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Distanzreiterin Edeltraud Egger

Marathon mit dem Pferd – Waldkraiburgerin ist nach 100 Kilometern Süddeutsche Meisterin

Edeltraud Egger mit ihrem Araber-Wallach Hamil.
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Edeltraud Egger mit ihrem Araber-Wallach Hamil.

Mit dem Pferd kilometerweit über Stock und Stein – gegen die Uhr: Edeltraud Egger aus Waldkraiburg ist erfolgreich im Distanzreiten. Gerade ist sie Süddeutsche Meisterin geworden. Aber sie hat noch einen großen Traum.

Waldkraiburg – Dressur- und Springwettbewerbe kennen wohl die meisten. Aber von Distanzritten haben wohl erst die wenigsten gehört, die mit dem Pferdesport nichts oder nur wenig zu tun haben. Bei Distanzritten geht es darum, große Entfernungen so schnell wie möglich mit dem Pferd zurückzulegen.

Schon als Kind hatte Edeltraud Egger ein eigenes Pferd, mit den Distanzritten kam sie erst vor ein paar Jahren in Berührung. Ein Sport, der sie gepackt hat und nicht mehr loslässt. Dabei hatte sie über viele Jahre mit Pferden nichts mehr zu tun – trotz ihrer Leidenschaft und Liebe zu ihnen. „Mein Papa hatte immer Pferde, züchtet Haflinger. Deshalb hatte ich als Kind auch ein eigenes Pferd. Mein Traum war immer ein Araber, für meine Eltern war das aber kein Thema“, erinnert sich Edeltraud Egger. Araber gelten als sensible Pferde, ihren Eltern waren sie daher „eher zu gefährlich“.

Pferdehaar-Allergie verschwiegen

Doch was sie ihren Eltern lange nicht sagte: Sie hatte eine Pferdehaar-Allergie und bekam Asthma-Anfälle, wenn sie den Pferden zu nahe kam. „Als Kind hatte ich es verheimlicht, die Liebe zu den Pferden war einfach zu groß.“ Aber irgendwann wurde es gesundheitlich zu viel für sie. „Daheim dreht sich vieles um Pferde. Irgendwann konnte ich nicht mehr in den Stall gehen.“ Mit einem Mal ist Schluss mit Pferden, Edeltraud Egger stieg nicht mehr in den Sattel.

Mit ihrem Araber Hamil galoppiert Edeltraud Egger über eine Wiese.

Doch vor acht Jahren änderte sich das: „Meine Tochter arbeitet im Kindergarten und für St. Martin haben sie Pferd und Reiter gesucht“, erzählt sie. Von ihrem Vater leiht sie sich eine brave Stute für den Martinsumzug aus, eine allergische Reaktion auf das Pferd blieb aber aus. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag erfüllt sie sich ihren Mädchen-Traum: In der Eifel kauft sie sich einen Araber-Wallach. „Ich war schockverliebt in Hamaal, und vom Reiten aus meiner Jugend hatte ich nichts verlernt.“

Mit dem Züchter bleibt sie in Kontakt und nur ein halbes Jahr später kauft sie sich ihren zweiten Araber. Einen Gedanken an ein zweites Pferd hatte sie zuvor nicht. Ein knapp zweijähriges Jungpferd, das sie mithilfe einer Pferdewirtin ausbildet. „Hamil ist ein sehr umgängliches Pferd, das ich zu Beginn auf Ausritten mit Hamaal als Handpferd dabei hatte.“ Heute ist sie mit Hamil erfolgreich bei Distanzritten unterwegs.

Lange Schritt-Ritte als Grundlage

„Vor ein paar Jahren bin ich auf Distanzritte gekommen und habe dazu ein Seminar besucht. Damit war ich infiziert, das ist meine Welt“, erinnert sie sich. Das war im Januar 2017, sie beginnt mit dem Training und im Mai war bereits ihr erster Start über 40 Kilometer. Bei rund 30 Ritten war sie seitdem am Start, die Distanzen wurden immer länger. Mit langen Schritt-Ritten schafft sie die Grundlage für die Ausdauer, dann geht es beim Training ans Tempo.

Die langen Ritte sind nicht nur fürs Pferd ungewohnt: „Anfangs bin ich aus dem Bett herausgekrabbelt“, sagt die Reiterin über ihre Muskelkater. Egal, wie lange sie heute im Sattel sitzt, von Muskelkater keine Spur mehr. „Das viele Training zahlt sich aus.“

Wenn das Wetter passt, trainiert sie mit ihren Pferden im Gelände. Vom Reitstall aus hat sie eine feste Trainingsstrecke von 27 Kilometern. Muss sie auf die Reithalle ausweichen, hält sie ihre Pferde körperlich fit zum Beispiel mit Stangentraining. Nicht nur das Training nimmt viel Zeit in Anspruch, der Start bei einem Distanzritt beansprucht in der Regel ein ganzes Wochenende.

Trosser als Verstärkung

„Am Tag vorher ist Check mit dem Tierarzt, bei internationalen Starts muss man acht Stunden vor diesem Check angereist sein. Mindestens zwei bis drei Nächte bin ich unterwegs.“ Hamil liebe die Wettkämpfe, er wisse genau, was los sei, wenn es auf den Hänger geht. Mit dabei hat sie nicht nur die Ausstattung und einen Paddock für das Pferd, sondern auch eine Begleitperson. Einen Trosser, der an den Kontrollpunkten Pferd und Reiter mit Wasser und Verpflegung versorgt.

„Es ist wie ein Boxenstopp bei der Formel 1. Diese Leute braucht es, um erfolgreich zu sein.“ Kilometer vor einem Vet-Check reitet sie nur noch Schritt, damit der Puls des Pferdes ruhiger wird. Am Kontrollpunkt gilt es dann, so schnell wie möglich, Sattel, Trense und Gamaschen abzunehmen, das Pferd schnellstmöglich mit Wasser abzukühlen. Erst wenn der Puls niedriger als 65 ist, stoppt die Zeit für den Vet-Check. Zeigen Pferde auch nur geringste Anzeichen einer Überforderung, werden sie aus dem Wettbewerb genommen.

Von Ritt zu Ritt hat sich Edeltraud Egger mit ihren Pferden gesteigert, die Distanzen immer mehr verlängert. Ihr Jungpferd Hamil entwickelt sich zum „Ausnahmepferd“. Über 100 Kilometer ging ihr letzter Ritt, fünf Stunden 42 Minuten hat sie dafür gebraucht. Damit wurde sie Süddeutsche Meisterin, in der internationalen Wertung landete sie auf dem zweiten Rang. Erfolge, mit denen sie nie geplant hatte. „International zu starten, war anfangs gar nicht meine Intention. Weil ich aber sehr ehrgeizig bin, wollte ich ausprobieren, ob ich die Distanzen schaffe.“

Klares Ziel vor Augen

An ihren Erfolg will sie nächstes Jahr auch international anknüpfen. Auf dem Plan stehe ein 120-Kilometer-Ritt. „Das Wichtigste ist, dass alle gesund bleiben.“ Deshalb hat ihr Erfolgspferd Hamil auch erst einmal Pause. „Er hat jetzt erst einmal zwei bis drei Monate absolute Pause, damit Mikroverletzungen an Bändern und Sehnen ausheilen können.“

Die Distanzritte für 2024 stehen zwar noch nicht fest, aber ein klares Ziel hat Edeltraud Egger vor Augen: „Mein Traum ist es, irgendwann die Königsdisziplin einen 100-Meilen-Ritt, also eine Distanz über 160 Kilometer, zu schaffen.“

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