Jugendarbeit in Waldkraiburg
Waldbad, Halloween, Selbstverteidigung? Was Waldkraiburger Jugendliche wollen
Ausflüge, Projekttage oder Diskussionsrunden: So nehmen Jugendliche das Angebot der Waldkraiburger Jugendarbeit an.
Waldkraiburg - Sie spielen Tischtennis, Billard, Darts und wer die Ruhe sucht, kann sich in einen der gemütlichen Chill-Räume zurückziehen und ganz alleine für sich oder im kleinen Kreis mit Freunden sein. Es werden Gesellschaftsspiele gemacht, so wie vier Jungs, die gemeinsam an einem Tisch „Mensch ärgere dich nicht“ spielen. Ärgern tun sie sich trotzdem, wenn sie das Spiel verlieren, doch am Ende wird gelacht.
Caroline Puffer, Sozialpädagogin und Kommunale Jugendpflegerin im Landkreis Mühldorf und den Jugendpflegern vor Ort, kurz Juvos, Gina Richardson, Rommy Riegelmayer und Marina Mayerhofer ist es eine Herzenssache, dass die Jugendlichen in Waldkraiburg eine Anlaufstelle haben, wo sie gerne hingehen. Vor knapp einem Jahr wurde das Haus der Jugend nach einem längeren Stillstand wieder neu eröffnet, heute sieht man hier Jungs und Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren, die gemeinsam Spaß haben. Werktags sind zwischen 30 und 40 Jugendliche im Haus der Jugend, freitags können es zwischen 50 und 70 sein.
Offenes Ohr für die Jugendlichen
Eine davon ist Jana Schraut, die seit acht Monaten regelmäßig hier vorbeischaut. „Ich fühle mich hier richtig wohl. Das ist mein zweites Zuhause.“ Mit ihrem Gefühl steht sie nicht alleine da. Die gemeinsamen Spiele und Essen als Projekte bringen alle zusammen. Jana Schraut weiß es zu schätzen, dass die Juvos für alle ein offenes Ohr haben, dass unterschiedliche Aktivitäten geplant werden. „Die Aktivitäten hier sind super. Für 2024 würde ich mir wünschen, dass es Projekte zum Thema Mobbing und Musik gibt.“
Was im Haus der Jugend passiert, das entscheiden nämlich nicht allein die Juvos. Das Thema Beteiligung stellt eine wichtige Säule der Jugendarbeit dar. „Junge Menschen zu begeistern, ihre eigene Zukunft mitzugestalten und ihnen als Bindeglied zur Kommune Möglichkeiten der Beteiligung zu ermöglichen, damit sie ihre Lebensräume mitentwickeln können, ist eines unserer Ziele“, sagen die Juvos.
Dabei geht es darum, Zusammenhalt zu fördern, gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Interessen zu schaffen, Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse zu fördern oder soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt zu vermitteln. Bedürfnisse können sich ändern, weshalb die Juvos regelmäßig Beteiligungsformate den Jugendlichen anbieten wollen.
Gespräche und Zeit mit Freunden
„Wir hatten ein Jugendforum, in dem Jugendliche ihre Wünsche und Anregungen äußern dürfen. Daran sah man, wo der Bedarf ist. Es waren auch Sport- und Freizeitangebote dabei, sowie Projekte, die sich die Jugendlichen wünschen“, erzählt Riegelmayer. „Als damals das Sportangebot startete, waren schon 30 Jugendliche dabei. Die Jugendlichen dürfen sich eine bestimmte Sportart aussuchen und wenn sie daran Interesse haben, bringen wir sie mit den Vereinen zusammen“, setzt er fort.
Sehr beliebt bei den Jugendlichen seien gemeinsame Unternehmungen. „Wir machen auch Ausflüge, wie zum Beispiel in einen Escape-Room in Rosenheim. Dann hatten wir hier ein Krimi-Dinner geplant. Wir schauen, dass immer wieder etwas anderes geboten und für jeden etwas Passendes dabei ist“, sagt Gina Richardson. Das bestätigen auch die Jugendlichen: „Man kann Dart und Billard spielen, wir kochen auch mal gemeinsam und haben immer wieder tolle Veranstaltungen wie den Kreativtag oder der Escape Room“, sagt Veronika Niederquell. Rommy Riegelmayer hatte sie und ihre Freundinnen vor Monaten angesprochen, dem Haus der Jugend einen Besuch abzustatten.
Für Abwechslung ist gesorgt
Seitdem sind sie regelmäßig hier zu Gast, wo für Abwechslung gesorgt ist: Pünktlich zu Halloween schnitzten die Jugendliche Kürbisse und trafen sich zu einem Workshop. Außerdem gab es eine Halloweenparty im alten Kino in Haag, bei einer Talentshow durften sie Bühnenluft schnuppern und ihrem Publikum zeigen, was in ihnen schlummert. „Die Jugendlichen sollen sich hier ausprobieren und Sachen machen können, zu denen sie sonst vielleicht nicht die Möglichkeit hätten“, sagt Gina Richardson.
An vielen Dingen wollen die Jugendlichen festhalten, wie Ausflüge, die Let‘s talk about“-Reihe oder Sportangebote. Doch es gibt auch Vorschläge, wie nach Jugendreisen, einem Selbstverteidigungskurs oder einem Snack- und Getränkeautomaten im Haus der Jugend. Doch ihre Vorstellungen enden nicht an der Tür: Für Waldkraiburg wünschen sie sich mehr Abwechslungsmöglichkeiten bei der Freizeitgestaltung, frei zugängliche Sportplätze oder überdachte warme Treffpunkte ohne Konsumzwang. „Toll wäre, wenn es mal ein ‚Jugendcafe‘ in der Stadt geben würde“, sagen Lisa Ziegler und Angelina Scholz.
Als Jugendliche wahrgenommen werden
Nicht der einzige Wunsch an die Stadt. Die Jugendlichen bedauern, dass das Waldbad als beliebter Treffpunkt im Sommer weggefallen ist. „Ohne das Haus der Jugend hätten wir nichts, wo wir regelmäßig hingehen können. Das ist traurig“, sagt Jana Schraut.
Im Haus der Jugend haben die Juvos ein offenes Ohr für die Jugendlichen, ihre Belange geben die Juvos in regelmäßigen Abständen an die Stadt weiter. Doch die Jugendlichen wünschen sich ein größeres Augenmerk: „Wir würden uns wünschen, dass die Stadt Waldkraiburg uns Jugendliche endlich wahrnimmt“, sagt Angelina Scholz.
Kooperation läuft weiter
Lange war die Stadt auf der Suche nach Jugendpflegern. Aber ohne Erfolg. Aus diesem Grund hat die Stadt die Chance ergriffen, die Streetwork-Arbeit der Fachaufsicht des Landratsamtes zu unterstellen. Das Team der Jugendpflege vor Ort (Juvo) ist seit knapp einem Jahr komplett. Rommy Riegelmayer, Marina Mayerhofer und Gina Richardson übernehmen die Aufgabe in Waldkraiburg. Im Ferienausschuss hatte sich die Stadt für die weitere Kooperation ausgesprochen. Die Kosten für Personal und Verwaltungsgemeinkosten belaufen sich pro Jahr auf rund 237.000 Euro. Die Stadt stellt zudem die Räume im Haus der Jugend zur Verfügung und unterstützt zum Beispiel bei geplanten Veranstaltungen.
