Jugendpfleger vor Ort
„Mit einer coolen und lockeren Art“: Jugendarbeit zurück in Waldkraiburg
Drei Jugendpfleger vor Ort bringen seit Monaten die Jugendarbeit in Waldkraiburg wieder in Schwung, knüpfen Kontakte, bringen Projekte auf den Weg. Eine erste Bilanz.
Waldkraiburg - Die Tür geht auf, nach und nach strömen immer mehr Jugendliche in das „Haus der Jugend“. Wie auf Knopfdruck, aber beim Blick auf die Uhr wird schnell klar, warum jetzt der Betrieb so richtig startet. Schule ist aus, Hausaufgaben und Schularbeiten sind erledigt. Seit Ende vergangenen Jahres haben die Jugendlichen wieder einen zentralen Treffpunkt, bei dem sie unter sich sein können, wo aber jemand vor Ort ist, die ein Auge auf sie haben, zu denen sie aber gleichzeitig auch Vertrauen haben.
Hier im Haus der Jugend treffen sie gleich auf drei: Marina Mayerhofer, Gina Richardson und Rommy Riegelmayer. Sie sind als Jugendpfleger vor Ort (Juvos) in der Stadt aktiv, bauen Kontakte auf und arbeiten mit ihnen an gemeinsamen Projekten.
Ganz klar Wünsche geäußert
Quasi bei Null mussten die Drei starten, einen Jugendpfleger gab es nicht mehr, das Haus der Jugend war schon eine Weile geschlossen. Rommy Riegelmayer hatte voriges Jahr als erster die Arbeit aufgenommen. Einen großen Vorteil für den Neustart sah er im Jugendforum, das zur gleichen Zeit stattgefunden hatte. „Die Jugendlichen haben ganz klar ihre Wünsche geäußert. Andererseits war es ein gutes Gefühl für sie zu wissen, dass ihnen zugehört wird.“ Der Wunsch nach einem Treffpunkt, Angebote für Sport und Freizeit oder gemeinsame Ausflüge - es sind einfache Dinge, die sich die Jugendlichen in der Stadt wünschen. Und sich oft auch mit einfachen Mitteln umsetzen lassen. Wie zum Beispiel ein Sportangebot: In Kooperation mit der Liszt-Mittelschule und jetzt mit der Diesel-Mittelschule kann deren Sportplatz nachmittags genutzt werden.
Ein Angebot ohne große Hürden, das schnell auch einen anderen Weg bereiten kann. „Ein Mädchen mit Migrationshintergrund wollte gerne Handball spielen, hat Talent, aber den Weg zum Verein allein nicht geschafft“, erzählt Rommy Riegelmayer. Zu groß waren die Bedenken, wie sie dort aufgenommen wird. Also hat er den Kontakt zu den Trainern gesucht und sie beim ersten Mal zum Training begleitet.
Auf fünf Bausteinen fußt die Arbeit der Juvos, die sich dabei aber eine gewisse Flexibilität offen halten. „Wir machen das variabel, um so ein vielfältiges Angebot machen zu können.“ Mal gibt es mehr Projektarbeit, mal ein größeres Sportangebot. Neu ist die Runde „Let‘s talk about“, bei der sich die Jugendlichen zu bestimmten Themen austauschen können. „Es soll für jeden vielfältig sein. Es kann nie zu viele Angebote geben“, sagt Gina Richardson. Dabei geht es in erster Linie darum: Was wollen die Jugendlichen? Ins Leere soll das Angebot nämlich nicht laufen.
Mit viel neuer Farbe und neuen Möbeln
Deshalb sei es auch so wichtig, die Jugendlichen mit ins Boot zu holen und ihre Bedürfnisse zu kennen. Was das sein kann, das ergibt sich ganz nebenbei. „Ein Ausflug nach Salzburg, ein Kinoabend oder ein Graffiti-Workshop - für jeden ist mal das Passende dabei“, sagt Marina Mayerhofer. Viel wichtiger ist aber, dass es ein Angebot gibt. „Das probieren die Jugendlichen mal aus. Wenn man das weiß, kann man bei Gelegenheit hingehen.“ Seit Dezember hat das Haus der Jugend wieder offen - mit viel neuer Farbe und neuen Möbeln. Involviert waren auch hier die Jugendlichen. „Die haben gestrichen wie die Weltmeister“, fährt sie fort. „Das macht es zu dem Ihrem und sie identifizieren sich ganz anders damit.“ Seit der Wiedereröffnung findet das Haus der Jugend mehr und mehr Zuspruch bei den Jugendlichen.
Rund 75 Jugendliche sind es mittlerweile und es kommen immer wieder neue hinzu. Auch an diesem Tag kommen zum ersten Mal ein Mädchen und ein Junge ins Haus der Jugend, schauen sich um, holen sich Spiele aus dem Regal und kickern. Sie müssen aber bald gehen, weil daheim die kleine Schwester vor der Haustür steht. Aber sie wollen wieder kommen. „Jeder, der einmal hier war, kommt wieder“, sagt Rommy Riegelmayer. Die Arbeit der Juvos ist aber nicht allein auf das Haus der Jugend begrenzt. Sie sind an Schulen, suchen Treffpunkte der Jugendlichen in der Stadt auf und vernetzen sich.
Ein fester Treffpunkt in der Freizeit
Länger bleiben an diesem Tag die anderen Jugendlichen. Für sie ist das Haus der Jugend ein fester Treffpunkt in ihrer Freizeit geworden, wo sie sich unterhalten, Billard spielen oder eines der Angebote annehmen können. „Es ist cool hier. Uns ist es wichtig, einen Platz zu haben, wo man Spaß haben kann. Gerade, wenn es draußen kalt ist“, sagt Maxi. Auch sein Kumpel Raimund ist fast immer da, wenn das Haus der Jugend offen hat. Oder wenn er Zeit hat. „Einen komplett neuen Freundeskreis habe ich hier gefunden.“
Wie erleben die drei Juvos Waldkraiburgs Jugendliche? Offen für Neues, motiviert, engagiert und oft einen multikulturellen Hintergrund ausgestattet. Dass sie jetzt das Gefühl haben, gehört zu werden, fördere ihr Engagement. „Dadurch entsteht Vertrauen“, sagt Rommy Riegelmayer. Aus den drei fremden Juvos sind Vertrauenspersonen geworden, denen es um mehr geht, als nur die Aufsicht zu übernehmen. „Es geht uns um den pädagogischen Ansatz. Wir wollen ihnen die Basics mitgeben“, sagt Gina Richardson.
Respektvoller Umgang miteinander, Konflikte lösen, wie funktioniert ein gutes Miteinander, aber auch ganz einfach lebenspraktische Dinge wolle man den Jugendlichen vermitteln. „Wir begleiten sie ein Stück weit und wollen das mit einer coolen, lockeren Art. Aber eine pädagogische Grundhaltung braucht es.“
Öffnungszeiten und neue Plattform
Seit 6. Dezember hat das Haus der Jugend in der Kopernikusstraße 5 in Waldkraiburg wieder geöffnet. An vier Tagen pro Woche ist es geöffnet, die Jugendpfleger dort anzutreffen. Geöffnet ist am Dienstag und Mittwoch von 13 bis 18 Uhr, am Freitag von 13.30 bis 20 Uhr und am Donnerstag ist Projekt-Tag. Montag, Samstag und Sonntag ist geschlossen. Wer als Jugendlicher „mitmachen und einmischen“ will, findet auf der Plattform mue360.de eine Übersicht über verschiedene Angebote.