Orte sollen frei zugänglich bleiben
Nach Schändungen an KZ-Gedenkstätten: Staatsschutz ermittelt zweifach und hat erste Erkenntnisse
Nach den Schändungen an den KZ-Gedenkstätten in Mühldorf Hart hat die Polizei erste Erkenntnisse. Warum sich der „Verein für das Erinnern“ gegen Zäune ausspricht.
Mühldorf/Waldkraiburg – Die Schmierereien an der KZ-Gedenkstätte bei Waldkraiburg sowie am Bunkerbogen Mühldorfer Hart ziehen weitere Kreise. Der Staatsschutz ermittelt jetzt auch zu den Schändungen am Bunkerbogen. Im Zuge der Schändung der KZ-Gedenkstätte bei Waldkraiburg wurden – wie berichtet – auch im Innenbereich des Bunkerbogens Schmierereien mit Hakenkreuzen entdeckt.
Die Stiftung bayerischer Gedenkstätten hat diese am 25. August der Polizei gemeldet; die Staatsschutzabteilung K5 des Kriminalinspektion Traunstein ermittelt jetzt auch in diesem Fall.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei wurden mehrere Hakenkreuze offenbar mit einer Farbschablone angebracht. Die Polizei teilte mit, dass diese bereits älter sind und mindestens vor dem 7. August angebracht wurden. „Ein Zusammenhang mit den Taten an der KZ-Gedenkstätte bei Waldkraiburg erscheint unwahrscheinlich“, so die Pressemitteilung der Polizei.
Polizei kann Tatzeit präzisieren
Nach der Veröffentlichung des Zeugenaufrufs zum Vorfall bei Waldkraiburg meldeten sich bereits erste Personen. Demnach wurden die Nazisymbole und extremistischen Texte bereits am Sonntag, 21. August gegen 15.30 Uhr festgestellt. Konkrete Hinweise auf die Täter hat die Kriminalpolizei bislang nicht.
Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl: „Es ist unsäglich, dass es erneut zu solchen Schmierereien gekommen ist. Ich verstehe nicht, was in den Köpfen derjenigen vorgeht, die so etwas tun.“
„Das ist eine Provokation am Ort der Opfer“, erklärte Franz Langstein, Vorsitzender des „Vereins für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart.“
Er teilte mit, dass die Polizei versucht, die Schmierereien zu übermalen. Sollte das nicht gelingen, werde der Verein entsprechende Arbeiten am Montag in Auftrag geben, auch wenn er offiziell nicht zuständig ist, da das Gelände der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gehört. „Ich sehe uns da dennoch in der Verantwortung. Wir werden uns darum kümmern. Das kann so nicht stehen bleiben.“
„Wir wollen keine abgesperrten Gedenkorte“
Trotz der Vorfälle wird es keine Zäune geben. „Wir wollen keine abgesperrten Gedenkorte“, so Langstein. Und Korbinian Engelmann, Leiter Geschichtszentrum und Museums Mühldorf, ergänzt: „Trotz dieses Vorfalls sollten die Gedenkstätten weiterhin offene Orte bleiben und uneingeschränkt zugänglich sein.“
Der Bunkerbogen ist der letzte Rest eines Rüstungsprojekts der Nazis. Sie wollten hier im letzten Kriegswinter einen 400 Meter langen Betonbunker für den Flugzeugbau errichten. Dazu kamen rund 8000 Zwangsarbeiter aus dem KZ Dachau zum Einsatz; 3000 starben dabei und wurden in einem Massengrab bei Waldkraiburg verscharrt.
Aus dem Bunkerbogen soll ebenfalls ein begehbarer Erinnerungsort werden.
