„Können Sicherheit nicht gewährleisten“
Nach Anschlag in München: Waldkraiburg sagt Faschingsumzug ab
Keine Faschingswagen, keine maskierten Fußgruppen: Waldkraiburg sagt seinen für 1. März geplanten Faschingsumzug ab. Wie es zu der Entscheidung kam und was stattdessen geplant ist.
Waldkraiburg – Seit Wochen hat die Stadt Waldkraiburg am Sicherheitskonzept gefeilt, immer wieder die Lage neu bewertet. Nach dem Anschlag in München steht nun allerdings fest: Der Waldkraiburger Faschingszug findet heuer nicht statt. „Die Sicherheit aller Besucher hat für die Stadt als Veranstalter oberste Priorität“, sagt Bürgermeister Robert Pötzsch in einem Gespräch.
Die Anschläge von Magdeburg und Solingen haben die Sicherheitsauflagen für größere Veranstaltungen verschärft, nach der Amokfahrt von München hat die Stadt Waldkraiburg die Sachlage neu bewertet. „Entscheidend war, was wir für die Sicherheit tun können. Wegen der örtlichen Gegebenheiten mit vielen Zufahrten und privaten Wege können wir die Sicherheit der Besucher insbesondere für Familien und Kinder nicht gewährleisten“, erklärt Pötzsch. Anders als dies beispielsweise auf dem Mühldorfer Stadtplatz der Fall ist, der in sich geschlossener ist, weniger Einfallstraßen hat.
Die Entscheidung sei gemeinsam mit der Faschingsgesellschaft Waldburgia getroffen worden, die zuvor über Jahre als Veranstalter alle Aufgaben und Pflichten übernommen hatten. Bereits in den vergangenen Jahren waren die Auflagen rund um den Faschingszug immer mehr geworden, zuletzt wegen der jüngsten Anschläge. „Früher musste man sich der Organisation Gedanken machen wegen Schlägereien, heute über Attentäter. Vereine können so etwas kaum noch leisten“, sagt Pötzsch.
Vielzahl privater Tiefgarage und Parkplätze zu sperren
Die örtlichen Gegebenheiten lassen es nicht an allen Stellen zu, die Fahrbahn zu blockieren. Bauamtsleiter Carsten Schwunck verweist auf die Zufahrten zu privaten Tiefgaragen, die zu sperren gewesen wären. „Wir hätten an den Zufahrtsstraßen Lastwagen positionieren können. Das ist aber bei der Vielzahl zu privaten Tiefgaragen oder Parkplätzen nicht zu leisten.“
Aus diesem Grund hatte man noch andere Streckenverläufe geprüft, aber diese seien mit den erwarteten Besucherzahlen nicht sinnvoll gewesen.
„Auch wenn wir alle Bemühungen unternommen haben, Sicherheit zu gewährleisten, haben uns die jüngsten Ereignisse und Gespräche mit den zuständigen Sicherheitsbehörden gezeigt, dass wir den Zug in der bisherigen Form nicht durchführen können, ohne dabei potenzielle Gefahren vollständig auszuschließen“, sagt Bürgermeister Pötzsch. „Sicherheit ist mehr als nur ein Konzept – es ist ein Grundrecht eines jeden Einzelnen. Wir mussten die Entscheidung aus Verantwortung und Fürsorge für die Gemeinschaft treffen.“
Die Sicherheit und Verantwortung wiegen schwer. „Die Absage des Faschingsumzugs war keine Entscheidung wegen der Kosten. Wir hätten alles in Kauf genommen“, sagt Carsten Schwunck. Schlussendlich waren die Auflagen zu hoch, die Sicherheit damit nicht zu gewährleisten.
Faschingstreiben auf dem Sartrouville-Platz wird ausgebaut
Ganz auf den Fasching verzichten will die Stadt aber nicht. Der Faschingszug ist zwar aus Sicherheitsgründen abgesagt, stattfinden kann allerdings das große Faschingstreiben. Das Gelände soll großzügig gefasst werden, deshalb wird auch der Stadtplatz großräumig „mit schwerem Gerät“ gesperrt werden.
Stadt und die Faschingsgesellschaft Waldburgia bauen das Rahmenprogramm kurzfristig noch weiter aus, die Stadt bleibt weiterhin Veranstalter. Wie in den Vorjahren werden auch heuer mehrere Hütten aufgebaut. „Alle Beteiligten bleiben mit im Boot und bauen das Programm weiter aus“, freut sich Pötzsch. Jetzt sei es allen Beteiligten wichtig, ein schönes Fest zu planen. Was genau geboten sein wird, steht aber noch nicht komplett fest. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Sartrouvilleplatz.