Windkraft-Projekt in Taufkirchen
Windrad-Protest aus Schnaitsee: „Raubbau an der Natur“ durch „überdimensionierte Stromfabrik“?
Eigentlich sollen die Windräder in einem Waldstück bei Taufkirchen entstehen, doch auch Schnaitsee ist tangiert von dem Projekt. Seitens der unmittelbar betroffenen Nachbarn regt sich massiver Widerstand - und auch der Gemeinderat zeigt sich skeptisch.
Schnaitsee/Taufkirchen - Insgesamt fünf Windräder plant Toerring Green Energy Gmbh Seefeld in einem Waldstück. Die Flächen werden derzeit zur Forstwirtschaft genutzt und befinden sich im privaten Eigentum von Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach.
Somit handelt es sich um einen privilegierten Bau. Die Gemeinde Schnaitsee ist lediglich „berührt“ von dem Projekt, befasste sich dennoch in ihrer jüngsten Sitzung des Rats am 7. April mit dem Vorhaben.
Das Gebiet liegt im ausgewiesenen Vorranggebiet (VRG 20) des Regionalen Planungsverbands RP18 für Windkraft. Mit einer Gesamthöhe von knapp 250 Metern sollen sie künftig aus dem Forst an den Landkreisgrenzen Mühldorf und Traunstein ragen und mit einer Betriebsdauer von 25 Jahren - solange die Wirtschaftlichkeit gegeben ist - rund um die Uhr mit einer Anlagenleistung von 6.000 kW Energie gewinnen.
Energischer Widerstand seitens der Anwohner
Obwohl das Projekt noch nicht in trockenen Tüchern ist, setzen sich betroffene Anwohner bereits zur Wehr. Vier Eigentümerfamilien wandten sich mit konkreten Anliegen an die Gemeinde. Unter anderem sahen die Schnaitseer folgende Risiken:
- erhebliche Folgen für die Biodiversität - mitunter sind hier der Schwarzstorch und der Rotmilan heimisch - sowie eine Beeinträchtigung der Lebensqualität
- eine Gesundheitsgefährdung unter anderem durch Infraschall, Schallpegel und Schattenschlag sowie durch PFAS-Verbindungen, die in Rotorblättern von Windrädern verbaut sind und beim Betrieb freigesetzt werden
- Brandschutz: Gibt es einen Notfallplan oder eine Brandversicherung seitens des Betreibers, sollte die Anlage Feuer fangen?
- Nachteile durch Immobilienverlust sowie ein signifikanter Wertverlust für die gesamte Gemeinde
Ein Anrainer verfasste sogar einen „Brandbrief“, adressiert an Mühldorfs Landrat Max Heimerl: Darin fordert er, dass die Entstehung einer „überdimensionierten Stromfabrik“ nicht zugelassen werden darf und spricht von einem „Raubbau an der Natur“.
In den Augen von Bürgermeister Thomas Schmidinger und der Mehrheit des Gemeindrats liegen gewichtige Gründe vor, die die Gemeinde im Rahmen des Verfahrens als Träger öffentlicher Belange prüfen lassen will.
Schmidinger dazu: „Wir müssen uns bewusst sein: Genau wie die Gemeinde Unterreit haben wir hier keine Entscheidungsmacht, sondern werden nur um Stellungnahmen gegeben. Wir nehmen die Sorgen der Bürger ernst und werden die Einwände vorbringen. Mehr Einfluss aber haben wir in diesem Fall nicht, da sind uns Grenzen gesetzt.“
Die Ratsmitglieder sahen die Einwände jedoch als durchaus berechtigt an, unter anderem kam in der Diskussion die Frage auf, ob die Windausbeute in unserer Region überhaupt ausreicht und dass Windräder ja doch durchaus eine gewisse Dimension hätten, die einen klaren Einschnitt ins Landschaftsgebiet verursachen würden.
Einwände und Risiken sollen geprüft werden
Man war sich allerdings auch bewusst, dass das Sankt-Florian-Prinzip nicht immer als Argument zählt, wie Schmidinger unterstrich: „Ich habe seitens der Bürger schon oft den Satz gehört, dass man ja gar nichts gegen Windräder habe, aber doch nicht hier bei uns. Wir müssen aber auch in die Zukunft blicken und erneuerbare Energien sind nun mal nicht mehr wegzudenken heutzutage.“
Der Beschlussvorschlag wurde ohne Gegenstimme angenommen. Der Rat nimmt den vom Landratsamt Mühldorf vorgelegten Antrag zur Kenntnis und bezieht wie folgt Stellung: Die Bedenken der Eigentümerfamilien sollen in den anhängigen immissionsschutzrechtlichen Verfahren geprüft werden - außerdem soll der im Brandbrief genannte „Raubbau an der Natur“ sowie das Vorkommen des Schwarzstorches in diesem Gebiet fachlich geprüft werden. (mb)
