Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

So hat der Stadtrat entschieden

Strom aus Windkraft nun auch in Neumarkt-St. Veit keine Illusion mehr

Windenergie in Neumarkt-St. Veit? Das bleibt Wunschdenken, während hier von der Ferne das Windrad aus Angerbach grüßt (links). Dennoch gehen die Neumarkter mit gutem Beispiel voran: Knapp 50 Prozent der konsumierten Energie wird rechnerisch durch Solarstrom und Biomasse erzeugt. Foto je
+
Kommt die Windkraft nun doch näher nach Neumarkt als auf dem Bild zu sehen? In Angerbach, unmittelbar hinter der Landkreis- und Bezirksgrenze, steht bereits ein Windrad. Der Neumarkter Stadtrat hat sich nun dafür ausgesprochen, dem „Landkreiswerk“ beizutreten.

Energieerzeugung, Stromvermarktung vor Ort, dazu die Wärmeversorgung: Das alles soll künftig in einer interkommunalen Gesellschaft gebündelt werden. Der Stadtrat von Neumarkt-St. Veit stimmte jetzt über das „Landkreiswerk“ ab.

Neumarkt-St. Veit – Energiegewinnung aus Sonne und Wind. Im Landkreis Mühldorf soll dies in Form eines sogenannten „Landkreiswerks“ zentral am Landratsamt koordiniert werden. Den Gemeinden will man auf diese Weise fachlich unter die Arme greifen. Hintergrund: Durch das „Wind-an-Land-Gesetz“ müssen die Planungsverbände bis Ende 2032 insgesamt 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie ausweisen, um eine generelle Privilegierung von Windkraftanlagen im Außenbereich zu vermeiden. Photovoltaik-Freiflächenanlagen sind bereits an Autobahnen und zweigleisigen Schienenstrecken ohne Bauleitplanung möglich.

Diplom-Ingenieur Christoph Mayerhofer, im Landratsamt Mühldorf zuständig für Klimaschutzmanagement, Kreis- und Regionalentwicklung, stellte in der jüngsten Stadtratssitzung das Konzept für eine interkommunale Gesellschaft vor.

Schaffung von Synergien

Der Klima-Experte erklärte, dass durch die gemeinsame Umsetzung von Projekten der erneuerbaren Energieerzeugung finanziell und auch organisatorisch Synergien geschaffen werden können. Die Wertschöpfung verbliebe in den Kommunen, die Akzeptanz in den Kommunen werde damit erhöht. Langfristiges Ziel sei es, die Bürger mit günstigem, erneuerbarem Strom zu versorgen.

Flächensicherung ein wichtiges Bestandteil

Ein gemeinsames Landkreiswerk hat zunächst die Aufgabe, mögliche Projekte in den Gebieten der beteiligten Kommunen zu finden und zu entwickeln. Nach Projektauswahl beziehungsweise -entwicklung soll das Ganze dann in Projektgesellschaften übergehen. An diesen können sich Kommunen und der Landkreis, aber auch Dritte wie Stadtwerke oder Bürgerenergiegenossenschaften – was Mayerhofer gleich als „unser absoluter Anspruch“ deklarierte – oder Industrieunternehmen beteiligen. Die Flächensicherung sei einer der nächsten zentralen Schritte.

Bis es allerdings so weit ist, bedürfe es eines Grundsatzbeschlusses, einer Absichtserklärung der Kommunen. Auf dieser Grundlage soll dann ein Business-Plan erstellt werden und am Ende die Gründung des „Landkreiswerks“ stehen.

Stadtrat Christian Perau (UWG) wollte zur Struktur dieses „Landkreiswerks“ wissen. „Sind die Personen dann beim Landratsamt angestellt, kommen die zu uns raus? Und viele Beschäftigte wären das denn?“ Angeblich würden laut Peraus ja pro Gemeindebürger fünf Euro Beitrag angesetzt. Wie Mayerhofer erklärte, werde der Landkreis laut aktueller Planung zwei Vollzeitstellen schaffen. Die fünf Euro seien lediglich als Größenordnung genannt worden. Der Betrag sei aber wohl eher als Obergrenze zu sehen: „Die Ermittlung der Kosten hat noch gar nicht stattgefunden!“

Vertragswerk erarbeiten, doch schon jetzt Flächen suchen

Peter Gruber (CSU) wollte wissen, wie lange es dauern werde, bis sich das Regionalwerk konstituiert hat. „Die müssen sich doch erst einmal einarbeiten.“ Dazu hieß es, dass der Landrat gemeinsam mit den beteiligten Kommunen ein Vertragswerk zur Umsetzung des Landkreiswerks erarbeiten werde. Danach soll es eine weitere Sitzung geben, in der die Verträge unterzeichnet würden. „Parallel dazu kann man schon erste Schritte gehen, zum Beispiel bei der Flächensicherung“, ergänzte Mayerhofer.

