Gelebtes Brauchtum seit 40 Jahren
Krachende Peitschen am Sonntag: Aschauer Trachtler laden zum Gebietsschnoizertreffen
In Aschau knallen die Peitschen: Seit 40 Jahren pflegen die Aschauer Trachtler die Tradition des Goaßlschnoizens und feiern das mit einem Gebietsschnoizertreffen am Sonntag, 14. April. Was es mit dieser Tradition auf sich hat und worauf sich Besucher freuen können.
Von Franz Kirsch
Aschau – Zum Gebietsschnoizertreffen laden die Aschauer Trachlter befreundete Gruppen aus dem Gauverband 1, Inngau Trachtenverband, Dreiflüsse-Trachtengau und Niederbayern Trachtengau am Sonntag, 14. April in die Aschauer Gemeindehalle ein. „Bei freiem Eintritt wird ab 10 Uhr auch für Besucher mit Weißwurstessen und einem Mittagstisch für das leibliche Wohl gesorgt“, heißt Goaßlschnoizervertreter Christian Schmidinger auch die Bevölkerung willkommen.
An der jährlich stattfindenden Veranstaltung nehmen in diesem Jahr elf Gruppen teil. Jede Gruppe führt ihr Musikstück, auch Schnoizer genannt, auf. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens werden in diesem Jahr die Aschauer Gründungsmitglieder geehrt.
Brauchtum geht auf Pferdefuhrleute zurück
Das heutige Schnoizen geht auf die Pferdefuhrleute zurück, die sich bei der Ortseinfahrt mit ihren Goaßln ankündigten. Um sich von den Anderen abzuheben, ließen sie sich immer wieder neue Taktfolgen einfallen. Heute geben die Musikstücke die Taktfolge vor, bei denen nach der Melodie oder der Begleitung geschnalzt wird.
Eine Wette führte zur Gründung der Aschauer Goaßlschnoizer
Die Gründung der Aschauer Goaßlschnoizer geht auf eine Wette im Jahr 1983 zurück. Es winkten 50 Liter Bier, falls am 1. Mai 1984 beim Maibaumaufstellen Aschauer Goaßlschnoizer auftreten. Schnell gruppierten sich um Bert Brunner sechs interessierte Burschen, die es versuchen wollten. Die Schnoizer der ersten Stunde waren Michael Ober, Georg Lanzinger, Johann Baumgartner, Gerhard Brosig, Matthias Meindl und Christian Meindl für die Bert Brunner mit dem Akkordeon den Takt und die Musik vorgab.
Die ersten Grundlagen und später weitere Kniffe zum Führen der Goaßln erlernten sie von Matthias Lanzinger, Vater von Georg Lanzinger aus Lindach und Jakob Gatterhuber aus Reichertsheim. „Zuerst müssen der ausgeschwungene Achter und der kurze Triangel als Grundfertigkeiten sitzen“, führte Georg Lanzinger aus, „ehe diese dann in der Gruppe in Gleichklang gebracht werden.“
Erfolg des ersten Auftritts spornte an
Durch Fleiß und Ausdauer präsentierten sie beim Maibaumaufstellen 1984 ihr erstes Schnoizerstück zur Amboss-Polka der Öffentlichkeit. Vom Erfolg des ersten Auftrittes angespornt, verfeinerten sie ihr Erlerntes und bald kamen auch neue Schlagfolgen dazu. Es wird auch abwechselnd gegeneinander geschnoizt und alles mit Tempowechseln verfeinert – so „einfach“ kann Schnoizen sein.
Bald zählte die Gruppe zu einer der Besten im Gebiet Inn-Salzach. Es folgten Auftritte in Berlin, an der Mosel und auf der Kampenwand. Aber auch in England, Italien, Slowenien und der Schweiz haben sie die Zuschauer begeistert. Bei Aschauer Festlichkeiten sind sie fester Bestandteil.
Aus der Jugendgruppe zu den Erwachsenen
Aufgrund der großen Nachfrage entschlossen sich die Schnoizer 1988 den Nachwuchs in einer Jugendgruppe zu unterrichten. „Das war auch eine Bestätigung für uns“, führt Georg Lanzinger aus, der 23 Jahre Goaßlschnoizervertreter war. „Denn es sind viele in die Erwachsenengruppe hineingewachsen.“ Aktuell gibt es allerdings keine Jugendgruppe, Jung und Alt trainieren derzeit einmal wöchentlich gemeinsam.
Der Musiker Bert Brunner (Akkordeon) hat mit Georg Holzner (Akkordeon) und Mathias Bruckeder (Tuba) eine willkommene Verstärkung bekommen. 2008 übergab Georg Lanzinger nach 24 Jahren das Amt des Goaßlschnoizervertreters an Christian Schmidinger, der seitdem die Gruppe führt. „Auch der Auftritt zur Eröffnung der Eisstock WM 2012 in Waldkraiburg bleibt immer in Erinnerung“, so Christian Schmidinger „genauso wie kürzlich zur Eröffnung der Europameisterschaften“.
Gebietsschnoizertreffen zum Erfahrungsaustausch
Zum Vergleich der Gruppen und zum Erfahrungsaustausch hat der damalige Gebietsvertreter Christian Kammerbauer die Gebietsschnoizertreffen ins Leben gerufen, bei denen sich die Aschauer Goaßlschnoizer von Anfang an beteiligten. Die Stoabacher Goaßlschnoizer sind für das Gebietsschnoizertreffen bestens gerüstet und freuen sich auf einen zahlreichen Besuch in der Aschauer Gemeindehalle, das mit einem gemeinsamen Schnoizer aller 110 Goaßlschnoizer ausklingen wird.




