Schausteller-Geschäft wird schwieriger
Kein Autoscooter in Kraiburg – Bleiben kleine Volksfeste in Zukunft ohne Karussells?
Kraiburg sucht nach Schaustellern für das Volksfest: Denn die Schaustellerfamilie Zimmermann möchte nicht mehr kommen. Das sind die Gründe und so steht es um andere kleine Volksfeste im Landkreis.
Ampfing/Gars/Haag/Kraiburg/Neumarkt-St. Veit – Noch ist die Marktgemeinde Kraiburg auf der Suche, steckt in den Verhandlungen, um neue Schausteller für das von 13. bis 19. Juni geplante Volksfest zu gewinnen. Einfach gestaltet sich das nicht. „Der Losstand vom BRK ist auf jeden Fall wieder mit dabei“, sichert eine Sprecherin der Gemeinde zu. Sonst sei noch alles offen.
Denn die Schaustellerfamilie Zimmermann, die in den letzten Jahren die Fahrgeschäfte gestellt hat, hat für dieses Jahr abgesagt. Autoscooter, Kinderkarussell, Pfeil- und Dosenwerfen und ein Schießstand: Daran konnten sich die Kraiburger in den Vorjahren erfreuen. Nun wird das Fest ohne die Zimmermanns stattfinden.
„Schausteller sein, das ist meine Arbeit“, sagt Inhaber Richard Zimmermann. „Wir haben es in Kraiburg wirklich probiert und uns viel Mühe gegeben, aber wenn ich nichts verdiene, dann will ich auch nicht arbeiten“, erklärt er die Entscheidung.
Leute zieht es eher auf größere Feste
Er findet das schade, denn er mag die Region und Kraiburg als Ort, hat die Zusammenarbeit mit Gemeinde und Festwirt geschätzt. Es sind die Besucherzahlen, an denen es scheitert. „Die Kraiburger kommen nicht auf ihr eigenes Fest, sie gehen eher nach Waldkraiburg, wo mehr geboten ist“, erzählt er. Insgesamt sitze das Geld heute nicht mehr so locker. Trotzdem muss er für die Standgebühren aufkommen, für Strom, Personal, Steuern und Versicherungen. „Ich muss kein Vermögen verdienen, aber wenn ich nicht mal auf den Mindestlohn komme, reicht das einfach nicht.“
Mit den Einnahmen, die die Zimmermanns zwischen April und September machen, müssen sie das Unternehmen das ganze Jahr über am Laufen halten. „Es ist ein schweres Geschäft“, sagt er.
Die Zimmermanns sind Schausteller durch und durch, mit seinen Söhnen inzwischen in der vierten Generation. Aus dem niederbayerischen Pfarrkirchen kommend, kennen sie die Feste der Region, sind regelmäßig auch in Töging und zuletzt in Ampfing vertreten. „In Ampfing war es das erste Fest nach neun Jahren, das hat eingeschlagen“, erinnert sich Zimmermann.
Verträge direkt nach letztem Volksfest abgeschlossen
Die Gemeinde Ampfing plant heuer mit den gleichen Schaustellern. Eine gängige Vorgehensweise, auch in Töging sind sämtliche Schausteller vom letzten Jahr wieder mit an Bord. „Die Verträge sind schon alle unterschrieben“, teilt Bürgermeister Tobias Windhorst auf Anfrage mit. Die Schausteller seien mit dem Geschäft 2024 zufrieden gewesen und hätten unmittelbar nach Ende des Volksfestes erneut zugesagt.
Auch Sabine Dechantsreiter, die das Neumarkt-St. Veiter Volksfest organisiert, zeigt sich zufrieden: „Wir haben jedes Jahr die gleichen Schausteller und sie sind froh, dass sie wieder zu uns kommen dürfen.“ Tatsächlich erhalte die Stadt sogar viele Bewerbungen, die sie aber ausschlage. „Die Schausteller kennen die Gegebenheiten vor Ort nicht, oft sind die Fahrgeschäfte so groß, dass das gar nicht zu uns passt“, erklärt sie.
„Riesenrad werden wir hier nicht bekommen“
Generell haben es die Veranstalter der kleineren Volksfeste schwer, Schausteller zu finden. Das bestätigt Manuel Scheyerl, der das Volksfest in Haag veranstaltet. Auch dort habe man das Glück, auf altbewährte Schaustellerfamilien zurückgreifen zu können, die schon seit dem ersten Tag auf dem Haager Herbstfest sind. So könne man mit Autoscooter, Breakdance, Kinderkarussellen und Losbuden alles bieten, was das Kinder- und Volksfestherz begehre. Eine neue Attraktion wird in diesem Jahr ein Hupferl sein, ein sich schräg aufrichtendes Karussell.
Auch der Garser Festwirt Christian Lettl schätzt sich glücklich, dass alle Schausteller aus dem Vorjahr auch dieses Jahr wieder am Start sind. Besucher dürfen sich auch hier auf einen Autoscooter, ein Ketten- und ein Kinderkarussell und einen Losstand freuen. „Ein Riesenrad werden wir hier natürlich nicht bekommen – die Schausteller schauen schon, was lukrativ ist und in ihren Zeitplan passt“, erklärt er.
Optimistisch, dass sich noch Schausteller finden
Inwiefern ein Autoscooter für Kraiburg wirklich sinnvoll ist, stellt eine Sprecherin der Gemeinde selbst infrage. Richard Zimmermann ist sich sicher, dass sich das verhältnismäßig große Fahrgeschäft in dem kleinen Ort nicht lohnt. Teilweise habe er den Autoscooter um neun Uhr geschlossen. „Wenn keiner fährt, brauch’ ich auch nicht zu warten“, sagt er.
Doch Arbeit falle auch bei geschlossenem Geschäft an. „Das klingt vielleicht komisch, aber der Autoscooter braucht eigentlich eine 24-Stunden-Betreuung“, erzählt er. Betrunkene seien unachtsam, würden durchaus Dinge kaputtmachen. „Uns wird nichts geschenkt.“ Für die Kraiburger ist er dennoch optimistisch, dass sich noch Schausteller finden.
Die Gemeinde sucht unterdessen weiter, eine Sprecherin betont, dass noch alles offen ist. Schon vor den Zimmermanns sei es herausfordernd gewesen. „Da sind wir einfach zu klein, vor allem wenn woanders ein größeres Volksfest ist“, sagt sie.
Und wenn sich tatsächlich niemand findet? Das erste Mal wäre es nicht. Vielleicht könnten sich stattdessen die Vereine beteiligen, so eine erste Idee. Denn für die Sprecherin der Gemeinde steht fest: Das Kraiburger Volksfest wird in jedem Fall stattfinden.

