Landeswettbewerb „Experimente antworten“
Mit Milch und Spülmittel zum „Superpreis“: Zwei erfolgreiche Nachwuchsforscher aus Waldkraiburg
Schon zum zweiten Mal haben Niklas Rochus (12) und Linus Holzner (13) den Superpreis beim Landeswettbewerb „Experimente antworten“ gewonnen. Wie sie mit Milch, Spülmittel und Farbspielen überzeugten.
Waldkraiburg – Niklas Rochus und Linus Holzner geben Milch in einen Teller und setzen in die Mitte einen Klecks Lebensmittelfarbe. Sie nehmen ein Wattestäbchen, tauchen dessen Kopf in Spülmittel und tippen in die Mitte der Farbe. Und siehe da: Die Farbe läuft in einem großen Kreis auseinander.
Das war eine Aufgabe von vielen beim Landeswettbewerb „Experimente antworten“ des bayerischen Kultusministeriums im vergangenen Schuljahr. Was passiert bei verschiedenen Farben? Was passiert bei verschiedenen Milchsorten? Wie entstehen Muster? All das haben Niklas und Linus ausprobiert und akribisch festgehalten.
Drei Wettbewerbsrunden finden in einem Schuljahr statt
Es ist nur ein Experiment von vielen, die es in drei Runden rund um die Themen Milch und Magnete gab. Der Wettbewerb richtet sich an naturwissenschaftlich Interessierte aus den Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Das Kultusministerium stellte die Aufgaben und die Schüler mussten sich unter Hilfestellung ihrer Lehrkräfte selbstständig lösen.
Nicht nur Experimentieren, auch Protokollieren gehört dazu
Claudia Hille und Marcella Sommaro betreuen den Wettbewerb am Gymnasium Waldkraiburg. Sie unterrichten Biologie und Chemie. „Die Versuche an sich machen unheimlich Spaß“, sagt Hille. Aber die Arbeit geht weit darüber hinaus: Alles, jeder Arbeitsschritt und jedes Ergebnis, gilt es fotografisch festzuhalten und zu dokumentieren.
Da kommen schnell mal mehr als zwanzig oder dreißig Seiten zusammen – für eine Wettbewerbsrunde. 36 Seiten haben Rochus und Holzner zu ihren Milch-Experimenten festgehalten. „Weil das so aufwendig ist, können wir als Lehrerinnen nur den Rahmen bieten und hoffen, dass die Schüler genügend Zeit und Durchhaltevermögen haben“, sagt Hille.
Rochus und Holzner tüfteln zu Hause – manchmal mehrmals die Woche
Die Lehrer bieten in der Schule regelmäßige Experimentierstunden an, in denen sie die Versuche mit den Schülerinnen und Schülern erarbeiten. Rochus und Holzner nahmen daran jedoch nicht teil. Sie holten sich die Materialien ab und starteten ihre Versuchsreihen zu Hause. „Da konnten wir uns jederzeit dransetzen, auch am Wochenende oder in den Ferien – manchmal sogar mehrmals die Woche“, erzählen sie.
„Die meisten hören nach einer Runde wieder auf“
Von Runde zu Runde werden die Aufgaben schwieriger. „Die meisten hören nach einer Runde wieder auf, weil die Experimente sehr viel Zeit kosten“, berichtet Hille. Nicht so Niklas und Linus.
Scheitern und Weitermachen gehört dazu
Tricky an den Versuchen ist, dass keine genaue Versuchsanleitung mitgeliefert wird. Stattdessen recherchieren und überlegen Schüler wie Lehrkräfte, wie der Versuch durchzuführen ist. „Manchmal verzweifle ich da auch als Lehrerin“, erzählt Hille.
Das Schwierige sei, dranzubleiben, auch wenn scheinbar nichts herauskommt. Auch Rochus und Holzner haben diese Erfahrung mehr als einmal gemacht. „Wir haben dann etwas anderes ausprobiert und dann hat es nach sehr langer Zeit endlich geklappt“, sagt Rochus.
Ihren Milchshake kreieren die Jungs mit viel Liebe zum Detail
Zu jeder Runde gehört auch eine Kreativaufgabe, zum Beispiel einen Milchshake zu kreieren und dessen Nährwerte zu berechnen. Linus und Niklas entscheiden sich für einen Schoko-Nuss-Milchshake und bearbeiten die Aufgabe mit viel Liebe zum Detail: Die Gläser präparieren sie vorher passend zum Inhalt mit herablaufender Schokolade.
Rochus und Holzner sind zwei von 57 Preisträgern
Mit ihrem Engagement hat das Team schon zum zweiten Mal den sogenannten Superpreis gewonnen. „Das ist schon eher die Ausnahme“, sagt Lehrerin Hille.
Im vergangenen Schuljahr gab es bayernweit etwa 3500 Einsendungen. 57 Teilnehmende gewannen den Superpreis und nur 15 davon zum zweiten Mal. „Wir haben beinahe jährlich Preisträger an unserer Schule, die Kolleginnen leisten da sehr gute Arbeit”, freut sich Schulleiter Thomas Fraundorfner.
„Dass man sich einen Superpreis erwartet, damit darf man nicht reingehen“, sagt Hille. Ein bisschen darauf gehofft haben Rochus und Holzner nach ihrem Erfolg im letzten Jahr aber trotzdem. Schließlich investierten sie etwa sechzig Stunden Arbeit.
Viele steigen nach der achten Klasse aus
Ab der achten Klasse sind neben den Versuchsdurchführungen und Protokollen auch noch chemische und physikalische Erklärungen nötig. „Das übersteigt den Schulstoff bei weitem, ich würde fast sagen, das ist zu anspruchsvoll“, sagt Hille. Auch Holzner besucht nun die achte Klasse und möchte wahrscheinlich kein weiteres Mal teilnehmen.
Die Laborausstattung steht im Zimmer immer griffbereit
„Die Schüler wechseln dann eher zu anderen Wettbewerben wie ‚Jugend forscht‘“, sagt Hille. Die nötige Ausrüstung haben die beiden Preisträger bereits: Im Vorjahr haben sie eine Laborausstattung gewonnen, die bereits wieder zum Einsatz kam. Nun gab es eine kleine Hebebühne mit Kolben und Stativ. Beide haben eine Kiste in ihrem Zimmer stehen, die alle Labormaterialien enthält: „So sind sie jederzeit parat.“


