Passbilder auch in Waldkraiburg nur noch digital
„Todesurteil“ und „Messer im Rücken“: Müssen die Fotografen in der Region bald alle zusperren?
Ab Mai 2025 dürfen Passbilder nur noch digital übermittelt werden. Sie sollen dann an einem Automaten direkt im Passamt der Städte und Gemeinden angefertigt werden können. Waldkraiburger Fotografen fürchten ihr „Todesurteil“.
Waldkraiburg - Das ausgedruckte Passbild im kleinen Papiermäppchen hat bald ausgedient: Nur noch elektronisch dürfen Fotos für Pässe und Personalausweise ab dem 1. Mai 2025 an das zuständige Bürgeramt oder die Ausländerbehörde geschickt werden. Das soll Manipulationen verhindern.
Neu ist dabei auch, dass im Passamt dann ein Automat bereit steht, an dem Bürger vor Ort das benötigte Bild machen können. Auch im Bürgerbüro in Waldkraiburg. „Spätestens zum 01.05.2025 muss die Passbildstation vorhanden sein, denn zu diesem Zeitpunkt ist es gesetzlich vorgeschrieben”, teilt Robert Heinfelder auf Nachfrage mit. Er ist bei der Stadt Waldkraiburg für Bürgerangelegenheiten zuständig ist.
„Als wenn sie uns ein Messer in den Rücken rammen“
„Dann können wir zusperren, mein Tagesgeschäft sind bestimmt zu 80 Prozent Passbilder”, sagt Manuel Schindler, Fotograf und Inhaber des Studio 11 in Waldkraiburg. Vom Umsatz des Geschäfts würden sie etwa 50 Prozent ausmachen. Das bestätigt auch Christina Sahlstorfer, Inhaberin von Ringfoto Sahlstorfer. 15 bis 20 Kunden am Tag, die Passbilder benötigen, seien keine Seltenheit.
„Wenn bei uns im Laden die Passbuidl wegfallen, ist das so, als wenn sie uns ein Messer in den Rücken rammen – ein Todesurteil”, sagt sie. Sie wisse noch nicht, wie es mit dem Laden dann weitergehen solle. Denn dass die Kunden bereit sind, zum Fotografen zu gehen, wenn sie alles im Passamt erledigen können, bezweifelt sie.
„Dann bin ich ganz sicher nicht mehr da, das kann sich am Ende bestimmt kein Fotograf leisten”, fürchtet auch Schindler. Die Lage des Studios im Stadtzentrum sei dann nicht mehr finanzierbar, stattdessen müsste er irgendwo im Gewerbegebiet eine kleine Halle mieten.
Automat kommt von der Bundesdruckerei
„Passbilder können auch in Zukunft in den Fotostudios gemacht werden. Es muss dann nur sichergestellt sein, dass die Passbilder digital an das Passamt versendet werden”, sagt Heinfelder. Dazu ist eine spezielle Software notwendig. Deren Kosten seien laut Aussage der Fotografen jedoch nicht der Rede wert und hätten keine Auswirkungen auf den Preis für die Passbilder.
Beim Passbildautomaten habe sich die Stadt Waldkraiburg für das Modell der Bundesdruckerei entschieden, da man mit anderen Geräten dieser bisher gute Erfahrungen gemacht habe. Die Bundesdruckerei wird auch den Preis für die digitalen Passbilder vorgeben.
Passbilder als schöne Erinnerung
Christina Sahlstorfer übt unterdes Kritik an den Passbildautomaten. „Ich habe gehört, dass die Automaten für kleine Kinder bis etwa drei Jahre, aber auch für Behinderte und für dunkelhäutige Menschen schwierig sein können.” Diese würden dann vermutlich zwangsläufig doch im Fotostudio landen. Doch ganz kleine Kinder zu fotografieren, sei wahnsinnig aufwendig. „Dafür sind wir dann wieder gut genug”, sagt sie.
Manuel Schindler möchte in seinem Studio auch weiterhin die ausgedruckten Passbilder anbieten. „Wenn man die Passbildmäppchen später zuhause wiederfindet, dann ist das einfach eine schöne Erinnerung”, sagt er. Er bietet seinen Kunden an, von den sechs gedruckten Bildern zwei biometrische Fotos und vier mit einem Lächeln zu erwerben. „Ich glaube, dass man bei mir am Ende ein schöneres Bild bekommt als vom Automaten.”