Lösungen mit „Maß“ finden
Wie kann Waldkraiburgs Verkehr optimiert werden? So bestimmen Bürger mit
Verkehr optimieren: Die Stadt Waldkraiburg will im Bereich Mobilität ihr weiteres Vorgehen festlegen. Jetzt können Bürger dabei helfen, Lösungen für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer zu finden.
Waldkraiburg – Fußgänger, Radfahrer, ruhender und fließender Verkehr oder Durchgangsverkehr – alle Verkehrsteilnehmer haben ihre Berechtigung, brauchen ihren eigenen Platz. Die Herausforderung dabei: Wie lassen sich alle Formen berücksichtigen, ohne andere zu sehr in die Schranken zu weisen? Die Stadt Waldkraiburg will genau hinschauen und mittels Verkehrsentwicklungsplan den Verkehr in neue Bahnen lenken. Jetzt sind auch die Bürger wieder gefragt.
Seit bald zwei Jahren arbeitet die Stadt mit einem Verkehrsplanungsbüro zusammen. Ziel ist es, die strategische Ausrichtung Waldkraiburgs im Bereich Mobilität festzulegen. Da geht es darum, welche Hindernisse Fußgängern begegnen, wo es gegebenenfalls mehr Parkplätze braucht, wo der Verkehr ruhiger oder sogar weniger werden sollte oder wie hoch der Durchgangsverkehr ist. Mit diesen und ähnlichen Fragen setzen sich die Experten mit den Bürgern beim 2. Öffentlichkeitstermin zum Verkehrsentwicklungsplan am Montag, 6. Mai, um 19 Uhr im Haus der Kultur auseinander.
„Erste Ziele sind gesetzt, daraus sollen nun mögliche Maßnahmen abgeleitet werden und wie sie umgesetzt werden können“, erklärt Bürgermeister Robert Pötzsch im Vorfeld. Oder wo es aus bestimmten Gründen nicht so einfach sei, Maßnahmen zu ergreifen.
Vieles wird mit dem Auto erledigt
Als Beispiel nennt Pötzsch die Berliner Straße. Die Verkehrsplaner haben in einem ersten Zwischenergebnis den innerstädtischen Abschnitt als Straße identifiziert, die „stark mit Durchgangsverkehr belastet ist“. „Macht es an der Stelle Sinn, dass dort weniger Verkehr fließen soll?“, fragt Pötzsch. Denn man müsse unterscheiden zwischen Durchgangsverkehr und Verkehr, der die Stadtmitte als Ziel hat und damit die Geschäfte und Lokale. „In einer ersten Analyse sind nicht nur die Verkehrszahlen erfasst, sondern auch die Verkehrsströme und die Dauer des Aufenthalts“, erklärt Johannes Hofbauer vom Bauamt.
Nichtsdestotrotz müsste man den inneren Ring dahingehend optimieren, dass die Hauptverkehrswege attraktiver für Autofahrer werden. Wie das passieren kann, dafür habe man die Experten unter anderem ins Boot geholt. „Verkehrsprobleme gibt es nicht wirklich in Waldkraiburg“, greift Pötzsch die Einschätzung der Verkehrsplaner auf. Die Bürger hier seien es gewohnt, vieles mit dem Auto zu erledigen. Ein Punkt, an dem die Stadt ansetzen will, der sich aber nicht sofort lösen lässt.
„Diese Gewohnheiten umzustellen, passiert nicht von heute auf morgen. Wir wollen die Attraktivität für Fußgänger und Radfahrer steigern, aber gleichzeitig darf der Schritt nicht zu radikal sein“, erklärt Pötzsch. Zum Beispiel in der Innenstadt Autos bewusst auszusperren. „Ziel soll es sein, dass jeder Verkehrsteilnehmer seine Berechtigung hat, dass der Handel Überlebenschancen hat.“ Welchen Schritt braucht es zuerst, was kann parallel passieren? Für Pötzsch ist es die größte Herausforderung, Kompromisse zu finden und Leute zum Umdenken zu bewegen.
Alle Formen des Verkehrs berücksichtigen
Vorschläge, wie sich dies mittelfristig gestalten und umsetzen lässt, sollen mit den Experten zum Verkehrsentwicklungsplan erarbeitet werden. „Es werden alle Formen des Verkehrs betrachtet. Auch Überlegungen zu Radwegen sollen in das Konzept einfließen: Wo machen sie Sinn? Wo müssen sie weiter ausgebaut werden?“, sagt Johannes Hofbauer.
Das Fahrrad ist für Pötzsch jedenfalls eine gute Alternative zum Auto, wohl wissend, dass dies weiterhin seinen Stellenwert haben wird. „Unsere Region ist nicht so gut angebunden wie Großstädte. Wir sind froh um unseren Stadtbus. Aber eine engere Taktung beispielsweise ist aus finanziellen Gründen nicht möglich.“ Ob ÖPNV, marode Straßen oder verbesserte Zugverbindungen, an vielen Stellen laufe man hinterher. Nur einige von vielen Herausforderungen.
Wie sollen Waldkraiburgs Verkehrsflächen künftig gestaltet werden, wie lässt sich der vorhandene Raum optimal nutzen? „Wir müssen das richtige Maß finden“, sagt Pötzsch, der dabei auch auf das Verständnis der Bürger hofft. „Irgendwann sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft und nicht überall lassen sich die von Bürgern gewünschten Maßnahmen umsetzen.“