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Anlaufstelle für Suchtkranke

Jahresbilanz beim Blauen Kreuz: „Als Süchtiger nicht länger ein Außenseiter der Gesellschaft“

Am Abend ein Bier oder ein Glas Wein. Für einige endet das in der Alkoholsucht
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Am Abend ein Glas Wein – manche Menschen greifen zum Alkohol, um dem alltäglichen Stress oder einem einschlägigen Erlebnis zu entkommen. Doch für einige endet das in der Alkoholsucht.

Mit ihren wöchentlichen Gruppengesprächen bietet die Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuzes in Waldkraiburg vielen Suchtkranken einen geschützten Raum. Was sich die Betroffenen erhoffen und wünschen.

Waldkraiburg – Einen Suchtmittel-freien Raum bietet die Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuzes für Suchtmittelabhängige und deren Angehörige. Jeden Montag trifft sich die Gruppe in der evangelischen Bunkerkirche. Das Jahresthema für 2023 lautete: „Hinsehen - Ansehen - Mehr sehen“. Im vergangenen Jahr wurden 48 Gruppenstunden abgehalten, an jeder Gruppenstunde nahmen acht bis zehn Personen teil.

Trotz der aktuellen schwierigen Zeiten und den damit verbundenen Risiken, waren die Türen stets offen für Menschen, die Hilfe suchten. „Eine Suchterkrankung oder eine Co-Abhängigkeit macht auch vor belastenden Zeiten nicht halt“, sagt Gottfried Menzel, Ortsvorsitzender und Gruppenleiter.. Gerade deshalb sei es von hoher Wichtigkeit, dass kranke, Hilfe suchende Menschen eine Anlaufstelle und einen Ansprechpartner haben, hält Menzel in seiner Jahresbilanz fest.

Unterstützung im gegenseitigen Austausch

Insbesondere Menschen, die in diesen Zeiten besonderem seelischen Druck, Ängsten und Sorgen ausgesetzt sind, würden in der gemeinschaftlichen Selbsthilfe und im gegenseitigen Austausch die erforderliche Unterstützung finden. „Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma. Abhängige Menschen brauchen umfassende Hilfe. Suchtkranke Menschen und Angehörige werden oft nicht als Person wahrgenommen, sondern nur als Klischee: der sogenannte „Alkoholiker/Drogenjunkie“ oder „Süchtige“, sagt Menzel.

Eine Suchterkrankung sei eine komplexe Erkrankung, die sich sowohl körperlich als auch psychisch auswirke. Bei diesen Personen steht laut Menzel auch der Zusammenhang der prägenden biografischen Erfahrungen in der Entstehung sowie bei der Bewältigung der Suchtkrankheit im gesamten Lebenszusammenhang im Vordergrund.

Flucht in die Sucht endet

„Wer wirklich wahrgenommen und gesehen wird, fühlt sich verstanden.“ Er dürfe endlich so sein, wie er wirklich sei, seine Flucht in der Sucht habe ein Ende. Nicht länger sei der Süchtige ein Außenseiter der Gesellschaft, ein Verstoßener oder ungewollter Mensch, sondern wieder ein geliebter und angenommener Mensch. „Wer so angenommen und angesehen wird, findet den Mut und die Motivation zur Veränderung und macht sich auf den Weg in ein neues Leben ohne Alkohol und/oder Drogen“, sagt Menzel.

Durch die erlangte Abstinenz könne er wieder in Würde, Freiheit und Gesundheit leben. „Der Weg zurück in die Gesellschaft und ins Arbeitsleben kann Stück für Stück beginnen. Dazu ist unsere Selbsthilfegruppe der ideale Ort“, ist Menzel überzeugt.

Von einer Sucht betroffen ist nicht allein der Süchtige. Eine Suchterkrankung ist eine Familienkrankheit, betroffen sei die gesamte Familie. „Auf einen Suchtkranken kommen etwa vier bis fünf Angehörige, die unter der Sucht leiden“, erklärt der Gruppenleiter. Auch für die Angehörigen seien die Begegnungen und der Austausch in der Gruppe wichtig.

Sehnsucht nach Wertschätzung

Die Sehnsucht nach Wertschätzung und wieder Mensch sein zu können, und nicht nur der Sucht ausgeliefert zu sein, sei groß. Hier können die Zermürbung und die Selbstvorwürfe durch die Gespräche mit anderen Angehörigen beendet werden. Eine neue Zukunft für „Mehr Leben“.

Ein weiterer Bereich, dessen sich die Selbsthilfegruppe angenommen hat, ist die Betreuung von Personen, die sich nach einem Führerscheinverlust auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung vorbereiten. Im Vordergrund steht hierbei eine selbstkritische Hinterfragung und Auseinandersetzung mit der bestehenden Alkohol- oder Drogenproblematik. Praktische Übungen wie mit einer Rauschbrille würden zu einem veränderten Bewusstsein über die Wirkungen beim Konsum von Alkohol oder Drogen im Straßenverkehr führen.

„Die Sehnsucht nach mehr Leben ist der Nährboden für eine Suchterkrankung. Aber zugleich der Nährboden, aus der Sucht auszusteigen“, sagt Menzel.

Wöchentliche Gruppenstunden

Jeden Montag von 19 bis 20.30 Uhr finden die Gruppenstunden in der evangelischen Bunkerkirche in Waldkraiburg statt. Die Gruppe ist für neue Teilnehmer jederzeit offen und für jedermann zur Information. Nähere Auskünfte erteilt Georg Menzel auch unter Telefon 08639/8784.

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