Zukunftsthema
„Eine Tür geht auf“ – Bekommt Waldkraiburg doch noch ein Forschungszentrum?
Vor Jahren wurde der Stadt bereits ein Forschungszentrum in Aussicht gestellt, passiert ist seitdem nicht viel. Bürgermeister Robert Pötzsch sprach im Stadtrat nun von einer vielversprechenden Alternative.
Waldkraiburg – „Wir sind keinen Schritt weiter“ – das hatte Bürgermeister Robert Pötzsch nach einem Besuch von Wissenschaftsminister Markus Blume in Waldkraiburg gesagt. Das war Ende 2022 und es ging um den Planungsstand in Sachen Zentrum für biobasierte Materialien (ZBM).
Erste Gespräche bezüglich eines Hochschulstandorts im Landkreis gab es bereits 2016. Während die Stadt Mühldorf einen Hochschulcampus hat, hat Waldkraiburg über Jahre hinweg im Nebel gestochert. Das Zentrum für biobasierte Materialien wird innerhalb der TH Rosenheim an verschiedenen Standorten umgesetzt, zum Aufbau weiterer Labore in Waldkraiburg ist es aber bislang nicht gekommen. Geht Waldkraiburg damit leer aus?
„Wir müssen hinter dem Zentrum für biobasierte Materialien einen Punkt machen, aber es geht eine neue Tür auf“, sagt Bürgermeister Robert Pötzsch jetzt auf Nachfrage gegenüber den OVB Heimatzeitungen. Am Abend zuvor hat er den Stadtrat über aktuelle Gespräche mit dem Zweckverband Hochschulcampus Mühldorf-Waldkraiburg und der Hochschule Rosenheim informiert.
„Ein Thema der Zukunft“
Die neue Tür – das könnte ein Forschungszentrum für Recycling von Kunststoffen sein. Wie könnten diese zerlegt werden, um daraus neue Rohstoffe zu gewinnen? „Das würde gut zu unseren Unternehmen und der Industrie vor Ort passen. Das ist ein Thema der Zukunft“, ist Pötzsch überzeugt.
Was es dafür braucht, welche Investitionen, welche Räumlichkeiten, da steht die Stadt ganz am Anfang. Es gab erste Gespräche, aber bislang kein konkretes Raumkonzept. Ein passendes Gebäude zu finden, ist nun Aufgabe der Stadt. Auf Ergebnisse aus der vorangegangenen Suche für das ZBM kann die Stadt nicht bauen: „Es sind jetzt andere Voraussetzungen.“ Dennoch ist Pötzsch zuversichtlich, die Rahmenbedingungen schnell zu schaffen.
Imagefaktor für die Stadt Waldkraiburg
Die Stadt Waldkraiburg müsste erst einmal in Vorleistung gehen. „Das bleibt eine Herausforderung, weil die Stadt sehr genau auf jeden Euro schauen muss.“ Dennoch bleibt Pötzsch „positiv eingestellt“, sieht in dem Forschungszentrum einen „Imagefaktor“ für die Stadt.
Ende Oktober soll es erste Gespräche mit der Industrie geben, um auszuloten, wie die diese Chance bewerten, welche potenziellen Vorteile sich ergeben können. Für die Stadt gehe es nun darum, Partner ins Boot zu holen und mögliche Räume auszuloten. „Das ist eine Chance und wenn auch unsere Firmen davon profitieren können, ist das ein zusätzlicher positiver Aspekt.“
Max Heimerl, Vorsitzender des Zweckverbands Hochschulcampus Mühldorf-Waldkraiburg, sieht in dem Forschungszentrum einen wichtigen Schritt, „um die Wirtschaft in der Region zu stärken und das Profil unseres Chancenlandkreises weiter zu schärfen“. Heimerl weiter: „Das geplante Forschungszentrum in Waldkraiburg soll eine Forschungs- und Transfereinheit werden zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und zur Steigerung von Recycling mit dem Schwerpunkt Kunststoffe.“
Der chemische Anteil des ZBM wird in Burghausen erforscht, der Bereich Kunststoffe passt laut Heimerl gut zu den Waldkraiburger Firmen. „Deshalb macht das Thema Recycling vor allem an diesem Standort Sinn.“ Die Pläne der TH Rosenheim bewertet er als „gelungenes Gesamtkonzept“, finanziell umsetzbar für den Zweckverband Hochschulcampus und ein nutzbarer Wissensgewinn für die regionalen Unternehmen.
„Das Recycling von Materialien aller Art ist eine wichtige Aufgabe für die künftige Rohstoffsicherheit. Das Forschungszentrum soll ein Zentrum der Innovation werden“, sagt Professor Heinrich Köster, Präsident der TH Rosenheim. Dort werde bereit zum Themenkomplex Recycling geforscht. Die Planungen für das Forschungszentrum in Waldkraiburg laufen. Bis Ende 2025 könnte die Umsetzung erfolgen, das sei aber abhängig von den zur Verfügung gestellten Räumen.