Weggefährten, Glaubensbrüder und Politiker erinnern sich
„Er war einer von uns!“: Tiefe Betroffenheit in der Region über den Tod von Benedikt XVI.
Tiefe Betroffenheit herrscht in den Landkreisen Mühldorf und Altötting über den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Wie Weggefährten, Glaubensbrüder und Politiker aus der Region seiner gedenken.
Mühldorf/Aschau - Neumarkt-St. Veits Pfarrer Franz Eisenmann hat die Nachricht zum Tode von Papst Benedikt XVI. aus dem Radio erfahren. Man habe bereits mit dem Ableben des Geistlichen aufgrund der Nachrichtenlage in den Tagen rechnen müssen, so Eisenmann, der sich tief betroffen zeigt: „Es bestand schließlich noch Hoffnung, als es hieß, sein Zustand habe sich stabilisiert.“
Doch Eisenmann sagt auch, dass der bayerische Papst ein gesegnetes Alter erreicht habe: „Es sei ihm gegönnt, dass er nun gehen durfte!“, so Eisenmann weiter, der von einem herausregenden Kirchenmann spricht.
Beim 2. Vatikanischen Konzil als Berater mit dabei
Eisenmann erinnert daran, dass Joseph Ratzinger bereits beim 2. Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren als Berater mit dabei gewesen sei. „Lange Jahre hat er als Präfekt und Kardinal Akzente gesetzt. Er war einer von uns!“ Eisenmann will nicht verhehlen, dass es auch dunkle Kapitel während des Wirkens von Joseph Ratzinger als Geistlicher gegeben habe. Eisenmann verweist auf das Missbrauchsgutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Erzdiözese München und Freising, das den emeritierten Papst Benedikt belastet hat und vor knapp einem Jahr für Schlagzeilen gesorgt hatte. „Doch hier maße ich mir kein Urteil an, das sollen andere beurteilen.
Ein trauriger Geburtstag für Rupert Anzenberger
Rupert Anzenberger aus Aschau am Inn war ein Mitschüler von Papst Benedikt. Er nahm die Nachricht vom Tode Ratzingers mit Trauer auf: „Ich kann an Silvester meinen 96. Geburtstag feiern, was eigentlich sehr schön ist. Doch nun ist mein Geburtstag sein Todestag, das macht die Sache für mich ein bisschen schwer.“ An seinen ehemaligen Schulkameraden denke er gerne zurück. „Wir waren vier Jahre lang Schulkameraden.“ Im Fernsehen werde jetzt viel über Benedikt XVI. berichtet, „das schaue ich mir oft und gerne an“.
Altbürgermeister steht hinter Ratzinger
„Benedikt erreichte ein gesegnetes Alter. Auf seinen Tod musste man sich hinsichtlich der Medienberichte einstellen“, sagt Josef Huber, Altbürgermeister von Aschau. „Ich stehe hinter Joseph Ratzinger, denn ich habe ihn als aufrichtigen, gutmütigen und demütigen Menschen kennen gelernt. Er bleibt bei mir in bester Erinnerung.“ Er erinnert sich gerne an den 4. Oktober 2006, als er mit einer Delegation aus Aschau nach Rom gereist sei. „Die Privataudienz gehört zu meinen schönsten Erlebnissen.“ Und weiter sagt Huber: „Was unserem bayerischen Papst im Bezug auf das Missbrauchsgutachen alles angehängt wurde, ist für mich nicht in Ordnung. Vielleicht sollten sich die Kritiker besser informieren.“
Viele Erzählungen von der Mutter
Matthias Salzeder, langjähriger Aschauer Gemeinderat, verrät, dass ihm bereits in jungen Jahren von Joseph Ratzinger erzählt worden sei, weil seine Mutter mit ihm in Aschau zur Schule gegangen sei. „Später lernte ich den ehemaligen Aschauer persönlich kennen und zwar noch in seiner Zeit als Münchner Kardinal. Mit unserer Aschauer Rhythmusgruppe, für die meine Frau Kathi viele Lieder schrieb, sind wir bei verschiedenen Festen, wie beispielsweise beim Korbiniansfest in Freising aufgetreten.“ Der Kardinal zelebrierte die Messe.
Hochintelligenter und bescheidener Mensch
„Mit unserer Pfarrei sowie mit dem Musikverein bin ich insgesamt bei fünf Romfahrten als Reiseführer dabei gewesen. Wir hatten jedes Mal Kontakt zu Ratzinger, als er noch Kurienkardinal war und später auch als Papst.“ Für ihn sei Benedikt ein hochintelligenter und bescheidener Mensch gewesen. „Bei Unterhaltungen rutschte er ganz schnell zurück in seinen bayerischen Dialekt!“ Salzeder betont, er habe Respekt vor Ratzingers Lebensleistung.
Blaskapelle Altmühldorf reiste mehrmals nach Rom
Der Kontakt zu seiner bayerischen Heimat war stets gut gepflegt worden. Darüber zeugen auch die Reisen der Blaskapelle Altmühldorf, die Ratzinger in dessen Zeit als Kardinal in den 80er Jahren besucht hat. 1982 und 1988 fanden die Besuche in Rom statt, bei denen die Blaskapelle unter deren Vorsitzenden Alois Wilhelm herzlich von Kardinal Josef Ratzinger empfangen worden sei. Damals, so steht es in der Vereinschronik der Baksapelle, sei die Blaskapelle Altmühldorf die erste Kapelle gewesen, die Joseph Ratzinger nach seiner Ernennung zum Kurienkardinal in Rom besucht habe und ihm musikalische Grüße aus seiner bayerischen Heimat übermittelte.
Landkreismusiker bei der Benedetto-Parade in Rom mit dabei
Diese kleine Tradition der Reisen in den Vatikan setzte sich 20 Jahre später, 2008, fort, als die Altmühldorfer Musiker an der Benedetto-Parade in Rom teilnahmen, um dem zum Papst Benedikt XVI. gewählten Joseph Ratzinger die Ehre zu erweisen. Gemeinsam mit anderen Musikern aus der Umgebung, unter anderem aus Oberbergkirchen, Buchbach und von der Stadtkapelle Mühldorf, gestaltete die Kapelle unter der Leitung von Sepp Eibelsgruber einen Gottesdienst in St. Peter mit und zog am Tag darauf über den Petersplatz und die Straßen des Vatikan.