Wimmer sorgt sich um den Wald

Georg Wimmer (CSU) sorgte sich um den Wald. Er befürchtete, dass durch den Bau von Windrädern Wald weichen müsse. „Was passiert, wenn der Anlieger dagegen ist?“

Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG) verwies darauf, dass es Vorranggebiete gebe: „In diesen Vorranggebieten besteht eine Privilegierung, aber auch nur, wenn sich Grundstückseigentümer finden, die darauf was bauen wollen.“ Man sei nicht scharf auf Goldgräber, die uns was vor die Nase setzen, betonte Baumgartner. Die Erzeugung von erneuerbarer Energie soll geordnet erfolgen, „optimalerweise in kommunaler Hand“.

Ulrich Geltinger (SPD) sprach von einer „prinzipiell guten Idee“. Doch sei man zu spät: „Vor drei, vier Jahren wäre es besser gewesen. Jetzt aber haben wir eine Hochzinsphase.“ Sechs bis sieben Prozent Rendite seien nötig, damit sich der Bau von erneuerbaren Energieanlagen überhaupt rechne.

Am Anfang steht der Businessplan

„Deswegen gibt es ja auch den Businessplan zuallererst. Man kann so etwas wirtschaftlich durchrechnen“, erwiderte Mayerhofer. Dass sich eine Investition in diesem Sektor nicht rechnen würde, glaube er nicht. Man könne verlässlich planen, aber auch das Interesse der Wirtschaft vor Ort seien Faktoren, die eine Rolle spielen.

Baumgartner geht es um den grünen Strom

Und Baumgartner betonte: „Wir beschließen jetzt ja auch noch nichts. Es geht nur um eine Absichtserklärung, damit das Landratsamt weiterarbeiten kann.“ Für ihn gehe es nicht primär um Rendite, sondern um grünen Strom. Und VG-Geschäftsleiter Thomas Menzel machte deutlich: „Das Regionalwerk ist ein Planungswerk, das geht mit bis zur Baureife. Es wird nie bauen, sondern nur alles in die Wege leiten.“ Zu den Renditen sagte Menzel: Bis das erste Windrad steht, würden sicher noch fünf, sechs Jahre ins Land ziehen. „Wie es dann mit den Zinsen ausschaut, weiß heute niemand!“

Rendite sollte nicht im Vordergrund stehen

Ferdinand Rothkopf (CSU) fand: „Wichtig ist, dass hier eine professionelle Planung stattfindet. Wenn es eine kommunale Angelegenheit sein soll, dann sollte nicht die Rendite im Vordergrund stehen.“ Zumindest kostendeckend, ergänzte dazu seine Fraktionskollegin Rosmarie von Roennebeck. „Es geht in erster Linie um die Versorgung. Eine super Sache, und auf jeden Fall besser, als wenn jeder sein eigenes Süppchen kochen müsste!“ Es sei auf jeden Fall der Weg in die richtige Richtung. Mit 17:0 fand das auch der Stadtrat einstimmig.

Tagesordnungspunkt mit Flächenpooling abgesetzt

Das passte eigentlich ganz gut zum Thema: Auf der Tagesordnung der jüngsten Stadtratssitzung stand auch das „Flächenpooling für Windkraftanlagen im Bernloher Holz“. Zur Erklärung: Unter „Flächenpooling“ versteht man eine Ansammlung von Ausgleichs- und Ersatzflächen, in diesem speziellen Punkt aber von Flächen, die man zum Bau von Windkraftanlagen benötigt, wie es in der Gemeinde Schönberg geplant ist. Als Anliegergemeinde sollte die Stadt Neumarkt-St. Veit dazu Stellung beziehen. Das wurde aber vertagt. Einstimmig hat der Stadtrat den Punkt von der Tagesordnung genommen. Man will abwarten, bis das Regionalwerk gegründet ist.

Kommentare