Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Minister bei der Viehvermarktungsgenossenschaft

Aiwanger in Waldkraiburg: „Die Mehrheitsbevölkerung wieder ernst nehmen“

Sebastian Brandmaier, Geschäftsführer der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben (links), besprach mit Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger die Probleme der Landwirte und Vermarkter.
+
Sebastian Brandmaier, Geschäftsführer der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben (links), besprach mit Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger die Probleme der Landwirte und Vermarkter.

Einen Tag nach seinem Auftritt in Erding besuchte Hubert Aiwanger in Waldkraiburg die Viehvermarktungsgenossenschaft. Dabei verwahrte er sich gegen Kritik an seiner Erdinger Rede. „Stammtischpolitik“ sei nicht negativ, so Aiwanger, der eisern an seiner Rhetorik festhält.

Waldkraiburg – Am Tag nach seinem Auftritt in Erding besuchte Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben (VVG) in Waldkraiburg. Bei den Vertretern der Genossenschaft und den Mitarbeitern war er herzlich willkommen, hörte er immer wieder „Gut gemacht.“ Seine Aussagen, seine Sprache, seine Art und Denken kamen an.

„Wir wollen, dass die Mehrheitsbevölkerung wieder ernst genommen und nicht an die Wand gespielt wird“, verteidigte Aiwanger seine Aussage in Erding, dass die schweigende Mehrheit sich die „Demokratie zurückholen“ werde. Sie hatte in den letzten Tagen zu viel Kritik geführt und Aiwanger des Populismus und der Übernahme von AfD-Terminologie beschuldigt.

„Mehrheitsmeinung der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen“

80 Prozent der Bevölkerung seien gegen das Heizungsgesetz. Das werde nicht ernst genommen, es werde einfach darüber hinwegregiert. „Die Regierenden müssen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen und umsetzen“, forderte Aiwanger. Nicht immer im Detail, aber „im großen Trend“. 

Die Politiker müssten wieder mit den Leuten reden und „Stammtischpolitik“ sei nicht negativ, sagte Aiwanger: „Da sitzen der Familienvater, der Unternehmer, der Handwerksmeister.“ Die sprechen von ihren Lebenserfahrungen, das sei ihm mehr wert als abstrakte Aussagen von Beratern. „Die normalen Leute müssen wieder bestimmen, wo die Politik hingeht. Sie müssen wieder Gehör finden. Darum muss man es ernst nehmen, wenn die Leute klatschen.“

Auch die Medien müssten „dem Handwerksmeister, der drei Kinder aufgezogen hat, mehr Aufmerksamkeit schenken, als dem 17-jährigen Klimakleber.“ Da hätten, so Aiwanger, die Menschen in Erding am meisten geklatscht.

Er spreche nicht die Sprache der AfD. Wer eine solche Wortwahl verbiete, sorge nur dafür, dass die AfD in Bayern 20 Prozent bekomme, sagte Aiwanger und unterstellt den Kritikern Kalkül: Sie hofften, dass der Anteil der Freien Wähler sinke und die CSU mit den Grünen regieren müsse. Dazu passe auch, dass die Landwirtschaft zurückgedrängt werden solle, „weil die Bauern tendenziell keine grünen Wähler sind.“ Die sollen weniger werden, dafür „Berlin-Kreuzberg prozentual mehr“. 

Politik macht Selbstversorgung kaputt

Das Gespräch mit den Vertretern der Genossenschaft reichte von den neuen Ernährungsempfehlungen, über die Vermarktung von heimischen Rindern und Vorgaben für den Tierschutz bis zu den Problemen der Landwirtschaft und deren Zukunft. 

Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten (von links): Rudi Zieglmayr (Ferkelabteilung), Anton Reiter (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender VVG), Josef Andres (Aufsichtsratsvorsitzender VVG), Staatsminister Hubert Aiwanger , Helga Eder (VVG Mitarbeiterin), Hubert Mayer (Vorstandsvorsitzender VVG), Franz Mitterberger (Abteilungsleiter Schwein/Ferkel) und Geschäftsführer Sebastian Brandmaier.

