Automobil-Zulieferer geht es schlecht
ZF plant deutschlandweit massiven Stellenabbau – auch in Aschau?
Laut Gesamtbetriebsrat könnten beim Automobilzulieferer ZF deutschlandweit in den nächsten Jahren bis zu 10.000 Stellen wegfallen, so BR24. Ist davon auch der Standort in Aschau betroffen?
Aschau – Am Donnerstag (18. Januar) meldete BR24, dass bis 2028 beim Automobilzulieferer ZF bis zu 10.000 Stellen „an allen deutschen Standorten“ wegfallen könnten. ZF hat in Aschau in der Airbag-Sparte knapp 1.000 Mitarbeiter. Was ist mit ihnen? Müssen sie sich Sorgen machen?
Mit über 50.000 Mitarbeitern allein ist Deutschland ist ZF laut dpa einer der größten Autozulieferer. Der Konzern gehört mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen.
Für Aschau erwarten wir eine stabile Entwicklung“
„Für den Standort Aschau erwarten wir eine stabile Entwicklung.“ Das ist die Antwort von ZF-Pressesprecher Christopher Rimmele auf eine Anfrage der OVB Heimatzeitungen. Auch auf wiederholte Nachfragen, ob Aschau von den Plänen des Konzerns betroffen oder ein Stellenabbau geplant sei, wollte er nicht konkreter werden.
Dabei hatten die Aschauer erst im vergangenen Sommer hörbar aufgeatmet, als sie mit der Konzernleitung nach einem langen und harten Ringen einen Überleitungstarifvertrag ausgehandelt hatten. Der schließt – im Falle eines Verkaufs der Airbag-Sparte – für mindestens zwei Jahre betriebsbedingte Kündigungen aus. Die Krux: Dieser Tarifvertrag tritt erst zum Zeitpunkt eines Verkaufs in Kraft.
ZF steckt in Schwierigkeiten
Aktuell steckt ZF in Schwierigkeiten, leidet unter dem Wandel zur Elektro-Mobilität, sind alte Produkte und Geschäftsmodelle nicht mehr zukunftsweisend. Gleichzeitig werden für die neuen Produkte weniger Mitarbeiter benötigt. Außerdem drücken ZF, so das Handelsblatt im vergangenen Sommer, rund zehn Milliarden Euro Schulden aus dem Kauf von TRW und Wabco.
ZF fahre einen „rigorosen Sparkurs“, zitiert BR24 diese Woche den Schweinfurter Betriebsratsvorsitzenden Oliver Moll. Daneben möchte ZF sein Tafelsilber verkaufen, um zusätzlich Geld zu bekommen. Zu diesem Tafelsilber zählt auch die Airbag-Sparte, die bei ZF „Divison R Passive Sicherheitssysteme“ heißt.
Airbag-Sparte wird für Investoren geöffnet
„Für die Division R mit ihren 35.000 MA an 45 Standorten in 22 Ländern bestehen hervorragende Wachstumschancen“, betont ZF-Sprecher Rimmele. „ZF öffnet derzeit die Division R für Investoren und stellt sie unabhängig auf.“
ZF Airbag in Aschau
Die Division R „Passive Sicherheitstechnik“ produziert Airbags, Sicherheitsgurte, Lenkräder, sie beschäftigt weltweit rund 35.000 Mitarbeiter. In Deutschland sind an den Standorten Alfdorf, Aschau, Aschaffenburg und Laage rund 3.800 Mitarbeiter beschäftigt; davon knapp 1.000 in Aschau.
Aschau ist das Zentrum für die Entwicklung von Gasgeneratoren für Airbags. „Aschau hat im Konzern einen sehr, sehr hohen Stellenwert“, unterstreicht Michael Ruster, Vize-Präsident der ZF Airbag Germany GmbH. „Wir sind der führende Standort für das globale Generatoren-Geschäft.“ Von Aschau aus wird das weltweite Generatoren-Geschäft gesteuert.
Dazu wird die Airbag-Sparte bis zum Jahresende aus dem Konzern ausgegliedert. Ziel sei ein (Teil-)Börsengang, der Einstieg eines Investors oder der Verkauf der Sparte. Rimmele: „Die Division ist wirtschaftlich sehr erfolgreich, sonst wäre das gar keine Möglichkeit/Perspektive.“ Sie ist im Bereich Automobil die profitabelste Sparte bei ZF und profitiert vom steigenden Einsatz von Sicherheitskomponenten in Fahrzeugen.
Rekordumsatz im Jahr 2022
2022 gab es für die Airbag-Sparte Aufträge im Wert von einer Milliarde Euro. Rekord. 2022 setzten die „Passiven Sicherheitssysteme“ 4,5 Milliarden Euro um, rund zehn Prozent des ZF-Konzerns. Das Betriebsergebnis liegt, so das Handelsblatt, zwischen 400 und 450 Millionen Euro.
Weltweit stammt jeder vierte Airbag von ZF; damit ist ZF die Nummer zwei. Rund 300 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in die Airbag-Sparte investiert werden, unter anderem auch in Aschau. Hier entsteht die neue Generation der Gasgeneratoren, neue Technologien und neue Anlagen kommen.
ZF warnt vor Panikmache
Laut dpa wollte das Unternehmen aus Friedrichshafen am Bodensee die bundesweit genannte Zahl zum Stellenabbau nicht kommentieren. Zu Spekulationen werde man sich nicht äußern, erklärte Personalchefin Lea Corzilius demnach, warnte aber vor „Panikmache“. ZF könne die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nachvollziehen. „Wir befinden uns knietief in der Transformation – und die kostet auch Beschäftigung“, so die Personalchefin gegenüber der dpa.
Auf Nachfrage verwies ZF-Sprecher Rimmele für Aschau nochmal auf die „stabile Entwicklung“: „Das dürfen Sie gerne als positive Nachricht für die Mitarbeiter interpretieren.“
Der Aschauer Betriebsratsvorsitzende Hans-Peter Neumayer wollte sich auf Nachfrage zu einem möglichen Stellenabbau nicht äußern und verwies auf die ZF-Pressestelle. Er erklärte aber, dass Aschau volle Auftragsbücher habe und es am Standort gut aussehe.
