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Zum Tode von Papst Benedikt XVI.

Wie ein Priester aus Neumarkt Joseph Ratzinger auf das seelsorgerliche Wirken vorbereitete

Prälat Max Blumschein (links) zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1954 mit Josef Ratzinger.
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Prälat Max Blumschein (links) zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1954 mit Joseph Ratzinger.

Papst Benedikt XVI. und Neumarkt-St. Veit: Auch die Rottstadt hat einen interessanten Berührungspunkt mit dem Geistlichen, der im Alter von 95 Jahren gestorben ist. Das ehemalige Café Blumschein spielt hier eine besondere Rolle.

Neumarkt-St.Veit - Dass der jetzt verstorbene Papst Benedikt in den 70er Jahren, damals noch als Erzbischof von München und Freising, Neumarkt-St. Veit einen Besuch abstattete, um den jungen Christen das hl. Sakrament der Firmung zu spenden, ist vielen Bürgern sicherlich noch in Erinnerung geblieben. Außer dieser Begegnung, die zu den normalen Aufgaben eines Bischofs gehören, gibt es noch einen weiteren Berührungspunkt mit einem Menschen aus Neumarkt-St.Veit, der bis heute weitgehend unbekannt geblieben ist.

Im Jahre 2006 erhielt das Neumarkter Stadtarchiv Besuch von Anton und Marianne Blumschein aus Peißenberg, die eine selbst erarbeitete Chronik ihrer Familiengeschichte zur weiteren Aufbewahrung übergaben. Ältere Neumarkter können sich sicherlich noch an das Kaffeehaus Blumschein am Johannesplatz (heute Elektro Frenzel) erinnern, das Ende der 50er Jahre geschlossen wurde.

Damit war eine langjährige Geschichte einer Neumarkter Bürgersfamilie zu Ende gegangen, die im Jahre 1731 begonnen hatte. Damals heiratete der aus Eichendorff stammende Lebzelterssohn Philipp Jakob Blumschein die Neumarkter Bürgerstochter Maria Eva Lanzinger, Tochter des Jakob Lanzinger, Mitglied des äußeren Rates und Lebzelter.

Die Primizfeier von Max Blumschein vor dem alten Rathaus in Neumarkt am 17. Juli 1910.

Zur Geschichte der Familie Blumschein

Über zwei Jahrhunderte wurde die Lebzelterei und Wachszieherei Blumschein von einer zur anderen Generation weitergeben. Als dann Kerzen industriell hergestellt wurden, betrieb man nur noch den Verkauf der Wachsware. Die Lebzelterei wurde zur Konditorei, die alte Wachswerkstatt hat man in eine gemütliche Kaffee- und Weinstube umgebaut. Und wo früher beim Blumschein die Wachsbleiche gewesen ist, hat man 1931 einen gemütlichen Kaffeegarten eingerichtet.

Die letzten Besitzer des Hauses waren Hans und Leni Blumschein. Hans Blumschein hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Der älteste Bruder Max, geboren am 14. November 1884, wurde im Jahre 1910 zum Pfarrer geweiht und hielt am 17. Juli 1910 in Neumarkt seine Primiz-Feier ab. Seine Schwester Anna Blumschein, geboren am 24. Dezember 1885, wurde seine Pfarrhaushälterin und folgte ihm zeitlebens durch sein seelsorgerliches Leben.

Geistlicher Rat Max Blumschein um 1960.

Der junge, schmächtige Kaplan war Joseph Ratzinger

Max Blumschein wurde Seelsorger der Pfarrei Hl. Blut in München-Bogenhausen, wo er bis zum Prälat und Geistlichen Rat aufstieg. Im Jahre 1951 kam ein junger schmächtiger Mann in seine Pfarrei, der nach seiner Priesterweihe seine erste Kaplansstelle in der Pfarrei Hl. Blut anzutreten hatte, sein Name: Joseph Ratzinger. In einem Artikel, der 1977 in der Süddeutschen Zeitung erschien, beschrieb der damals angehende Erzbischof von München und Freising seine Erlebnisse aus dieser Zeit.

Ratzingers Kaplanzeit begann nämlich mit einer Ausleihe nach Moosach, wo er die 12.000 Katholiken alleine betreuen musste. Ratzinger berichtete damals: „Es passierte so ungefähr alles, was passieren konnte. Die Nachbarpfarreien waren nur schwach besetzt, fast täglich musste ich einen Menschen auf seinem letzten Weg begleiten, Beerdigen – das habe ich damals gelernt.“

Schlichte Gläubigkeit für intellektuelle Kirchenmitglieder

Nach vier Wochen kam Ratzinger endlich nach Bogenhausen, zu Blumschein, und er erzählt: „Prälat Blumschein war ein Original, aber auch ein herausragender Seelsorger, der mit seiner schlichten Gläubigkeit die vorwiegend intellektuellen Mitglieder seiner Pfarrei mehr beeindruckte, als er es mit intellektuellen Reden gekonnt hätte.“

In Radtouren die Pfarrei erkundet

In ausgedehnten Radltouren, treppauf, treppab, habe Blumschein seinem Kaplan die Pfarrei gezeigt. „Die Pfarrjugend beschlagnahmte mich sofort. Sie hatten das alte Leichenhaus von St. Georg als Jugendheim ausgebaut – und wenn man sich‘s heute auch nicht mehr vorstellen kann, es war schön.“

Anton und Marianne Blumschein, deren Onkel der Prälat Max Blumschein war, schrieben dem Heiligen Vater im Jahr 2005 über diese Familiengeschichte einen Brief nach Rom. Und prompt folgte ein Antwortschreiben. Papst Benedikt XVI. beantwortete am 12. September 2005 aus Castel Gandolfo den Brief wie folgt: „Liebes Ehepaar Blumschein – Ganz herzlichen Dank für Ihren Brief, über den ich mich sehr gefreut habe. Sie haben die schöne Zeit wieder aufleben lassen, in der ich in der Pfarrei München-Bogenhausen mit Ihrem Onkel, dem unvergesslichen Geistlichen Rat Blumschein, als Kaplan wirken durfte.“

Antwortschreiben vom Papst persönlich

Es seien Jahre voller Aufbruch und Hoffnung gewesen, „in denen mich das priesterliche Beispiel Ihres Onkels inspiriert und geführt hat“, schreibt Papst Benedikt. Und weiter: „Auch Ihre Tante, Frau Anni Blumschein, ist mir in bester Erinnerung; gern werde ich ihrer im Gebet gedenken.

Er weist darauf hin, dass es auch in Traunstein zwei Schwestern Blumschein gab, die zusammen eine katholische Buchhandlung geführt hätten, in der Ratzinger gern die wenigen Bücher eingekauft habe, die er sich damals habe leisten können. „So hat mich der Name Blumschein durch Jahrzehnte hindurch begleitet, und ich freue mich, jetzt von Ihnen gehört zu haben und so die alte Verbindung noch einmal aufleben zu sehen. Herzliche Grüße und Segenswünsche im Herrn Ihr, Benedikt XVI.“

Der in Neumarkt-St. Veit geborene und aufgewachsene Prälat Max Blumschein starb am 13. Oktober 1965, seine Schwester Anna, die ihm als Pfarrhaushälterin diente, ging ihm am 4. August 1955 voraus.

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