Kriminalstatistik 2023 vorgelegt
„Gravierende Steigerung“ von Rohheits-Straftaten in Waldkraiburg - was ist der wirkliche Grund dafür?
Die Zahl der Straftaten in Waldkraiburg ist zwar zuletzt wieder angestiegen. Das sind die Gründe.
Waldkraiburg – An einem Punkt zeigt die Kriminalstatistik der Polizeiinspektion (PI) Waldkraiburg für 2023 deutlich nach oben: Rund 55 Prozent mehr Rohheitsdelikte hat die Polizei voriges Jahr verzeichnet. Von einer „gravierenden Steigerung“ spricht hier die Polizei. Dazu zählen Körperverletzungen, Bedrohungen und Raubdelikte. 463 Fälle und damit 165 Fälle mehr als im Jahr zuvor verzeichnete die Polizei. Davon konnten 92,4 Prozent aufgeklärt werden. Delikte der gefährlichen und schweren Körperverletzungen erhöhten sich von 43 auf 56 Taten.
Für stellvertretenden Dienststellenleiter Dietmar Meißner gibt es eine Erklärung. „Das Anzeigeverhalten hat sich geändert. Heutzutage werden vermehrt kleinere Streitigkeiten, aber auch Fälle häuslicher Gewalt angezeigt.“ Fälle, die es in der Vergangenheit zwar auch gegeben hat, aber weniger angezeigt wurden. Die Bürger seien feinfühliger geworden, würden Taten eher zur Anzeige bringen.
1962 Straftaten insgesamt
In die Kategorie der Rohheitsdelikte fallen auch Messerangriffe. Bundesinnenministerin Nancy Faeser plant eine Verschärfung des Waffenrechts. Doch lässt sich damit das Problem lösen? Messerangriffe sind „höchst gefährlich“, bringen Polizisten in eine brenzlige Situation. „Bestimmte Messer dürfen schon nach geltendem Recht nicht mitgeführt werden. Aber diejenigen, gegen die sich ein Verbot richten würde, lassen sich von einem verschärften Gesetz nicht abhalten“, sagt Meißner.
Die Straftaten gegen das Leben blieben bei zwei Fällen. Beide Fälle konnten geklärt werden.
Insgesamt wurden 1962 Straftaten erfasst, im Vorjahr waren es 1686. Mit einem Plus von 276 Fällen ist das ein Anstieg um 16,4 Prozent im Dienstbereich der Polizei Waldkraiburg – dazu zählen neben der Stadt die Gemeinden Kraiburg, Aschau, Jettenbach, Taufkirchen und Unterreit – und der Polizeistation (Pst) Haag mit Gars, Kirchdorf, Maitenbeth, Rechtmehring und Reichertsheim.
Dennoch teilt die Polizei mit: „Die Sicherheitslage im Dienstbereich der PI Waldkraiburg/Pst Haag liegt wieder auf einem sehr hohen Niveau.“ 1377 Taten wurden aufgeklärt, das entspricht einer Aufklärungsquote von 70,1 Prozent und liegt damit über dem bayernweiten Durchschnitt von 65,2 Prozent.
Ein Viertel der Straftaten sind Diebstähle
Bei fast einem Viertel der Straftaten (21 Prozent) handelt es sich um Diebstahlsdelikte. Mit 418 Fällen (Vorjahr 407) gab es 2,7 Prozent mehr Diebstähle als im Jahr zuvor. Auffällig ist, dass die Zahl der Fahrrad-Diebstähle rapide gesunken ist. 2022 meldeten 138 Besitzer den Verlust ihres Fahrrads, 2023 waren es 61. Dafür gibt es laut Meißner zwei Erklärungen: „Die technischen Sicherungen für Räder sind besser geworden, das macht es problematisch für Täter. Andererseits sind E-Scooter mehr gefragt.“
Neun Wohnungseinbrüche (Vorjahr drei) hat die Polizei im Dienstbereich registriert. Vier davon scheiterten im Versuchsstadium, zwei Fälle wurden aufgeklärt. Die Zahl der Ladendiebstähle ist mit 84 Taten (72) leicht gestiegen. Der Anteil der schweren Diebstähle sank von 182 auf 126. Die Aufklärungsquote beträgt in dieser Untergruppe 15,2 Prozent.
Eine deutlich höhere Aufklärungsquote (77,2 Prozent) gibt es bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten. Darunter fallen Betrugsdelikte oder Unterschlagungen sowie Taten im Internet. Von 263 Fällen (247) konnten 203 Fälle geklärt werden.
Straftaten im Internet verteilen sich auf Delikte wie Computersabotage, Abfangen von Daten, Callcenter-Betrug oder Betrugsdelikte durch Online-Shops oder -Aktionen. Auch Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Beleidigungen oder Betäubungsmitteldelikte werden online begangen. In der Statistik lassen sich diese Straftaten oft „sehr schwer abbilden“, weil viele Straftaten aus dem Ausland begangen werden.
„Täter werden immer kreativer und die Anonymität macht es schwierig, ihnen auf die Spur zu kommen“, sagt Meißner. Deshalb sollten Nutzer vorsichtig sein, genau prüfen, wo man im Internet zum Beispiel einkauft. „Wenn bestimmte Produkte nur einen Bruchteil als regulär kosten, darf man sich nicht wundern, wenn das Päckchen nie ankommt.“
1107 Tatverdächtige ermittelt
Bei der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität sanken die Fallzahlen auf 144 (159), mit einer Aufklärungsquote von 95,9 Prozent. Viele davon sind in Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis. Wie sich die Zahlen nach der Cannabis-Legalisierung entwickeln, lässt sich laut Meißner nicht abschätzen. „Kleinere Verstöße fallen zwar nicht mehr an, aber unklar ist, ob mehr Handel betrieben wird.“
Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist von 64 auf 52 Fälle gesunken. Dabei hat die Polizei oft Kinder und Jugendliche im Visier, weil gerade diese Altersgruppe pornografische Inhalte über soziale Medien teilt. Prävention zahlt sich aus: Die Delikte sind von 32 auf 28 gesunken, die Aufklärungsquote liegt bei 100 Prozent. Im Bereich der Straßenkriminalität verzeichnet die Polizei mit 273 Fällen (317) einen Rückgang um knapp 14 Prozent.
Wer sind die Täter? 1107 Tatverdächtige haben die Beamten ermittelt, davon sind 846 Männer und 261 Frauen. Die Anzahl der Kinder ist mit 66 und im Bereich der Jugendlichen mit 97 „nicht völlig unauffällig“. Bei den Erwachsenen und 18- bis 21-Jährigen wurden 944 Personen registriert. 40 Prozent der Tatverdächtigen besitzen keinen deutschen Pass.
Entsprechend dem Gesamtbild stiegen auch die Straftaten durch Zuwanderer an. 159 Tatverdächtige wurden ermittelt, davon 124 Männer. In 64 Fällen waren Zuwanderer Opfer. Hier waren knapp 90 Prozent der Tatverdächtigen nicht-deutscher Abstammung. Rohheitsdelikte nehmen einen sehr großen Anteil ein, in sehr vielen Fällen waren sowohl ethnienspezifische Probleme als auch familien- oder beziehungsinterne Probleme Ursache. Diese Straftaten werden zum großen Teil unter den Zuwanderern selbst begangen.
