„Respektlosigkeit vor Opfern“
Weitere Nazi-Schmierereien im Mühldorfer Hart entdeckt - Knobloch empört über Gedenkstätten-Schändung
Erschreckende Entdeckung eines Mitarbeiters der OVB-Heimatzeitungen: Im Mühldorfer Hart sind auch am Bunkergelände Schmierereien mit Nazi-Symbolen vorhanden - und die sind neu. Gibt es in der Region eine Neonazi-Szene?
Mühldorf/Waldkraiburg – Die Schmierereien an der KZ Gedenkstätte Mühldorfer Hart sorgen weiter landesweit für Empörung, Entsetzen und Unverständnis. Unser Mitarbeiter Rudolf Mayer hat jetzt auch Schmierereien am Bunker-Gelände entdeckt.
„Die sind neueren Ursprungs“, erklärte Franz Langstein, Vorsitzender des „Vereins für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart“. Er war zuletzt vor zwei Monaten an dem Gelände und hat sie noch nicht gesehen. Auch befinden die sich in einem Bereich, der eigentlich gesperrt sei.
Trotzdem gab und gibt es am Bunkerbogen in Mühldorf Hart immer wieder Vandalismus und Schmierereien. Der Bogen ist das wohl wichtigste Symbol für Nazi-Greuel.
Knobloch: „Respektlosigkeit vor den Opfern“
Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, erklärte auf Nachfragen der OVB-Heimatzeitungen: „Schmierereien wie in der Gedenkstätte ,Mühldorfer Hart‘ unterstreichen erneut, dass die Verantwortung des Erinnerns in Teilen der Gesellschaft bis heute nicht angekommen ist. Respektlosigkeit vor den Opfern des Holocaust und Judenhass im Hier und Jetzt verbinden sich dabei zu einer gefährlichen Mischung – und zwar ausdrücklich nicht nur für die jüdische Bevölkerung.“ Sie hofft auf ein schnelles Ergreifen der Täter und eine zügige, angemessene Strafe.
Wie berichtet hatten bislang Unbekannte am Montag wahrscheinlich zwischen 9 und 15.25 Uhr die Gedenkstätte mit Edding-Stiften mit Nazi-Symbolen und weiteren Schmiererein geschändet. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Staatsschutz ist aktiv
Die Polizei geht mittlerweile von zwei Tätern aus, wie Pressesprecher Alexander Huber mitteilte. „Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den Tätern um Jugendliche mit irrationalen beziehungsweise destruktiven Motiven handelt.“ Ein gefestigter, rechtsradikaler Hintergrund sei unwahrscheinlich. Dennoch ermittelt der Staatsschutz weiter. In der Region Mühldorf gebe es zwar einzelne, wohl auch gewaltbereite Rechtsradikale, die beobachtet werden; eine organisierte Neonazi-Szene sei aber „nicht bekannt“.
Polizeisprecher Huber: „Solche Schmierereien sind bei uns in der Region kein Massenphänomen.“ Die Polizei werde das Gelände jetzt unter anderem mit der Reiterstaffel vermehrt bestreifen.
Sachdienliche Hinweise zu der jüngsten Tat nimmt die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein unter Telefon 08 61/9 87 30 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.