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Gang in die Eigenständigkeit

Crash-Test für die Arbeitsplätze? Warum die ZF-Mitarbeiter in Aschau viel Grund zur Hoffnung haben

Der Aschauer Betriebsratsvorsitzende Hans-Peter Neumayer ist überzeugt, dass die Mitarbeiter von ZF Lifetec in Aschau keinen Crash erleben.
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Der Aschauer Betriebsratsvorsitzende Hans-Peter Neumayer ist überzeugt, dass die Mitarbeiter von ZF Lifetec in Aschau keinen Crash erleben.

ZF Friedrichshafen will sein Tafelsilber verkaufen: Dazu gehört auch der ZF-Standort in Aschau am Inn. Wie es mit den rund 1.000 Arbeitsplätzen dort weitergeht.

Aschau am Inn – In der Theorie gibt es kein Problem: Wenn ein Unternehmen gute, gefragte Produkte hat, dann hat es Erfolg, dann sind die Arbeitsplätze sicher. In der Realität sieht es immer wieder etwas anders aus. Davon können die rund 1000 Mitarbeiter von ZF in Aschau ein Lied singen.

Sie produzieren die Gasgeneratoren, die bei einem Unfall in Bruchteilen einer Sekunde die rettenden Airbags aufblasen. Ihre Generatoren sind top und gefragt. Trotzdem möchte ZF Friedrichshafen seit gut einem Jahr das Geschäft mit der „Passiven Sicherheitstechnik“, zu der Aschau gehört, loswerden, weil die Konzernmutter unter einer gewaltigen, milliardenschweren Schuldenlast ächzt. Gleichzeitig streicht ZF Friedrichshafen auch tausende Stellen.

Sorgen um den Arbeitsplatz

Daher sorgen sich seit gut einem Jahr die Mitarbeiter in Aschau um die Zukunft ihres Arbeitgebers, um ihren Arbeitsplatz, um die Tariflöhne, die betriebliche Altersvorsorge und vieles mehr. 

Hier kann der Aschauer Betriebsratsvorsitzende Hans-Peter Neumayer jetzt endgültig Entwarnung geben. Vor gut einem Jahr hatte ZF mit der IG Metall bereits einen Überleitungs-Tarifvertrag geschlossen, der jetzt in einen Tarifvertrag und eine Gesamtbetriebsvereinbarung gegossen wurde. 

„Beschäftigungssicherung für zwei Jahre“

„Damit ist eigentlich die Beschäftigungssicherung für zwei Jahre da“, so Neumayer gegenüber den OVB Heimatzeitungen. „Damit dürfte es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.“ 

Die Tarifbindung der deutschen Standorte sei ebenso gesichert wie unter anderem die Vereinbarungen zur betrieblichen Altersvorsorge, zur Erfolgsbeteiligung und zur Treueprämie, so Neumayer. „Damit wird es keine Überraschungen geben. Es werden für die nächsten fünf Jahre die Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge so erhalten bleiben, wie wir sie kennen.“ Das gebe den deutschen Mitarbeitern „einen sicheren Arbeitgeber“. 

Unabhängig vom neuen Eigentümer

Das sei unabhängig vom künftigen Eigentümer der Sparte „Passiven Sicherheitstechnik“. Die soll bis Mitte des Jahres endgültig ein eigenständiges Unternehmen sein und tritt jetzt schon als „ZF Lifetec“ auf. 

Unter anderem mit neuartigen zweiphasigen Airbags will ZF Lifetec auch in Zukunft wachsen.

Vorerst ist ZF Lifetec noch eine hundertprozentige ZF Tochter, so ZF Lifetec-Sprecher Christopher Rimmele. Wie es danach auf der Eigentümer-Seite weiter geht, ob das Unternehmen verkauft wird oder an die Börse geht, „da sind weiter alle Optionen offen.” 

Stärker wachsen als der Markt

Bei einem Pressetermin gab sich ZF Lifetec-Chef Rudolf Stark diesen Mittwoch (5. Juni) zuversichtlich. Die Ausgliederung aus dem ZF-Konzern biete größeren Freiraum für das Wachstum. Steigende Anforderungen an die Sicherheit und neue Mobilitätskonzepte führen dazu, „dass der Anteil an Sicherheitsausstattung weiter steigen wird“. Bis 2030 werde der Markt jährlich um rund vier Prozent wachsen. „Unser Ziel ist es, stärker als der Markt zu wachsen.“

Aschaus Betriebsrat Neumayer kann das mit Blick auf Aschau gegenüber OVB bestätigen: „Die Auftragsbücher sind voll. Wir haben Samstags-Arbeit. Wir sind kunden- und produktmäßig sehr unabhängig. Das ist für uns eine sehr sichere und für die Mitarbeiter eine stabile Zukunft.“

Neue Produkte für noch mehr Sicherheit

Dazu sollen auch neue Produkte beitragen, so Harald Lutz, Vize-Präsident der weltweiten Entwicklung. „Wir machen seit den 70er Jahren Produkte, die Leben retten.“ Er präsentierte auf dem Pressetermin neu konzipierte Lenkräder, zweistufige Airbags sowie aktive Sicherheitsgurte: „Neue Lösungen, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Die Reise zu mehr Sicherheit ist noch nicht zu Ende.“ 

Das stimmt auch Betriebsrat Neumayer optimistisch: „Für die nächsten fünf bis sieben Jahre bleibt Aschau der zentrale Betrieb für Neuentwicklungen“ und neue Produktionsabläufe, „die dann in die Welt hinausgehen“.

Aschau bleibt im Zentrum

„In Aschau stellen wir das sicherheits-kritischste Produkt her“, unterstreicht Unternehmenssprecher Rimmele: den Gasgenerator. Der werde auch in Zukunft „immer inhouse“ entwickelt und gefertigt, um die Qualität unter Kontrolle zu haben. Rimmele: „Aschau steht damit im Zentrum der Wertschöpfung des Airbags.“  

Und so hält Betriebsrat Neumayer fest: „Wohin die Reise auch geht, ob Börse oder Investor, der Standort Aschau ist gut aufgestellt und die Belegschaft hat klare Rahmenbedingungen für die Zukunft.“

Das Unternehmen ZF Lifetec

ZF Lifetec hat bei der passiven Sicherheitstechnik einen Weltmarktanteil von rund 20 Prozent. 40 Prozent seines Umsatzes (4,6 Milliarden Euro) erwirtschaftet das Unternehmen in Europa, 38 Prozent in Nordamerika und ein Fünftel in Asien. Wichtigste Produktgruppe sind die Airbags (43 Prozent des Umsatzes), gefolgt von den Lenkrädern (37 Prozent) und Sicherheitsgurten (20 Prozent). Weltweit beschäftigt das Unternehmen in 20 Ländern an 48 Standorten rund 36.000 Mitarbeiter.

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