Zertifizierung in Gold für Waldkraiburger Architekturbüro
Energie, Materialien und Umfeld: Das macht nachhaltiges Bauen aus
Nachhaltigkeit im Bau bedeutet mehr als nur erneuerbare Energien. Welche Aspekte berücksichtigt werden und wie sich die umsetzen lassen, zeigt die Sanierung einer Waldkraiburger Wohnanlage.
Waldkraiburg – Ob Energie, Kleidung oder Ernährung: Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch beim Thema Bauen. Dass es dabei auf mehr ankommt als nur auf erneuerbare Energien, das weiß das Architekurbüro Leukert, Riedl & Schaub aus Waldkraiburg. Eine von ihm sanierte Wohnanlage in der Erzgebirgsstraße ist nun mit dem „Zertifikat in Gold für nachhaltig betriebene Gebäude“ ausgezeichnet worden.
Für das Architekturbüro ist Nachhaltigkeit ein Kernthema. „In Gebäuden steckt viel Energie, viel CO₂ ist darin gebunden“, erklärt Architekt Klaus Leukert. Um so wichtiger beim Thema Bauen mehr auf Nachhaltigkeit zu achten, die auf den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziokulturelles basiere.
Langfristige Lebenszyklus-Kosten berücksichtigen
Bei der Ökonomie gehe es zwar um Kosten, um Mehrkosten für alternative Bau-Materialien und um einen Kostenvergleich zwischen Abriss und Neubau zu Sanierung. Berücksichtigt würden dabei aber auch langfristige Lebenszyklus-Kosten, die durch nachhaltige Sanierungen oft vorteilhafter sind als Abrisse. „Sanierungen auf Neubau-Standard sind möglich, gleichzeitig sind die Auflagen für einen Abriss streng nach oben gegangen“, erklärt Leukert.
Ressourcen schonen, Energie-Effizienz, eine nachhaltige Energieversorgung und eine passive Gebäudekühlung – ökologisch wichtige Aspekte. Die Wohnanlage in der Erzgebirgsstraße ist zu einem KfW-Effizienzhaus 75 saniert worden, durch einen Anschluss an die Geothermie wird nahezu CO₂-frei geheizt. Die Dämmung des Gebäudes reduziert den Energieverbrauch um rund 58 Prozent, im Sommer verhindert die Verschattung durch große Laubbäume ein Aufheizen des Gebäudes.
Die Gartenanlage wurde parkähnlich gestaltet und bietet sich als regelmäßiger Nachbartreff an. Soziokulturell tragen Architektur und Gestaltung dazu bei, Gemeinschaften zu fördern und ein gesundes Wohnklima zu schaffen – die dritte Säule der Nachhaltigkeit. „Die Architektur bietet Möglichkeiten, Zusammenhänge zu schaffen, damit Menschen zusammenkommen“, erklärt Leukert. Angebot, womit gerade in Geschosswohnungsbauten Einsamkeit bei älteren Personen vorgebeugt werden könne.
Lamellensystem als Wärmeschutz
Nicht als Pflichtaufgabe, sondern als Herzensangelegenheit sieht man das Thema Nachhaltigkeit im Architekturbüro. 18 Mitarbeiter, darunter Architekten, Gebäude-Energieberater, Holzbauingenieur oder Holztechniker, gehen das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln an. Wie Nachhaltigkeit in Gebäuden gelingen kann, das haben Leukert sowie Henning Schaub und Sabine Bartscherer in unterschiedlichen Projekten umgesetzt.
Im Neubau des Garser Gymnasium zum Beispiel lenkt ein Lamellensystem nicht nur geschickt das Tageslicht, sondern dient zusätzlich als Wärmeschutz. Eine natürliche Nachtauskühlung sorgt für einen Luftaustausch, in den Innenräumen setzt man auf ökologische Materialien wie Holz, Lehm und pflanzlich gegerbtes Leder. Begrünte Dachfläche halten Regenmassen zurück und verhindern gleichzeitig ein stärkeres Aufheizen des Gebäudes.
Kein Neubau, sondern eine Generalsanierung passiert direkt nebenan bei der Mittelschule Gars. Mit regenerativen Energien und einem gedämmten Gebäude lässt sich das Schulhaus in ein KfW Effizienzhaus 75 umwandeln. Steinwolle und mineralisches Putzsystem sind Alternativen zu herkömmlichen Dämmungen. „Wärmedämmverbundsysteme sind problematisch bei der Entsorgung, wir müssen davon wegkommen“, sagt Henning Schaub.
Nicht längere eine „leere Floskel“
Stattdessen setzen Bauherren immer öfter auf andere Lösungen. „Holz als Baumaterial wird stärker berücksichtigt, immer mehr Bauherren setzen auf Holzfassaden“, erklären Leukert und Schaub. Auch für Kommunen und bei der Kirche trifft das laut Sabine Bartscherer zu. Die Kirche hätte sogar Nachhaltigkeitskriterien festgelegt. „Das kommt so gut wie nie vor“, sagt Sabine Bartscherer.
Für Bauherren bleibt Nachhaltigkeit oft nicht länger eine „leere Floskel“, sondern ein wichtiger Aspekt. „Baukosten für mehr Effizienz sind oft nicht deutlich höher und die Mehrkosten spart man sich bald wieder ein“, erklärt Schaub. Aus „Überzeugung“ entscheiden sich Bauherrn für mehr Nachhaltigkeit.
Ein wichtiger Schritt, denn Gebäudebestand und Bausektor tragen laut Leukert einen Hauptanteil zum Ressourcen- und Energieverbrauch bei. Ein Umdenken ist unabdingbar. „Die Energiewende ist nicht umsonst zu schaffen, das ist eine riesige Aufgabe“, sagt Leukert.
