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Waldkraiburgerin hat Fibromyalgie

Wohnung geräumt: Schmerzgeplagte Petra Weinbauer sucht verzweifelt nach einer neuen Bleibe

Petra Weinbauer in der Notunterkunft in Kraiburg.
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Petra Weinbauer in der Notunterkunft in Kraiburg.

Die Wohnung verloren, der Körper geplagt von Schmerzen: Petra Weinbauer sucht den Weg zurück in die Normalität. Auf Dauer kann sie nicht in der Kraiburger Notunterkunft bleiben.

Waldkraiburg/Kraiburg – Petra Weinbauer weiß nicht mehr weiter: Ihr Lebensgefährte hat sich getrennt, die ehemalige gemeinsame Wohnung in Waldkraiburg musste sie räumen. Jetzt findet sie keine neue Bleibe, weiß nicht wohin. Unterstützung bekommt sie zwar von ihrem Stiefvater Wilhelm Kaap, aber der kann nicht bei allem helfen.

Denn Hilfe braucht sie nicht nur wegen einer neuen Wohnung. Sie leidet an Fibromyalgie, hat deshalb immer wieder mit Schmerzschüben zu kämpfen. Behandelt werden diese zwar mit Tabletten, gelegentlich mischt sie diese aber mit Alkohol. Weshalb Petra Weinbauer schon in Behandlung war.

Betreuer für den Alltag

Sie versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. „Petra bräuchte einen Betreuer, einen Betreuer, der ihr dabei hilft, ihren Alltag zu bewältigen“, sagt Kaap. Denn die Schmerzen seien teilweise so stark, dass sie sich nicht um Alltägliches kümmern könne. Aber erst einmal ein Schritt nach dem anderen.

Denn viel dringender ist eine Bleibe auf Dauer. Ende Dezember wurde ihre Wohnung geräumt. Weil sie aus familiären Gründen bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nicht wohnen kann, hatte sie sich erst um eine Notunterkunft in Waldkraiburg bemüht. „Es war nur eine Doppelbelegung möglich. Weil ich nicht wusste, ob sich diese Situation auf meine Erkrankung auswirkt, bin ich bei einem Bekannten in Kraiburg untergekommen. Das war für mich die beste Lösung zu der Zeit“, erzählt sie.

Lange ging das nicht gut, weshalb sie die Wohnung ihres Bekannten wieder verließ. Weil sie zwischenzeitlich eine Unterkunft gefunden hatte, war nicht mehr Waldkraiburg zuständig, sondern Kraiburg. Hier hat sie auch Platz gefunden, doch einen Haken gibt es: „Ich darf die Unterkunft zwischen 9 und 16 Uhr nicht nutzen“, verweist Petra Weinbauer auf einen Passus in der Hausordnung.

Angesichts ihrer Erkrankung eine zu große Einschränkung, der Berg hoch zur Notunterkunft nur schwer zu schaffen. „Was wir brauchen ist Zeit und die Sicherheit, dass sie in der Unterkunft bleiben kann, bis sie eine Wohnung gefunden hat“, sagt der Stiefvater. Antrag bei der WSGW in Waldkraiburg ist gestellt, doch es kann dauern, bis sie eine Wohnung findet. Jetzt sitzt sie in der Notunterkunft, die karg möbliert ist, vieles hat Petra Weinbauer erst einmal gründlich gereinigt, eine Herdplatte ersetzt das kaputte Kochfeld.

Gemeinde hat aus Erfahrungen gelernt

Kann die Gemeinde Kraiburg keine Ausnahme machen? „Es ist nur eine Notunterkunft, keine Ersatzunterkunft. Sie ist dazu gedacht, im Notfall Menschen unterzubringen, dass sie ein Dach über dem Kopf haben“, erklärt Bürgermeisterin Petra Jackl. Erfahrungen der Vergangenheit hätten die Gemeinde dazu gezwungen, die Notunterkunft tagsüber für Stunden zu schließen. Bewohner hätten sich dort wohnlich eingerichtet, die Unterkunft nicht mehr nur als eine vorübergehende Bleibe betrachtet.

Petra Weinbauer ist aktuell alleine in der Unterkunft, das kann sich aber ändern. „Wir hatten zuletzt wieder Nachfragen, die es oft in Wellenbewegungen gibt. Daher kann es vorkommen, dass die Unterkunft mit mehreren Bewohnern belegt ist.“

Petra Jackl ist hin- und hergerissen. „Wir müssen allen gerecht werden und können nicht alle auffangen.“ Bis zu fünf Anfragen gebe es pro Jahr in der Gemeinde, gelegentlich könne es vorkommen, dass nicht alle gleichzeitig Platz finden. „Dann müssen die Menschen in anderen Kommunen untergebracht werden.“

Umfeld eines Betroffenen in der Pflicht

Die Bürgermeisterin sieht das Umfeld eines Betroffenen in der Pflicht. „Die Gemeinde kann nicht alles leisten, das Umfeld muss sich einbringen und dabei helfen, sich Hilfe zu holen.“

Wilhelm Kaap steht der Tochter seiner Frau zur Seite, hilft ihr, wo es nur geht. Daheim unterbringen kann er sie aber nicht, das Verhältnis von Mutter und Tochter ist zu angespannt. „Wir pflegen außerdem noch die Schwiegermutter daheim“, sagt Kaap.

Was also tun, wenn die Not-Unterkunft stundenweise geschlossen ist? Der Weg zurück in eine Not-Unterkunft in Waldkraiburg ist nicht möglich. „Eine Not-Unterkunft in Waldkraiburg können nur Bürger in Anspruch nehmen, welche hier ihr derzeitiges Obdach verlieren und denen es nicht gelingt, sich selbst anderweitig eine Unterkunft zu verschaffen. Die Meldeadresse des Obdachlosen ist hierbei unerheblich“, erklärt die Stadt auf Nachfrage. Mehrere Zimmer hat die Stadt angemietet, um dort Obdachlose vorübergehend unterzubringen. Auch hier schwanken die Zahlen: „Im Winter ist die Nachfrage größer als im Sommer.“

Aufenthalt zeitlich befristet

Wie auch in Kraiburg ist der Aufenthalt in der Notunterkunft zunächst zeitlich befristet, tagsüber geschlossen ist die Unterkunft jedoch nicht. „Ziel ist es, die Bewohner wieder in den Wohnungsmarkt zu integrieren“, teilt die Stadt mit. Dazu gebe man auch Hilfestellung. Nicht immer mit Erfolg: „Es gibt auch Langzeitfälle.“

Zu einem solchen will Petra Weinbauer nicht werden, sie will zurück in die eigenen vier Wände. Schlimm genug, dass von ihren persönlichen Sachen vieles vernichtet worden ist, nachdem sie sie nach Ende der Einlagerungsfrist nicht abholen konnte. „Für mich ist das hier keine ewige Bleibe“, sagt sie. Doch erst einmal hat sie keine andere Option als die Notunterkunft.

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