Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Fehlendes Personal, viel Arbeit und Krankheit

„Wir können nicht mehr“: Warum das „Il Peperoncino“ im Föhrenwinkel trotz seines Erfolgs schließen muss

„Il Peperoncino“ im Föhrenwinkel
+
Obwohl das „Il Peperoncino“ im Föhrenwinkel die vielleicht beste Pizza der Umgebung bietet, schließt das Lokal am 25. Juni seine Pforten.

Die Pizzeria „Il Peperoncino“ im Föhrenwinkel bietet die wohl beste Pizza von Waldkraiburg und Umgebung: Trotzdem müssen Domenico Trovato und Melanie Camera am 25. Juni zusperren. Warum nach dreieinhalb Jahren leider bald Schluss sein wird.

Waldkraiburg – Domenico Trovato kann nicht mehr. Der 46-Jährige steht von Mittwoch bis Sonntag den ganzen Tag in der Küche seines Lokals „Il Peperoncino“, backt eine Pizza nach der anderen, kocht eine Pasta nach der anderen, grillt die beliebten Scampi. Ganz alleine. Er ackert und rackert und macht eine der besten Pizzen der Stadt, wenn nicht sogar die beste Pizza weit und breit.

Das Geschäft brummt. Das „Il Peperoncino“ ist längst kein Geheimtipp mehr. Aus Mühldorf, Ampfing, Heldenstein und Gars kommen die Gäste in den Föhrenwinkel. Aus der Nachbarschaft sowieso. „Es kommen auch immer mehr junge Leute aus Waldkraiburg“, freut sich Melanie Camera. Die 49-Jährige ist die Geschäftspartnerin von Domenico. Sie nimmt die Bestellungen auf, serviert die Getränke und das Essen, notiert die Reservierungen, räumt ab. Ebenfalls alles allein.

Am Sonntag, 25. Juni, ist Schluss

Und doch: „Am 25. Juni ist Schluss“, sagt Melanie. Wenn sie in zwölf Tagen sonntagabends den Schlüssel umdreht und absperrt, ist es vorbei, sind fast vier Jahre harte Arbeit Geschichte. 

„Wir können nicht mehr“, sagt Melanie. Seit August ist Domenico in der Küche allein. „Die Terrasse war voll“, aber der Hilfskoch – einer von vielen – war plötzlich weg. Versuche mit einer eingeschränkten Karte schlugen fehl. Die Gäste wollten nicht nur Pizza, sondern auch Pasta und Calamari. Zum Schluss gab es wieder normale Karte. 

Personal war nicht zu finden

Personal war einfach nicht zu finden. „Es ist immer mal wieder jemand gekommen, gegangen, gekommen, gegangen. Es ging immer so dahin“, erzählt Melanie. Die Mitarbeiter hatten zwar ein Zimmer über dem Lokal, aber am Ende ist ihnen im Föhrenwinkel die Decke auf den Kopf gefallen. „Die sind immer auf der Suche und immer unterwegs.“

„Küche ist schon anstrengend, aber alleine ist sie mörderisch“, sagt Melanie. Ende 2022 zog Domenico den Schlussstrich und kündigte den Mietvertrag. „Ich finde das sehr schade“, sagt Georg Ametsbichler. Seine Aschauer Brauerei ist der Vermieter. „Gerade jetzt, wo sie sich durch all die Mühlen gekämpft hatten.“

Diese Pizza ist ein Erfolgsgarant

2016 hatte Melanie, die aus Wasserburg kommt, in Italien gearbeitet. Dort lernte sie Domenico kennen, einen gelernten Pizza-Bäcker aus dem kalabrischen Cirò Marina im Süden Italiens. Und sie aß seine Pizza. Ihr Urteil: „Mit dieser Pizza, da gebe ich dir Brief und Siegel, hast du in Deutschland Erfolg.“

Also haben sie im Internet gesucht und immer wieder ploppte das leerstehende Lokal im Föhrenwinkel auf. So oft, dass sie 2018 erstmals mit Georg Ametsbichler sprachen. Ende September 2019 unterschrieb Domenico den Mietvertrag.

„Wir haben alles selber gemacht“

„Dann haben wir losgelegt“, erinnert sich Melanie: Garten herrichten, Putz herunterschlagen und neu verputzen, sauber machen, weißeln. „Wir haben alles selber gemacht.“

Am 17. Januar 2020 war endlich der große Tag: „Wir haben aufgesperrt und zwei Monate später wieder zugesperrt.“ Corona. Doch sie kämpften sich durch, auch weil die Nachbarn und Stammgäste ihnen treu blieben. Im Juli 2021 hatte Melanie einen schweren Bandscheibenvorfall, konnte fast nicht mehr gehen. Und dann wurden ja auch noch der Finken- und Meisenweg über Monate hinweg umfassend saniert.

„Die beste Pizza weit und breit“

Domenico und Melanie ließen sich nicht unterkriegen. Hatten Erfolg, die Rezensionen waren gut und sie hörten immer wieder: „Das ist die beste Pizza weit und breit.“ 

Sie ackerten und rackerten – bis jetzt. „Es geht einfach nicht mehr, wir arbeiten uns auf“, erzählt Melanie. 

Neue Hoffnung vor ein paar Wochen

Vor ein paar Wochen schöpften sie noch einmal Hoffnung. Sie haben einen jungen Mann gefunden, der in der Küche hilft. Er ist gut und zuverlässig. Im Service hilft Melanies Mutter. Ein Hoffnungsschimmer. Es wäre zu schaffen.

Doch dann musste ihr Vermieter absagen. Er hat die Räumlichkeiten bereits wieder vermietet, an den benachbarten Kindergarten. Der wird sich erweitern. „Wir haben intensiv nach einer Gastronomie gesucht“, erzählt Ametsbichler. Auch das ohne Erfolg. Damit ist nicht nur mit dem Il Peperoncino Schluss, sondern auch mit einer Gastronomie an dieser Stelle.

Jetzt heißt es erst einmal durchschnaufen

Melanie Camera und Domenico Trovato werden jetzt erst einmal durchschnaufen, das Lokal abwickeln und danach in Urlaub und in die kalabrische Heimat fahren. Danach wird es sicher wieder weitergehen. Wo und wie und ob zusammen wird sich zeigen. „Es ist ewig schade“, sagt Melanie ganz leise. „So was findet man so schnell nicht wieder. Es ist ein schönes Lokal.“

Kommentare