Graffiti macht junge Menschen sichtbar
„Wir haben‘s drauf“: Waldkraiburger Jugendliche verschönern ihre Stadt mit der Spraydose
Sich von Erwachsenen nicht gesehen, nicht verstanden fühlen – das kennen viele Jugendliche. In Waldkraiburg haben sie unter Anleitung eines Graffiti-Künstlers nun gezeigt, dass sie etwas draufhaben. Diese Kunstwerke sind mit der Spraydose entstanden.
Waldkraiburg – Ein rotes Herz auf blau-lila Untergrund leuchtet Spaziergängern auf dem Sartrouville Platz entgegen. In der Mitte das geschwungene „W” für Waldkraiburg. Statt beschädigter Glasscheiben schmücken Kunstwerke wie diese seit Kurzem den Platz und bringen Farbe ins Grau. Ein Gedanke, mit dem die Stadt Waldkraiburg schon länger gespielt hat.
Umgesetzt haben das Ganze nun Jugendliche gemeinsam mit der Jugendpflege vor Ort (Juvos). Sie haben in den letzten Wochen Ideen entwickelt, um das Stadtbild zu verschönern. „Uns war es wichtig, dass die Motive von jedem akzeptiert werden – und nicht gleich wieder übersprayt”, erzählt Jana Schraut. Sie ist 15 Jahre alt und hat die Aktion zusammen mit anderen Jugendlichen vorbereitet.
Als Jugendliche in ihrer Stadt sichtbar sein
Natur, der Wald, aber auch die Industrie und Digitalisierung, Heimat und Kindheit waren Begriffe, die sie verbildlichen wollten. „Aber wir wollten auch als Jugendliche in der Stadt sichtbar sein, den Erwachsenen zeigen, dass wir es drauf haben”, sagt die 15-Jährige. Denn von Erwachsenen würden sie oft falsch wahrgenommen.
„Junge Menschen sind nicht nur am Handy, sondern können sehr viel, von älteren Generationen werden sie oft unterschätzt”, sagt auch Graffiti-Künstler Tobias Tomasek, Künstlername Asek, der die Bilder mit den Jugendlichen umgesetzte.
Etwas drauf haben statt drauf sein
Vorurteile zwischen den Generationen abbauen, das war auch den Juvos wichtig. Jana Schraut hat sich dazu einen Spruch überlegt: „Wir habens drauf” steht nun in dem Durchgang neben dem Drogeriemarkt Müller im Stadtzentrum an der Wand. Das rosa „habens” überdeckt dabei das Wort „sind”.
Beim Sprayen selbst hat sie allerdings nur kurz zugeschaut, weil sie Nachmittagsunterricht hatte, war mehr leider nicht möglich. Aber selbst der kurze Einblick hat sie begeistert, Graffitis fand sie immer schon faszinierend. Eine Kunstart, die sich gut für ein Projekt wie dieses eignet: „Es gibt nicht wirklich Regeln, kein richtig oder falsch – es entsteht etwas ganz eigenes und das ist gut, wie es ist”, sagt Tomasek.
Mit der Spraydose umzugehen, ist gar nicht so einfach
Er selbst ist 26 Jahre alt und sprayt bereits seit zwölf Jahren. „Mir war es wichtig, dass ich nicht alles mache”, sagt er. Binnen kurzer Zeit vermittelte er die nötigen Fertigkeiten. „Die Dose kontrollieren, richtig draufdrücken, das ist am Anfang gar nicht so einfach, aber wenn man es einmal raus hat, ist es wie Fahrradfahren.”
Über 50 Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren waren an dem Projekt beteiligt und wurden von den Juvos Marina Mayerhofer, Rommy Riegelmayer und Gina Richardson begleitet.
Bei der Installation der Bilder am Sartrouville Platz zeigten sich Vertreter der Stadt begeistert. Auch die Jugendlichen freuen sich, dass ihre Stadt nun etwas bunter ist.





