Auch Veigls Sohn Nico (18) steht schon seit seiner Kindheit auf dem Eis und betreibt Eiskunstlauf als Leistungssport. Damit ist er einer von wenigen Jungs auf dem Waldkraiburger Eis, männliche Verstärkung wäre herzlich willkommen.
Beim Eiskunstlauf muss alles exakt nach Plan laufen
Der Preis des Erfolgs ist jedoch sehr hoch, wie sich herausstellt, denn Talent alleine reicht hier nicht aus. Eineinhalb Stunden dauert ein Training. Stehen Wettkämpfe an, geht es länger. Beim Training wird mit zwei Gruppen trainiert. Diese sind recht klein, damit die Trainer sich intensiv auf ihre Schützlinge konzentrieren können. Korbinian Riedl ist Trainer für Eistanz, Anna-Luisa Stehbeck Eiskunstlauftrainerin.
Beim Eistanz stehen Ausdruck, Rhythmus und Interpretation im Mittelpunkt. Hier gilt, durch Bewegung und Musikalität eine Geschichte zu erzählen. Beim Paar-Eiskunstlauf hingegen geht es um künstlerischen Ausdruck mit technischen Elementen wie Hebungen, Sprüngen und Würfen. Bei Wettkämpfen gibt es sehr strenge Regeln, die es zu befolgen heißt. So wird unter anderem die Musik, wie auch die Schrittfolge vorgegeben. Alles muss exakt nach Plan laufen. „Es gibt Schrittfolgen, die nach ehemaligen Top-Läufern benannt wurden. So zum Beispiel der ‚Kilian‘. Das sieht leicht aus, ist aber extrem schwierig. Diese Schrittfolge müssen die Läufer natürlich einwandfrei beherrschen“, erklärt Veigl.
Talent und Selbstdisziplin dürfen nicht fehlen
Das Training beginnt mit dem Aufwärmen. Nach dem Warmlaufen geht es weiter mit dem Schritttraining. Danach werden die Sprünge trainiert und zum Schluss die Pirouetten. Um richtig gut Eiskunstlauf betreiben zu können, bedarf es jahrelangem hartem Training. Im Winter wird in der Eislaufhalle trainiert und im Sommer ist reines Athletiktraining angesagt. „Wenn man einen Sprung machen möchte und den auf dem Off-Eis kann, dann funktioniert das früher oder später auch auf dem Eis. Das Gleiche gilt auch bei Drehungen. Wenn man ein gutes Gefühl dafür entwickelt, dann klappt das auch. Deswegen ist das Athletiktraining wichtig, damit man die Grundlagen, die Ausdauer und Beweglichkeit schult“, erklärt Trainerin Anna-Luisa. „Um Eiskunstlauf zu erlernen, sollte man auch ein bisschen Talent und natürlich Selbstdisziplin mitbringen.“
Eiskunstlauf ist ein teurer Sport
Eiskunstlauf ist nicht nur ein toller Sport, sondern auch ein teurer. Während sich zum Beispiel beim Fußball die Trainersuche leicht gestaltet und die Trainer das meist ehrenamtlich machen, kostet ein Eiskunstlauftrainer ordentlich Geld. 45 Euro für eine Trainingsstunde sind dabei noch günstig. Das Tragische: Selbst wenn jemand noch so talentiert ist, kann er den Sport nicht ausüben, wenn er nicht über die finanziellen Mittel verfügt. Schließlich muss beim Eiskunstlauf alles komplett aus eigener Tasche bezahlt werden.
Wolfgang Veigl kennt das nur zu gut. Er ist das ganze Jahr über mit seinem Sohn Nico im In- und Ausland in Eisstadien unterwegs, um ihm das professionelle Training, wie auch die Teilnahme an Wettkämpfen und Meisterschaften, zu ermöglichen. „Die normalen Trainingszeiten im Verein reichen natürlich bei weitem nicht aus. Hat man ein Einzeltraining, zahlt man den Trainer komplett alleine. So kostet ein Trainer in Prag 100 Euro für 50 Minuten. Stehen Wettkämpfe an, muss man fast täglich trainieren. Da reicht dann eine Stunde pro Tag nicht aus. Dazu kommen Kosten für Fahrten zur Trainingsstätte, zu Wettkämpfen, Unterkunft, Trainingslager und vieles mehr“, sagt Veigl. Das summiert sich.
Gelebte Kameradschaft im Verein
Beim VfL ist ein Basisbeitrag zu entrichten, der je nach Alter des Mitglieds 23 bis 45 Euro beträgt. Hinzu kommt der Spartenbeitrag der jeweiligen Sportart, für Eiskunstlauf fallen zusätzlich 148 bis 198 Euro an – ebenfalls nach Alter gestaffelt. Die Summe ergibt den Jahresbeitrag.
Für die Waldkraiburger Eiskunstläufer ist Eiskunstlauf weit mehr als nur ein Sport. Ihr Verein ist wie eine Familie für sie, in der alle die Freude und den Spaß zu etwas ganz Besonderem teilen und Kameradschaft nicht nur ein Wort ist, sondern gelebt wird. Weitere Infos und Kontakt zur Sparte Eiskunstlauf gibt es auf der Website unter www.vfl-waldkraiburg.de/eiskunstlauf oder per E-Mail an eiskunstlauf@vfl-waldkraiburg.de.
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