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Nach Entscheidung im Waldkraiburger Stadtrat

Notbetrieb, Neubau, Sanierung? – Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Waldbad

Das geschlossene Waldbad in Waldkraiburg.
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Das geschlossene Waldbad in Waldkraiburg.

Das Waldbad liegt brach: Für den Neubau fehlt aktuell das nötige Geld. Der Wunsch nach einer Alternative ist groß. Herbert Lechner, Chef der Stadtwerke Waldkraiburg, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund ums Waldbad.

Waldkraiburg – Die Stadt stellt aufgrund ihrer Haushalts-Situation ihre Großprojekte vorerst hintenan, auch einem Notbetrieb hat der Stadtrat nach einem Antrag der SPD-Fraktion mehrheitlich eine Absage erteilt. Damit ist klar, dass es in den nächsten Jahren kein Freibad in Waldkraiburg geben wird. Stadtwerke-Chef Herbert Lechner nimmt jetzt gegenüber OVB Stellung zu den wichtigsten Fragen rund ums Waldbad.

Was braucht es für einen Notbetrieb?

Schon seit Ende vergangenen Jahres ist bekannt, dass nur Sport- und Sprungbecken in Betrieb genommen werden könnten. Das Planschbecken war seit den Corona-Jahren nicht mehr in Betrieb wegen der Wasseraufbereitung, die nicht mehr auf dem Stand der Technik ist. Das Wellenbecken wurde zum Ende der Saison 2021 geschlossen wegen abgeplatzter Fliesen, 2022 machte es wegen der großen Wasserverluste nicht mehr auf. „Nach einer Begehung mit dem Gesundheitsamt war klar, dass das Nichtschwimmer-Becken nicht mehr öffnen kann. Die Technik ist zu veraltet“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Herbert Lechner. Für einen Betrieb von Sprung- und Sportbecken müsste Geld investiert werden in die Filtertechnik. „Das Filtermaterial und die Anströmung müssten erneuert werden.“ Kostenpunkt: mindestens 250.000 Euro. Doch es bleibt ein Restrisiko: „Die Filter wären zwar saniert, nicht aber die Rohrleitungen. Da bliebe alles beim Alten“, erklärt Lechner. Verkeimungsherde in den Rohrleitungen ließen sich nicht ausschließen, zumal es in der Vergangenheit bereits Probleme mit Keimen gegeben hätte. „Es gibt keine Gewähr, dass die Becken zu betreiben sind. Das Geld würde man eventuell zum Fenster hinauswerfen und das ist in der jetzigen Situation nicht zu verantworten.“ Eine Sanierung der Leitungen käme einem Neubau der Technik gleich. Die Leitungen seien korrodiert. „Die Filtertechnik ist der kleinste Teil der Wasseraufbereitung. Das Geld steht in keinem Verhältnis zum Risiko.“

Welches Risiko birgt ein Notbetrieb?

Die Sanierung der Filtertechnik gibt keine Garantie, dass damit die Wasserwerte dauerhaft eingehalten werden können. „Es kann sein, dass die Becken nach 14 Tagen wieder geschlossen werden müssen. Es wäre auf jeden Fall verlorenes Geld“, sagt Herbert Lechner. Denn auch bei einer Sanierung des Waldbads würde das Geld versenkt werden, weil die Technik komplett erneuert werden muss. Den Beschluss des Stadtrats, keinen Notbetrieb aufzunehmen, tragen auch die Stadtwerke mit, bei denen der Betrieb des Waldbads liegt. „Der Beschluss wurde auch so von den Stadtwerken geteilt. Jeder Euro der Stadtwerke wird aktuell für den Fernwärme-Ausbau benötigt, ein Notbetrieb mit diesem Risiko ist daher nicht zu finanzieren.“

Bei einem Notbetrieb könnte man den Betrieb der Schulschwimmhalle während der Sommermonate einstellen. Wäre das nicht günstiger?

