Graffiti statt Vandalismus
Vandalismus? Das wollen die Graffiti-Sprüher am Waldkraiburger Bahnhof erreichen
Die Schmierereien an der Fahrradabstellanlage am Waldkraiburger Bahnhof sind Geschichte: Gemeinsam mit dem Künstler Tobias Tomasek haben Jugendliche den Ort verschönert. So sieht es dort nun aus.
Waldkraiburg – Ein Mauerdurchbruch, an den Rändern etwas rissig. Dahinter ein stattlicher Baum vor einem strahlend blauen Himmel mit kleinen weißen Wolken. Ein Blick ins Grüne, dem sich zwei Frauenköpfe zuwenden. Dazu ein blauer Schriftzug: Waldkraiburg.
„Es ist ein Gemälde, das hier geschaffen worden ist”, lobt Bürgermeister Robert Pötzsch die Jugendlichen für ihr Werk. Gemeinsam mit dem Graffiti-Künstler Tobias Tomasek, auch bekannt unter dem Künstlernamen Asek, haben sie es umgesetzt. Er sagt: „Ich wollte die Natur und die Bäume einfließen lassen, aber das Graffiti gleichzeitig modern gestalten.” Darum habe er sich für die Farben grau-blau und orange entschieden, wollte das Bild wegen der Überdachung der Fahrräder nicht zu dunkel halten.
Weniger Vandalismus durch Graffiti-Kunst
Denn der Anlass für die Neugestaltung ist ein Ernster: „Die Anlage war ein Hotspot für Vandalismus und nicht mehr ansehnlich”, sagt Josef Dallinger vom Bauamt der Stadt Waldkraiburg. Etliche Graffiti zierten die grauen Wände. „Am Sartrouville Platz haben wir gemerkt, dass die Beschmierungen durch die neuen Kunstwerke deutlich weniger geworden sind.” Dort hatten Jugendliche zu Beginn des Jahres die einstigen Spiegel durch Tafeln mit Graffitis ersetzt.
„Das Ergebnis ist klasse und passt wunderbar zu Waldkraiburg”, freut sich Pötzsch. Das findet auch Mutter Christine Lindner, deren Kinder Nina und Felix maßgeblich an der Umsetzung mitgewirkt haben. „Der Künstler war mit Feuereifer dabei und das überträgt sich auf die Jugendlichen – es lebt einfach und ist toll, wenn die Jugend sich in der Stadt beteiligen kann”, sagt sie.
Wie Malen nach Zahlen an der Wand
„Für uns war es das erste Graffiti”, sagt Nina Lindner. „Künstlerisch haben wir uns natürlich nicht so ausgetobt, wir hatten ja eine Vorlage”, fügt Bruder Felix hinzu. Die Skizze hat Künstler Asek gemacht, die Jugendlichen konnten dann quasi ausmalen. Anfangs sei das vor allem an den Rändern schwierig gewesen, aber mit der Zeit habe auch das gut geklappt. Das kann Tomasek bestätigen, die Jugendlichen hätten erstaunlicherweise extrem schnell die Kontrolle über die Spraydose gewonnen, das habe ihn positiv überrascht. Etwa sieben Stunden haben sie gemeinsam gesprayt.
Auch Jugendpflegerin (Juvo) Anastasia Zuravlev ist vom Ergebnis begeistert. Es sei ein sehr ergebnisorientiertes Projekt gewesen. „Man kennt das ja auch von sich selbst, dass man ein Erfolgserlebnis haben möchte und ich kann mir vorstellen, dass die Jugendlichen das noch intensiver spüren – vor allem wenn etwas so lange Bestand hat”, sagt sie.
Projekt hat nur wenige Jugendliche erreicht
Seitens der Stadt hofft man darauf, dass das Kunstwerk bis zu zehn Jahre lang die Waldkraiburger erfreuen wird. Zukünftig soll die Anlage zudem videoüberwacht werden. „Damit es hier ein bisschen sicherer ist und die Fahrräder vor Vandalismus geschützt sind”, begründet Dallinger die Pläne.
Einziger Wermutstropfen: Da das gesamte Projekt kurzfristig innerhalb von nur 1,5 Monaten entstanden ist, war es schwierig, Jugendliche dafür zu gewinnen. „Gerade im Sommer ist es natürlich schwer, die Jugendlichen zu erreichen”, sagt Verena Wittmann vom Kreisjugendring. In diesem Fall haben sich nur drei Jugendliche gefunden. Trotzdem wolle man Möglichkeiten zum Mitgestalten und Mitwirken bieten. „Die, die da waren, waren dafür richtig Feuer und Flamme und der Künstler konnte so mehr auf jeden einzeln eingehen”, betont Zuravlev.
„Wir sind jetzt stolz darauf“
Trotzdem hoffe man, bei zukünftigen Projekten noch mehr junge Menschen einzubeziehen. Die nächste Aktion ist bereits geplant: Am 5. September lädt der Kreisjugendring von 15 bis 18 Uhr zu „Green up your Bushäusl” ins Jugendzentrum M24 in Mühldorf ein.
Auch weitere Graffiti-Projekte sind nicht ausgeschlossen. „Es macht Spaß, die Resonanz ist immer sehr schön und ich würde mich freuen, noch mehr Menschen mit den Kunstwerken ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können”, sagt Tomasek. Bei den Jugendlichen hat das auf jeden Fall geklappt. „Wir sind jetzt stolz darauf und zeigen es jedem, wenn wir hier vorbeigehen”, freut sich Felix Lindner.

