Schwierige Suche nach Nachwuchs
Tradition mit „gscheitem Wumms“: Wie das Goaßlschnoizen in Aschau mit 50 Litern Bier begann
Jeden Donnerstag trainieren die Aschauer Goaßlschnoizer, um beim Gebietsschnoizertreffen am kommenden Sonntag (14. April) und anderen Festen zu glänzen. Das ist auch notwendig, denn die Tradition erfordert einiges an Kraft und Übung.
Aschau am Inn – Einmal die Woche, immer donnerstags, treffen sich die Aschauer Goaßlschnoizer zum Training. „Das ist notwendig, um die Ausdauer und Kraft zu haben“, sagt Christian Schmidinger. Nur in den Wintermonaten legen sie eine Pause ein, aber die mache sich hinterher bemerkbar.
16 Schnoizer und vier Musiker sind sie in Aschau derzeit. Die Jugendgruppe haben sie inzwischen mit der Erwachsenengruppe zusammengelegt. „Das hat sich leider nicht mehr gelohnt, uns sind zu viele weggebrochen“, sagt Schmidinger. Er schnoizt bereits seit 1986, ist im Trachtenverein der Goaßlschnoizervertreter. „Die letzten Jahre hatten wir, was das angeht, eine Durststrecke – es wird schwieriger, Nachwuchs zu finden.“
Ein Hobby nur für Männer?
Ist Schnalzen eigentlich ein männliches Hobby? „Frauen haben wir auch schon beim Schnoizen gehabt”, verneint Schmidinger. „Aber normalerweise ist das schon eher etwas für Männer, weil es so anstrengend ist.” Nach dem etwa halbstündigen Training merke er, dass ihm die Kraft im Unterarm ausgehe.
Denn einiges an Kraft ist nötig, um die Peitschen in Überschallgeschwindigkeit zu schwingen, besser gesagt die fransige Schnur am Ende, den sogenannten Schmitz. Etwa 1200 Kilometer pro Stunde muss er erreichen, damit es knallt und kracht. Georg Lanzinger, der bei den Goaßlschnoizern für alles Musikalische zuständig ist, hält die Gruppe dazu an, am Ende des Musikstückls noch einen „gscheiten Wumms hinten drauf“ zu setzen.
Musik muss ins Ohr gehen und verschiedene Kombinationen zulassen
Zwei Stückl werden sie beim Gebietsschnoizertreffen am kommenden Sonntag, 14. April, präsentieren. Etwa zwölf Stücke umfasst ihr Repertoire. Märsche eignen sich besonders gut zum Schnalzen, entscheidend ist, dass es einen Dreivierteltakt gibt. „Ein Stück sollte von der Melodie ins Ohr gehen und verschiedene Kombinationen zulassen, damit man etwas Neues reinbringen kann“, erklärt Lanzinger.
In Aschau ist er ein Goaßlschnoizer der ersten Stunde, einer von zwei noch aktiven Gründungsmitgliedern. Schon mit 16 Jahren hatte er eine Goaßl, schnoizen konnte er da allerdings noch nicht. Sein Vater dagegen schon, ihn habe er immer wieder gesehen. So richtig „infiziert“ wurde er dann beim Sommerfest seines Betriebs, als er 1972 seine Lehre begonnen hatte. Die Reichertsheimer Goaßlschnoizer hatten es ihm angetan.
„50 Liter Bier waren Anreiz genug“
Die heutige Tradition kommt von den Pferdefuhrleuten, die sich früher, wenn sie in einen Ort einfuhren, mit ihren Goaßln ankündigten. Die erste Schnoizergruppe fand sich in Aschau zusammen, als 1983 eine Wette geschlossen wurde: Wenn am 1. Mai 1984 beim Maibaumaufstellen Aschauer Goaßlschnoizer auftreten, sollte dies mit 50 Litern Bier belohnt werden. „Das war damals Anreiz genug”, erinnert sich Lanzinger. Optimistisch seien sie an die Sache rangegangen.
Gebietsschnoizertreffen am 14. April in Aschau (1)




Viele Stunden der Vorbereitung waren jedoch nötig. „Bis es das erste Mal kracht, dauert es so drei bis fünf Stunden”, schätzt Schmidinger. Aber um mit der Gruppe zu schnalzen, bauche es ungefähr ein Jahr. Dazu müsse man eine eigene Technik entwickeln. „Jeder schnoizt ein bisschen anders, das ist wie mit Schuhen”, sagt Schmidinger.
Begonnen wird mit der Grundform: Einer liegenden Acht. Um die nötige Geschwindigkeit zu erreichen, schlagen die Schnoizer mit dem Handgelenk einen kleinen Haken. Das erfordert Konzentration. „Wichtig ist, dass alle im Takt sind, dass der Rhythmus stimmt und die Schläge da sind, wo sie hingehören”, erklärt Lanzinger.
Mischung aus sportlicher Tätigkeit und Brauchtum
Das Gebietsschnoizertreffen, das am Sonntag, 14. April, ab 10 Uhr in der Aschauer Gemeindehalle stattfindet, gibt es bereits mehr als 30 Jahre. Jedes Jahr findet es in einem anderen teilnehmenden Trachtengau statt. „Uns geht es um den Austausch, das ist kein Wettbewerb”, betont Lanzinger.
Gebietsschnoizertreffen am 14. April in Aschau (2)




Und was lässt die Aschauer so lange dabei bleiben? „Mir gefällts, miteinand was zu machen und dass das Traditionelle erhalten bleibt”, sagt Schmidinger. Ähnlich geht es Lanzinger: „Wir haben hier einen guten Humor, es macht Spaß – für mich ist es eine gute Kombi aus sportlicher Tätigkeit und Brauchtum erhalten.” Da kann sich Kassier und Gründungsmitglied Matthias Meindl nur anschließen: „Ein Ende ist nicht absehbar.”