„Nein, der Betrieb des Waldbads kostet deutlich mehr als der in der Schulschwimmhalle“, erklärt Lechner. Vor der Schließung hatte das Waldbad ein jährliches Defizit von rund 800.000 Euro. Unklar ist auch, wie viele Besucher den Notbetrieb des Waldbads annehmen würden. Denn für Nichtschwimmer würde es kein Angebot geben. „Der Notbetrieb ist nur für Schwimmer geeignet und damit birgt er ein Gefährdungspotenzial für Nichtschwimmer.“

In welchem Zustand befinden sich die Becken?

„Das einzige Becken, das kein Wasser verliert, ist das Sprungbecken“, erklärt Herbert Lechner. Das Sportbecken habe ungefähr einen Wasserverlust von 1000 Kubikmetern über die vier Monate lange Saison. Die Bodenabläufe sind veraltet, die Fugen ausgewaschen, wodurch Wasser durch das Becken versickert. „Das Becken ist marode und passt nicht mehr in die heutige Zeit.“ Ob der Beton noch standfest ist, diese Frage ist nicht geklärt. „Die Fliesen sind nicht dicht und damit könnte es sein, dass das Chlor den Beton angegriffen hat. Die Beckensubstanz ist nicht untersucht worden.“ Dazu müssten an verschiedenen Stellen im Becken Bohruntersuchungen gemacht werden. „Chlor ist aggressiv, das Becken nicht dicht. Es besteht das Risiko, dass der Beckenkörper schon angegriffen ist.“ Von einer Untersuchung hat man abgesehen, dass sich eine Neubau-Lösung abzeichnet.

Wäre eine Sanierung nicht günstiger als ein Neubau?

„Eine Sanierung ist insgesamt teurer“, sagt Herbert Lechner. Ein Architekturbüro habe für den Fördermittelgeber des Bundes eine vergleichende Berechnung erstellt, aus der hervorgeht, dass die Sanierung mit höheren Kosten verbunden sei als der Neubau. Nicht eingerechnet sind die späteren Betriebskosten, die bei einem Neubau aufgrund der geringeren Wasserfläche und der Aufsichtssituation geringer ausfallen sollen. Die Kosten für Trinkwasser und Wärmeversorgung fallen geringer aus, weil es weniger Wasserfläche gibt. „Das steht auch im Verhältnis zu den Besucherzahlen.“ Das Freizeitverhalten habe sich geändert, es gebe ein größeres Angebot, in vielen Familien arbeiten beide Elternteile auch nachmittags und es gebe mittlerweile viele Privat-Pools. Eine Untersuchung der Becken im Vorfeld hinsichtlich ihrer Standfestigkeit würde weiter Geld kosten. Nicht sanieren lässt sich allerdings das Technik-Gebäude. „Um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es eines, das fünfmal so groß ist. Wo baut man es hin?“ Denn an der jetzigen Lage zwischen Sprung- und Nichtschwimmerbecken ist dafür kein Platz in dieser Dimension. „Man sollte so bauen, dass es nur ein Technik-Gebäude geben wird, in dem Platz für alles ist.“ Das Waldbad in seiner jetzigen Form sei auch nicht barrierefrei.

Würde sich eine schrittweise Sanierung umsetzen lassen, um die Kosten zu strecken?

„Andere Kommunen haben ihre Bäder schrittweise saniert, das stimmt. Aber jedes Bad ist unterschiedlich und lässt sich daher nicht pauschal mit anderen vergleichen.“ Bei einer Sanierung in Einzelschritten lassen sich zwar die Ausgaben strecken, in Summe würde es aber teurer werden. „Ein Einbau während des Betriebs kostet mehr Geld.“ Aber auch hier wäre der Knackpunkt das Technik-Gebäude, das sich am jetzigen Standort nicht erweitern lässt. „Ein Technik-Gebäude braucht Strom und Abwasser. Man sollte es auf diese Weise bauen, wie es im Endzustand in Betrieb genommen wird.“

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