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Gedenken an Hubert Rösler zum 125. Geburtstag

„Wir wollen Heimat finden“: Wie Waldkraiburgs Stadtgründer eine „Herkules-Aufgabe“ bewältigte

Waldkraiburgs Gründungsbürgermeister Hubert Rösler.
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Als Architekt und Gründungsbürgermeister prägte Hubert Rösler die Entwicklung der Stadt Waldkraiburg.

Als Architekt entwarf er die Stadt, als Bürgermeister lenkte er die Geschicke: Hubert Rösler prägte Waldkraiburg maßgeblich. Am 27. Februar wäre sein 125. Geburtstag.

Waldkraiburg – Dort, wo nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein ehemaliges Rüstungswerk und Baracken standen, siedelten sich immer mehr Heimatvertriebene aus Ost- und Südosteuropa an. Sie bauten Wohnungen, gründeten Betriebe – und legten damit den Grundstein für eine Stadt, die heute mehr als 26.000 Einwohner zählt. Waldkraiburg hat sich zu einer Industriestadt entwickelt – mit Schulen, Sozial-, Sport- und Kultureinrichtungen. Vor 75 Jahren war das vermutlich für kaum jemanden denkbar. Doch es gab Menschen, die diese Entwicklung maßgeblich vorantrieben.

Einer von ihnen war Hubert Rösler – ein Architekt aus Nordböhmen, der im Jahr 1947 im Auftrag der Regierung einen Siedlungs- und Wirtschaftsplan für die Stadt entwerfen sollte. Er trug maßgeblich dazu bei, auf Ruinen eine Stadt zu gründen und zu gestalten. Nicht nur als Baumeister, sondern später auch als Bürgermeister prägte er die erste Vertriebenengemeinde der Bundesrepublik.

„Hubert Rösler hat sich im Juni 1947 entschieden, sich mit ganzer Kraft und vollem Einsatz für die Gründung der neuen Gemeinde Waldkraiburg einzusetzen“, erklärt Stadtarchivar Konrad Kern anlässlich des 125. Geburtstags. Er spricht von immensen Problemen, von einer „Herkules-Aufgabe“. „Viele konnten und wollten sich nicht vorstellen, dass das Projekt gelingen könnte“, fährt Kern fort.

„Wir wollen hier wirklich Heimat finden“

Heute weiß man: Das Projekt ist geglückt. 1950 wurde Hubert Rösler zum ersten Bürgermeister der neuen Gemeinde Waldkraiburg gewählt und hatte dieses Amt bis 1966 inne. In dieser Zeit legte er die entscheidenden Grundlagen für die weitere Entwicklung der Stadt. Bei der Gemeindegründungsfeier im Mai 1950 sagte er: „Wir wollen hier wirklich Heimat finden, wollen wirklich Wurzeln schlagen. Wir lehnen es darum ab, eine Gemeinde fremder Menschen in Bayern genannt zu werden, weil wir wirklich eine bayerische Gemeinde sein wollen.“

Welch tiefe Spuren Rösler in der frühen Stadtgeschichte hinterlassen hat, zeigt ein Stadtplan aus den 1970er Jahren. Darin waren alle Gebäude, die sein Architekturbüro plante und errichtete, farblich markiert. „Daraus geht hervor, dass damals mehr als die Hälfte aller Bauten in Waldkraiburg von ihm und seinen Mitarbeitern stammten“, erklärt Konrad Kern.

Röslers Bedeutung für die Stadt zeigt sich auch in zahlreichen Ehrungen, die er erhielt. Bereits 1952 verlieh ihm der damalige Bundespräsident Theodor Heuß das Bundesverdienstkreuz.

Die wichtigsten Verdienste für Waldkraiburg

- 1951 Bau der evangelischen und katholischen Bunkerkirchen
- 1953 Vertrag zwischen Bayerischer Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) und Gemeinde Waldkraiburg zum Erwerb der Infrastruktur
- 1954 Eröffnung der ersten Volksschule „Joseph von Eichendorff“
- 1955 Eröffnung des Waldbads als gemeindliche Einrichtung, Gründung der Gemeindewerke
- 1957 Bau der Mittelschule an der Dieselstraße
- 1959 Bau Haus Sudetenland, Übernahme Telefonnetz durch die Bundespost, Beginn der Erdgasversorgung (nach Oldenburg die zweite Stadt in Deutschland)
- 1960 Stadterhebungsfeier, Eröffnung Jahnstadion
- 1961 Bau der ersten Turnhalle (die erste moderne Turnhalle im Landkreis Mühldorf), Fertigstellung der 1.000 Wohnung der Baugenossenschaft
- 1962 Erwerb der Restliegenschaft der LfA und Gründung der Grundstücksgesellschaft Waldkraiburg (jetzt Stadtbau)
- 1963 Waldkraiburg hat mehr Einwohner als die alte Kreisstadt Mühldorf
- 1964 Bau der Pfarrkirchen Christkönig und Martin-Luther, Bau der Bayernbrücke und der Grundschule an der Dieselstraße
- 1965 Bau des Wasserhochbehälters auf dem Glatzberg, Bau der Kläranlage

Entwicklung schreitet rasant voran

Zu den zentralen Bauprojekten während seiner Amtszeit zählen unter anderem die evangelische und katholische Bunkerkirche, die Eröffnung der ersten Volksschule „Joseph von Eichendorff“, die Eröffnung des Waldbads als gemeindliche Einrichtung, der Bau der Diesel-Mittelschule oder der Bau des Wasserhochbehälters auf dem Glatzberg und der Bau der Kläranlage. 1959 startete die Erdgasversorgung, Waldkraiburg ist damit nach Oldenburg die zweite Stadt in Deutschland mit einem solchen Versorgungsnetz.

Die Entwicklung Waldkraiburgs schritt rasant voran: 1960 hatte die Baugenossenschaft bereits 1000 Wohnungen gebaut, Waldkraiburg wird im selben Jahr zur Stadt erhoben. Nur drei Jahre später hat Waldkraiburg schon mehr Einwohner als Mühldorf.

Zum Gedenken an Waldkraiburgs Gründungsbürgermeister legt Bürgermeister Robert Pötzsch am 27. Februar um 11.30 Uhr einen Kranz an dessen Grab nieder. Außerdem bereitet Stadtarchivar Konrad Kern eine Ausstellung mit dem Titel „Hubert Rösler (1900-1981) Bürgermeister - Architekt - Stadtplaner“ vor. Eröffnung ist am Sonntag, 27. April, um 17 Uhr im Haus der Kultur.

In der Ausstellung werden rund 100 Dokumente, Fotos, Urkunden, Baupläne und anderes mehr aus seinem Nachlass (im Stadtarchiv verwahrt), Leihgaben der Familie Rösler und aus tschechischen Staatsarchiven gezeigt. Viele Dokumente sind erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausstellung läuft bis 29. Juni.

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