Die aktuelle Politik mache die heimische Tierhaltung, in ein paar Jahren die Selbstversorgung kaputt. Aiwanger: „Wenn wir wo weitermachen, bekommen wir die Bratwürstl nur noch aus China“ – und dort aus Massentierhaltungen. „Wir steuern auf eine Idealvorstellung zu, die ein Desaster auslöst.“ 

Bürokratie macht nur Probleme und schürt Ängste

Die Anwesenden waren sich einig, dass schon jetzt die Bürokratie viel zu viel sei. „Wenn einer Milch direkt vermarkten will, ist es heute schon komplizierter, als wie wenn er aufhört“, sagte Aiwanger. Auch habe jeder nur noch „panische Angst, dass er etwas falsch macht“.

Der erhaltenswerte bäuerlichen Familien-Betrieb werde zunehmend überlastet und komme an die Grenze seiner „körperliche und geistigen Belastungsfähigkeit“, vor allem wenn er es im Nebenerwerb mache. „Der Bauer soll eine Familie und einen großen Betrieb haben, am sozialen Leben teilnehmen und sich trotzdem rund um die Uhr darum kümmern, dass die Sau nicht dreckig ist. Das ist fast eine Schnittmenge, die leer ist.“ 

VVG-Geschäftsführer Sebastian Brandmaier warnte, dass die Latte so hoch gelegt werde, dass „zwei Drittel der Betriebe kein Land mehr sehen“. 

Landwirte sollen offensiver und professioneller auftreten

Aiwanger forderte aber auch bei den Landwirten ein Umdenken: Müsse jeder Betrieb wachsen? Sei es nicht sinnvoller, ihn stabil zu erhalten? Auch müssten die Landwirte ihre Anliegen offensiver und gemeinsam präsentieren: „Wir müssen robuster und professioneller werden und nicht nach dem Motto ‚Jetzt liebt mich keiner mehr, jetzt mag ich nicht mehr‘ handeln.“

Mitreden auch außerhalb der eigenen Zuständigkeit

Aiwanger versicherte, dass er auf seine Ministerkollegen Michaela Kaniber (Landwirtschaft, CSU) und Thorsten Glauber (Umwelt und Verbraucherschutz, Freie Wähler) einwirken werde: „Als stellvertretender Ministerpräsident erlaube ich mir das Recht, dass ich bei allen Themen mitrede, auch wenn es nicht meine Zuständigkeit ist.“ 

Trotz aller Horrorszenarien, Aiwanger war zuversichtlich: „Ich habe die Hoffnung, dass wir es vorher hinbringen und nicht, dass der Kahn erst im Dreck sein muss.“

VVG-Geschäftsführer Sebastian Brandmaier (links) zu Staatsminister Hubert Aiwanger: „Wir haben ein Stück Hoffnung in die Politik, weil es welche gibt, die uns verstehen, die unsere Sprache sprechen.“

„Hoffnung, weil es welche gibt, die uns verstehen“

Auch wenn Aiwanger am Tag nach Erding viel Kritik einstecken musste, den Vertretern der Viehvermarktungsgenossenschaft sprach er aus der Seele. VVG-Geschäftsführer Brandmaier: „Wir haben ein Stück Hoffnung in die Politik, weil es welche gibt, die uns verstehen, die unsere Sprache sprechen.“

Die Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben eG

Die Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben (VVG) besteht seit 1962 und vertritt die Interessen von rund 15.000 Landwirten. „Wir sind dafür da, dass der Bauer sein Rind und sein Schwein vernünftig vermarkten kann“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Brandmaier. Die Genossenschaft machte 2022 einen Umsatz von 300 Millionen Euro. Mit Aktionen wie „Bayerischer Ochse“ und „GrünlandKuh“ hat sie eigene Marketing-Aktionen. Zum 1. Januar 2024 fusioniert die VVG mit der „Erzeugergemeinschaften für Schlachtvieh Oberpfalz“ und der „Erzeugergemeinschaft Franken Schwaben Tierische Veredelung“.

Kommentare